Nach dem Absturz einer Kabine der Seilbahn Streso-Alpino-Mottarone mit 14 Toten geht die Suche nach der Unglücksursache weiter. Die Staatsanwaltschaft der Gemeinde Verbania in der Region Piemont übernahm die Ermittlungen. Die Gondel mit den Ausflüglern war am Pfingstsonntag im Bereich des zweiten Abschnittes von Alpino-Mottarone kurz vor der Bergstation auf 1.385 m aus zunächst ungeklärter Ursache in die Tiefe gestürzt.
Am Montag bestätigte das israelische Außenministerium den Tod von fünf Staatsbürgern. Es handele sich um Mitglieder einer Familie, teilte die Behörde in Jerusalem mit. Getötet wurden bei dem Unglück demnach ein Ehepaar und ihr zweijähriger Sohn, die in Italien lebten und arbeiteten. Gestorben seien zudem die Großeltern der Frau, die zu Besuch in Italien waren. Ein fünfjähriger Sohn des Paares sei schwer verletzt worden und werde in einem Krankenhaus behandelt. Er habe schwere Frakturen an den Beinen erlitten und sei am Sonntagabend operiert und stabilisiert worden, berichtete die Agentur Adnkronos.
Ein Ermittler der Carabinieri sagte laut Nachrichtenagenturen, ein Stahlseil habe sich gelöst. Der 1.491 Meter hohe Monte Montarrone ist für seine Aussicht auf die Borromäischen Inseln im Lago Maggiore und sein Berg-Panorama bekannt. Im Winter ist das Gebiet Ziel vieler Skifahrer. Bilder der Feuerwehr und der Polizei zeigten die völlig zerbeulte Kabine an einem steilen Hang in einem Waldstück. Das Gebiet sei schwer zugänglich gewesen, hieß es von den Rettern.
"Mit großer Trauer habe ich von dem tragischen Unfall der Stresa-Mottarone-Seilbahn erfahren", teilte Italiens Ministerpräsident Mario Draghi mit. Er spreche den Familien der Opfer sein Beileid aus. Staatspräsident Sergio Mattarella sprach von einem "tiefen Schmerz", den das Unglück ausgelöst habe. Auch Außenminister Luigi Di Maio und andere Minister aus dem Kabinett Draghi zeigten sich via Twitter bestürzt über das Unglück.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sprach den Familien der Opfer per Twitter "Europas tiefes Mitgefühl" aus. EU-Ratspräsident Charles Michel und der EU-Parlamentspräsident David Sassoli drückten ebenfalls ihre Anteilnahme aus.
Der Präsident der Region Piemont, Alberto Cirio, forderte bei "Rainews 24" die Aufklärung des Unglücks. Italien sei ein Land der Sicherheit. Erst seit Samstag dürfen in Italien die Seilbahnen wieder nach Monaten der Schließung wegen der Corona-Pandemie ihren Betrieb für Ausflügler aufnehmen. Das hatte die Regierung kürzlich beschlossen. Italien will schrittweise die Corona-Beschränkungen lockern. Die Touristen-Saison soll ab Juni beginnen können. Zuletzt wurde auch die nächtliche Ausgangssperre verkürzt und die Außengastronomie geöffnet.
Die gesamte Gegend um den Lago Maggiore zieht viele Urlauber an. Der Monte Mottarone gehört zu den beliebten Ausflugszielen an dem See. "In zwanzig Minuten vom See zum Berg", damit wirbt die Seilbahn Funivia Stresa-Alpino-Mottarone auf ihrer Webseite. Das Panorama auf dem Gipfel soll zu einem der schönsten gehören. Im Winter kommen Ski-Sportler in die Gegend. Im Sommer sind viele Wanderer dort unterwegs.
Gegenüber der Nachrichtenagentur AGI bestätigte Anton Seeber, Geschäftsführer des Sterzinger Seilbahnbauers Leitner, dass das Südtiroler Unternehmen die Anlage am Lago Maggiore regelmäßig prüft. Demnach erfolgte die letzte Revision erst im November 2020. "Es waren dabei keine Auffälligkeiten aufgetaucht", so Seeber gegenüber der Agentur AGI. Im August vor fünf Jahren sei von Leitner die Anlage am Lago Maggiore generalüberholt worden.
Gegenüber RAI Südtirol äußerte sich auch Nicola Barbolini, geschäftsführender Direktor im Amt für Seilbahnen der Südtiroler Landesverwaltung. Er erklärte, dass beispielsweise der Grund für einen Riß des Tragseiles eventuell Korrosion sein könnte. Hierbei wird ein Teil oder werden Teile des Tragseiles aus dem Inneren heraus durch Oxidation zersetzt. Die Kontrolle dieser inneren Brüche des Drahtseils sei nicht so eindeutig erkennbar. Eine Kontrolle des Tragseiles, so Barbolini gegenüber RAI Südtirol, würde jährlich mittels einer magnetinduktiven Überprüfung erfolgen. Beim Tragseil könnten jedoch nur die zugänglichen Teile des Seils überprüft werden. Jene Teile des Tragseils, welche auf den Stützen liegen, könne man erst im Rahmen der fünfjährigen Generalrevision überprüfen. Die Abschnitte des Tragseiles, welche auf den Stützen liegen, würden dann entsprechend verschoben werden, um etwaige Probleme oder Schwachstellen an den Seilen zu erkennen.