Mottarone: Wendepunkt in den Ermittlungen

Nerini und Perocchio auf freiem Fuß: Hausarrest für Tadini

Es ist eine Niederlage für die Staatsanwältin Olimpia Bossi. Nach dem tragischen Unglück einer Kabine der Seilbahn Stresa-Mottarone hat sie drei Verantwortliche der Seilbahn verhaften und in U-Haft überstellen lassen: Den Cheftechniker der Seilbahn Gabriele Tadini, den Geschäftsführer der “Ferrovie del Mottarone” Luigi Nerini und den 51jährigen Betriebsdirektor und Leitner-Mitarbeiter Enrico Perocchio. Donatella Banci Bonamici, Präsidentin der Strafsektion der Gerichts von Verbania und im Fall des Seilbahnunglücks von Mottarone Richterin für die Vorerhebungen, hat die Vorwürfe der Staatsanwältin Olimpia Bossi zum Seilbahnunfall von Stresa-Mottarone demontiert. Nerini und Perocchio wurden noch in der Nacht auf Sonntag aus der Haft entlassen und sind auf freiem Fuß. Der Cheftechniker Tadini, aufgrund seines Geständnisses, konnte ebenfalls das Gefängnis verlassen. Er befindet sich in Hausarrest. Die Staatsanwaltschaft hingegen ist weiterhin überzeugt von der Mitwisserschaft und der Mitschuld der beiden anderen Betriebsverantwortlichen der Seilbahn: "Wir machen weiter, überzeugt von den Vorwürfen", sagte Staatsanwältin Bossi zu den Medien.

Das gerissene Zugseil der Seilbahn Stresa-Mottarone. Links: Der Cheftechniker der Seilbahn Gabriele Tadini verlässt das Gefängnis von Verbania.

Gegen 23.15 Uhr am Samstagabend erreichte die Entscheidung der Richterin für die Vorerhebungen des Gerichts von Verbania, Donatella Banci Bonamici, die Betroffenen. Der Geschäftsführer der Seilbahn Stresa-Mottarone Luigi Nerini (56) und der Betriebsdirektor und Mitarbeiter des Sterzinger Seilbahnbauers Leitner Enrico Perocchio (51) konnten das Gefängnis von Verbania als freie Männer verlassen. Lediglich der Cheftechniker der Seilbahnanlage Gabriele Tadini (63) wurde unter Hausarrest gestellt. Er hatte gestanden die rot gefärbten Klammern an der Bremsanlage der Seilbahnkabine angebracht zu haben, damit die Bahn trotz der bestehenden technischen Probleme ihre Fahrt ohne mögliche Fehlschaltungen der Notbremse fortsetzen kann.

Nach weniger als 96 Stunden haben somit alle drei Betriebsverantwortlichen für die Seilbahn das Gefängnis von Verbania verlassen, nur der Cheftechniker der Seilbahn wird seine Haft zu Hause fortsetzen.

Verantwortlich für die Enthaftung der drei Verantwortlichen ist die Richterin für die Vorerhebungen des Gerichts Verbania, Donatella Banci Bonamici. Sie kam nach der Haftprüfung der drei Verantwortlichen der Seilbahn Stresa-Mottarone zur Überzeugung, dass es nicht genügend Beweise für die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft für eine gemeinschaftliche Mittäterschaft zur fahrlässigen Tötung und schweren Körperverletzung, der Fälschung von Urkunden und der vorsätzlichen Entfernung von Sicherheitsvorrichtungen zur Verhinderungen von Unfällen, die zu einer Katastrophe führten, gab.

Wie die Staatsanwältin von Verbania, Olimpia Bossi, gegenüber der Presse erklärte, waren es genau die Aussagen des Cheftechnikers Tadini, welche von der Ermittlungsrichterin als nicht für glaubwürdig eingestuft wurden. Tadini hatte gegenüber den Ermittlern behauptet, dass auch der Geschäftsführer des Seilbahnbetriebes Luigi Nerini sowie der Betriebsdirektor und Leitner-Mitarbeiter Enrico Perocchio vom Anbringen jener Klammern, die das Bremssystem der verunglückten Seilbahnkabine außer Betrieb setzten, informiert waren. Stattdessen habe die Richterin Nerini und Perocchio geglaubt, welche "die ganze Verantwortung auf Tadini abgeladen haben".

Für die Richterin für die Vorerhebungen des Gerichts von Verbania Donatella Banci Bonamici waren auch die Aussagen der Angestellten der Seilbahn von Mottarone ausschlaggebend für die Enthaftung von Nerini und Perocchio. Die Mitarbeiter der Seilbahn hätten ausschließlich den Cheftechniker Tadini belastet, während niemand über den Geschäftsführer oder den Betriebsdirektor sprach. "Alle Mitarbeiter der Bahn waren sich einig darüber, dass die Entscheidung die Klammern am Bremssystem der Kabine anzubringen alleine von Tadini getroffen wurde", schrieb die Richterin in ihrer Verfügung, mit der sie den Hausarrest für Tadini anordnete und die beiden anderen Inhaftierten freiließ, mit der Begründung, dass diese Aussagen die von Tadini gemachten Anschuldigungen widerlegen.

Staatsanwältin Olimpia Bossi kündigte an die Ermittlungen gegen alle Verantwortlichen weiter führen zu wollen. "Das Verfahren ist erst in der Anfangsphase" und die Ursachen für den Riss des Zugseils, welches die Katastrophe auslöste, sind noch nicht geklärt, ebenso wenig wer sich hierfür verantworten muß", erklärte Staatsanwältin Bossi.

Bei dem tragischen Unglück vor einer Woche kamen in der abgestürzten Kabine 14 Menschen ums Leben, darunter zwei Kinder im Alter von zwei und neun Jahren. Einzig überlebt hat den Absturz der Seilbahnkabine ein fünfjähriger Junge. Seine Eltern, sein zweijähriger Bruder und seine Urgroßeltern, der aus Israel stammenden Familie, fanden bei dem Unglück ihren Tod.

VOX News Südtirol / red