Gegen 23.15 Uhr am Samstagabend erreichte die Entscheidung der Richterin für die Vorerhebungen des Gerichts von Verbania, Donatella Banci Bonamici, die Betroffenen. Der Geschäftsführer der Seilbahn Stresa-Mottarone Luigi Nerini (56) und der Betriebsdirektor und Mitarbeiter des Sterzinger Seilbahnbauers Leitner Enrico Perocchio (51) konnten das Gefängnis von Verbania als freie Männer verlassen. Lediglich der Cheftechniker der Seilbahnanlage Gabriele Tadini (63) wurde unter Hausarrest gestellt. Er hatte gestanden die rot gefärbten Klammern an der Bremsanlage der Seilbahnkabine angebracht zu haben, damit die Bahn trotz der bestehenden technischen Probleme ihre Fahrt ohne mögliche Fehlschaltungen der Notbremse fortsetzen kann.
Nach weniger als 96 Stunden haben somit alle drei Betriebsverantwortlichen für die Seilbahn das Gefängnis von Verbania verlassen, nur der Cheftechniker der Seilbahn wird seine Haft zu Hause fortsetzen.
Verantwortlich für die Enthaftung der drei Verantwortlichen ist die Richterin für die Vorerhebungen des Gerichts Verbania, Donatella Banci Bonamici. Sie kam nach der Haftprüfung der drei Verantwortlichen der Seilbahn Stresa-Mottarone zur Überzeugung, dass es nicht genügend Beweise für die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft für eine gemeinschaftliche Mittäterschaft zur fahrlässigen Tötung und schweren Körperverletzung, der Fälschung von Urkunden und der vorsätzlichen Entfernung von Sicherheitsvorrichtungen zur Verhinderungen von Unfällen, die zu einer Katastrophe führten, gab.
Wie die Staatsanwältin von Verbania, Olimpia Bossi, gegenüber der Presse erklärte, waren es genau die Aussagen des Cheftechnikers Tadini, welche von der Ermittlungsrichterin als nicht für glaubwürdig eingestuft wurden. Tadini hatte gegenüber den Ermittlern behauptet, dass auch der Geschäftsführer des Seilbahnbetriebes Luigi Nerini sowie der Betriebsdirektor und Leitner-Mitarbeiter Enrico Perocchio vom Anbringen jener Klammern, die das Bremssystem der verunglückten Seilbahnkabine außer Betrieb setzten, informiert waren. Stattdessen habe die Richterin Nerini und Perocchio geglaubt, welche "die ganze Verantwortung auf Tadini abgeladen haben".
Für die Richterin für die Vorerhebungen des Gerichts von Verbania Donatella Banci Bonamici waren auch die Aussagen der Angestellten der Seilbahn von Mottarone ausschlaggebend für die Enthaftung von Nerini und Perocchio. Die Mitarbeiter der Seilbahn hätten ausschließlich den Cheftechniker Tadini belastet, während niemand über den Geschäftsführer oder den Betriebsdirektor sprach. "Alle Mitarbeiter der Bahn waren sich einig darüber, dass die Entscheidung die Klammern am Bremssystem der Kabine anzubringen alleine von Tadini getroffen wurde", schrieb die Richterin in ihrer Verfügung, mit der sie den Hausarrest für Tadini anordnete und die beiden anderen Inhaftierten freiließ, mit der Begründung, dass diese Aussagen die von Tadini gemachten Anschuldigungen widerlegen.
Staatsanwältin Olimpia Bossi kündigte an die Ermittlungen gegen alle Verantwortlichen weiter führen zu wollen. "Das Verfahren ist erst in der Anfangsphase" und die Ursachen für den Riss des Zugseils, welches die Katastrophe auslöste, sind noch nicht geklärt, ebenso wenig wer sich hierfür verantworten muß", erklärte Staatsanwältin Bossi.
Bei dem tragischen Unglück vor einer Woche kamen in der abgestürzten Kabine 14 Menschen ums Leben, darunter zwei Kinder im Alter von zwei und neun Jahren. Einzig überlebt hat den Absturz der Seilbahnkabine ein fünfjähriger Junge. Seine Eltern, sein zweijähriger Bruder und seine Urgroßeltern, der aus Israel stammenden Familie, fanden bei dem Unglück ihren Tod.