Viel schlimmer als der Missgriff der vier Landespolitiker beim 600-Euro-Notstandsbonus sei die schlechte Regierung und Verwaltung des Landes vor, während und nach der Corona-Zeit. Insbesondere müssen der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Florian Zerzer und mit ihm Gesundheitslandesrat Thomas Widmann zurücktreten. Ein Schritt der längst überfällig sei, so Christian Masten.
Grund für die Rücktritte ist das schlechte Management der Corona-Krise. Es wurden von Beginn an viel zu wenige Tests auf das SARS-CoV-2-Virus durchgeführt. Die Versäumnisse hätten im Vergleich zu anderen Ländern zu einer überdurchschnittlichen Anzahl an Todesfällen geführt. In der Verantwortung für das Missmanagement würde auch insbesondere Landeshauptmann Kompatscher stehen. Dieser würde sich nicht der Verantwortung stellen und offensichtlich den Scheinheiligen spielen.
Untragbar – so Masten – sei die nach wie vor bestehende hermetische Abriegelung der Alters- und Seniorienheime. Ein weiterer Skandal, der längst schon Rücktritte zur Folge haben hätte müssen, sei der Maskenskandal in Südtirol. Ein offensichtlich ganz vergessener Skandal sind auch die politischen Parolen von Mitgliedern der Landesregierung, insbesondere aber von Landesrat Philipp Achammer, dass in der Corona-Krise niemand im Regen stehen gelassen würde. Genau das Gegenteil ist in Südtirol passiert. Viel zu viele Menschen in Südtirol konnten aufgrund von Ausschlussgründen die vom Land bereitgestellten und angekündigten Hilfen erst gar nicht beantragen oder ihre Anträge wurden schlicht und einfach abgelehnt. Viel zu gering, so Masten, auch die finanziellen Soforthilfen bei Umsatzeinbrüchen für Kleinunternehmen.
Besonders enttäuscht zeigt sich Masten von Soziallandesrätin Waltraud Deeg. Das Benehmen der SVP-Politikerin sei einer Soziallandesrätin nicht würdig. Die Antworten der Landesrätin auf Schreiben von abgelehnten Antragstellern seien zynisch, ein Verhalten das sogar asozial und arrogant sei. Ein Trauerspiel auch die Hilfsleistungen für freischaffende Künstler im Lande. Während in Österreich Künstler 6.000 Euro als Soforthilfe erhalten haben, haben die Künstler in Südtirol nur das blanke Nachsehen. Künstler und Kultur verhungern in Südtirol. Alles zusammen sei die Situation nur mehr zu schämen. Es gibt in Südtirol Familien, die haben kein Geld mehr um sich das tägliche Essen kaufen zu können und Abgeordnete wie Schuler, Lanz, Tauber und Köllensperger suchen um die Auszahlung von 600 Euro aus dem staatlichen Notstandsfond an, kritisiert Masten.
Dennoch, so Masten, auch wenn der 600-Euro-Bonus-Skandal jetzt für die meisten Medien ein gefundenes Fressen ist und die mediale Skandalisierung die Wogen im Volk hochgehen lässt, sei das alles letztlich nur ein Ablenkungsmanöver von den eigentlichen und wirklichen Skandalen und Problemen im Lande. Die vier Politiker, die jetzt wegen dem 600-Euro-Bonus-Skandal an den Pranger gestellt werden, sind wohl nur ein Bauernopfer für die eigentlichen und wirklichen Skandale im Lande, von denen jetzt kaum jemand mehr spricht.
Der Kommentar von Christian Masten wurde am 18. August 2020 vor der Entscheidung der SVP-Parteileitung über Sanktionen gegen die SVP-Politiker Arnold Schuler, Gert Lanz und Helmut Tauber aufgezeichnet.
Der Videokommentar von Christian Masten hier zum Anschauen: