Widmann, Zerzer, Kaufmann

Masten fordert Rücktritte: "Sie müssen sein"

Nach den Skandalen im Südtiroler Sanitätswesen wurden vermehrt Rücktrittsforderungen laut. Die Angesprochenen und Aufgeforderten reagierten bisher mit Relativierung und Leugnung der Vorwürfe. In einem sehr ausführlichen "Offenen Brief" an Gesundheitslandesrat Thomas Widmann fordert nun auch VOX-NEWS-Südtirol-Herausgeber Rücktritte. Rücktritte von Landesrat Widmann, dem Sanitätsbetrieb-Generaldirektor Florian Zerzer und dem Primar der Notfallmedizin Marc Kaufmann. Das Versagen bei den Corona-Tests bei Mitarbeitern der Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, der unsägliche Schutzmaskenskandal, das Nicht-Aufstocken von Intensivbetten, die mangelnde Schutzausrüstung in den Krankenhäusern, insbesondere aber das Nicht-Therapieren und Sterbenlassen von hochaltrigen Covid-19-Patienten in den Senioren- und Wohnheimen seien Grund genug, welche die Rücktritte mehr als rechtfertigen würden, meint Christian Masten.

Geehrter Landesrat Dr. Thomas Widmann, es scheint so als wären Sie teilweise nicht vorhanden oder in geistiger Quarantäne? Insbesondere Ihre systematische Leugnung der Tatsachen in den täglichen Pressekonferenzen entspricht genau jener der postkommunistischen Machthaber und Trumps, welche das Blaue vom Himmel leugnen! 

Meine Worte sind hart, aber Sie müssen Sie wohl ertragen. Gerade in diesem Land, mit einer weitgehend vereinheitlichten systemerhaltenden Medienlandschaft erscheint es mir wichtig zu sein, dass jemand – obendrein aus den eigenen politischen Reihen – aufsteht und Ihnen die Wahrheit Ihrer Verfehlungen und teilweise auch todbringenden Unterlassungen vor die Füße knallt. 

Beginnen wir mit der wochenlangen Verspätung des Starts der Corona-Tests. Sie werden zwar gemacht, sind aber im Vergleich zu anderen Regionen immer noch unzureichend. Was ist mit den Pflegekräften in Alten- und Seniorenheimen? 12 Tage warten, wie im Wohn- und Pflegeheim St. Pauls geschehen, bis Mitarbeiter in den Heimen auf eine Corona-Infektion getestet werden, ist ein Skandal.

Was ist mit den Intensivbetten? Warum werden diese immer noch nicht ausreichend aufgestockt und ausgebaut?

Warum, Herr Landesrat Widmann, werden an Covid-19 erkrankte Bewohner in den Seniorenheimen nicht in ein Krankenhaus gebracht? Und warum müssen sie unbehandelt bzw. ohne intensivmedizinischer Therapie und somit auf eine Weise, die man durchaus als "passive Euthanasie" beschreiben kann, im Altersheim versterben?

Warum Herr Landesrat sind sie nicht in der Lage Fehler zuzugeben und den Menschen in Südtirol zu sagen, dass man mit den ungeeigneten Schutzmasken aus China einen Riesenfehler gemacht hat? Warum leugnen Sie vorzu und andauern, dass der Gebrauch dieser mittels Gutachten nachweislich unqualifizierten Schutzmasken für Pflegekräfte und Ärzte lebensgefährlich ist?

Warum Herr Landesrat leugnen Sie die prozentuell höchste Anzahl an Todesopfern, im Vergleich mit unseren nördlichen Nachbarn, wo die Anzahl der Todesfälle aufgrund eines gut aufgebauten und funktionierenden Gesundheitssystems um ein Vielfaches geringer ist, als hierzulande?

Ich sage Ihnen etwas, Herr Landesrat Dr. Thomas Widmann: Sie sind rücktrittsreif! Machen Sie dem Land Südtirol und insbesondere meiner Partei endlich den Gefallen … packen Sie Ihre Koffer und gehen Sie nach Hause.

Das was ich ausspreche, ist das was längst schon viele Südtirolerinnen und Südtiroler denken. Und ich sage Ihnen noch etwas: Nehmen Sie SABES-Generaldirektor Florian Zerzer und den Primar der Notfall-Medizin Dr. Marc Kaufmann gleich mit in den vorgezogenen Ruhestand.

Wie kann es sein, sehr geehrte Herren, dass in den Krankenhäusern von Meran und Bozen sich Ärzte und Pfleger inzwischen in Müllsäcke einwickeln müssen, weil ihnen keine angemessene Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt wird?

Ich wiederhole nochmals: Angesichts des festzustellenden Totalversagens im Corona-Krisenmanagement fragen sich viele Südtirolerinnen und Südtiroler, warum Sie nicht alle zusammen ihren Hut nehmen und zurücktreten.

Wir haben in Südtirol mit heute Ostermontag, 12. April 2020, 215 Tote wegen Corona bei rund 520.000 Einwohner, Österreich hat 350 Tote bei rund 8,8 Millionen Einwohner, Deutschland hat 3.041 Tote bei 83 Millionen Einwohner. Umgerechnet auf unser Land heißt das, wir haben in Südtirol ein Vielfaches mehr an Corona-Toten, genau gesagt, umgerechnet auf je 100.000 Einwohner, haben Österreich "nur" 4 Tote, Deutschland 3,7 Tote und wir hier sage und schreibe 41,3 Tote! Also statistisch 11 Mal mehr Tote als die genannten Nachbarregionen! Als Landesrat, Herr Dr. Widmann, als Generaldirektor, Herr Zerzer und als Primar der Notfallmedizin, Herr Dr. Kaufmann, würde ich angesichts dieser Zahlen nachts nicht mehr schlafen!

Ich habe Meldungen von Pflegekräften von 3 Altersheimen, dass alte Menschen gar nicht in die Krankenhäuser gebracht werden, wenn sie an Corona erkranken und in arge Not kommen. Die Krankenhäuser nehmen sie gar nicht auf. Den Pflegekräften wird im Sinne der Privacy der Maulkorb verpasst und sie werden dienstlich zum Stillschweigen verpflichtet! Hätte ich ein erkranktes Elternteil im Altersheim, dann würde ich dieses abholen und im Krankenhaus auf eine Behandlung meines Angehörigen bestehen. Deswegen sage ich auch allen Angehörigen, die sich in einer solchen Situation befinden, macht das, rettet das Leben Eurer Lieben und habt keine Angst, bringt Eure Angehörigen ins Krankenhaus und droht mit schwerster Anzeige! Meldet auch uns als VOX NEWS Südtirol die Fälle! Wir verfügen über ein Netzwerk von besten Anwälten und lassen diese Form von geduldeter und passiver Euthanasie an unseren alten und pflegebedürftigen Mitmenschen nicht mehr geschehen.

Mir liegt ein offizieller Brief vom Wohn- und Pflegeheim St. Pauls (Eppan) an die Gewerkschaft AGO vor. Unsere Onlinezeitung hat als einziges Südtiroler Medium bisher darüber berichtet, dass 23 Mitarbeiter des Heims trotz mehrmaliger Ansuchen durch Heimleitung und Gewerkschaft über 12 Tage hinweg nicht getestet wurden. Im Altersheim Mals arbeiten viele Pflegekräfte weiter, gänzlich ohne Corona-Tests und trotz mehrfacher Aufforderung an die Sanität, dass Tests bei den Mitarbeitern gemacht werden. Die Lage in fast allen Altersheimen ist dieselbe, kaum Tests der Pflegekräfte und alten Menschen. Das Ausland testest flächendeckend und isoliert konsequent positiv Infizierte von den Gesunden in den Altersheimen. Ich habe dokumentierte Meldungen, Name liegt unserer Redaktion vor, z.B. ein Rettungssanitäter vom Weißen Kreuz, der Tage zusammen im Rettungswagen war, mit einem Fahrer der positiv getestet wurde, und dieser Sanitäter wurde informiert, er solle inzwischen weiter arbeiten, auf sich aufpassen und eben warten auf den Test, der dann nach 8 Tagen ermöglicht wurde.

Der um viele Wochen verspätete Start der Corona-Tests. Ein totales Versagen der Sanität und der Politik!

Trotz der Tatsache, dass ab Mitte Februar 2020 über Wochen hinweg Meldungen von aus Südtiroler Skigebieten zurückgekehrten deutschen Touristen eintrafen, welche in ihrer Heimat positiv auf eine Corona-Infektion getestet wurden und erkrankten, hat die Südtiroler Sanität bis zum 5. März gerade mal 70 Tests durchgeführt. Allein diese Unterlassung stellt schwerste Körperverletzung von Seiten der Verantwortlichen im Sanitätsbetrieb gegenüber der Bevölkerung dar, denn erst im Anschluss begann man die Test auf 100 bis 200 und mehr pro Tag zu erhöhen. Es ist somit ein totales Versagen der Sanitätsverantwortlichen festzustellen, die wertvollste Zeit verloren und viele Wochen nicht aufgerüstet haben. Auch jetzt wird in unserem Land noch immer nicht genug in Diagnostikgeräte investiert. Tirol hat vor 4 Wochen die schnellen Roche-Diagnostikapparaturen sofort gekauft und testet nun bis zu 2500 Personen am Tag. Wobei sich mit den Spitzensystemen der Firma Roche innerhalb von 8 Stunden 1060 und innerhalb von 24 Stunden sogar 4130 Ergebnisse erzielen lassen könnten. Hinzu kommt: Die Ziffern, die täglich der Südtiroler Sanitätsbetrieb über die Landespresseagentur bekannt gibt, sind absolut manipulativ, denn im Unterschied zum Ausland werden auf Grund von sinnlosen italienischen Bestimmungen bei uns fast alle Personen doppelt getestet. Das heißt, die Bekanntgabe „1000 Abstriche in Südtirol würden überprüft“, betrifft im Durchschnitt jedoch nur kaum 580 Personen. Eine weitere Manipulation der Landesregierung ist die Aussage ohne Klärung, es würden 100 Personen am Tag getestet! 

Keine Schutzmasken trotz Schutzmasken-Pflicht der Bevölkerung

Seit einer Woche verteilt die Landesregierung im benachbarten Trentino über die Feuerwehr je 2 Schutzmasken an alle Familien in der Provinz Trient. Auch in anderen Regionen Italiens erfolgt eine solche Verteilung an die Bevölkerung. Ihnen, Herr Landesrat fällt zusammen mit dem Rest der Landesregierung nichts anders ein als Schutzmasken vorzuschreiben und die Südtiroler wissen nicht, wo diese hernehmen. Auf Ihre unhygienisch total nicht schützenden Schlauchtücher, welche noch nicht einmal mehr von anderen Mitgliedern der Südtiroler Landesregierung bei öffentlichen Auftritten getragen werden, können wir gerne verzichten! Warum verteilt schon längst nicht das Land Südtirol Masken an die Familien? Der Bürgermeister der Marktgemeinde Lana, Harald Stauder, hat vor einer Woche vorbildlich 12.000 Masken eingekauft und die Schutzmasken über die freiwillige Feuerwehr an alle Familien verteilen lassen. Ich, wie viele andere Menschen in Südtirol, sind aufgrund von einer Erkrankung Hochrisikopatienten. Wegen einer schwerst unheilbaren chronischen Erkrankung, an der ich leide, habe ich alle Behörden angerufen, und gefragt, wo und ob man geprüfte FFP1 oder FFP2 Masken erhalten könnte. Mehr als ein Achselzucken und ein Bedauern habe ich nicht erhalten. Ich frage mich, was Sie daran hindert, warum unterlassen Sie es, einfach weitere 1,5 Millionen Schutzmasken einzukaufen und sofort an jede Familie zu verteilen, so wie es die Landesregierung in Trient vorbildlich macht! Die Schutzmasken findet man jetzt international in ausreichenden Mengen und die Kosten sind einmalig höchstens 10 Millionen Euro. Heute habe ich wegen meiner geschilderten schweren Erkrankung endlich eine Schutzmaske in der Apotheke zum Wucherpreis von 8,50 Euro je Stück ergattert.

Schwerste auch tödliche Körperverletzung. Der Skandal beim Großeinkauf von absolut ungeeigneten Schutzmasken aus China - Aufdeckung durch Kollegen der Onlinezeitung Salto.bz

Wie allseits bekannt haben die Kollegen von Salto.bz hervorragende Recherchen gemacht und auch diesen weiteren ungeheuren Skandal ans Tageslicht gebracht. Die in China eingekauften Schutzmasken entsprechen nicht mal der Mindestqualität FFP1. Pflegekräfte müssen mindestens FFP2 und FFP3 Schutzmasken tragen. Dieser Umstand wird jedoch von Ihnen Herr Landesrat Dr. Thomas Widmann und auch von Landeshauptmann Arno Kompatscher in den wie immer gespenstisch unfreundlich gestalteten täglichen Pressekonferenzen geleugnet. Es war einfach nur infam, wie vor 4 Tagen in der Landesmedienkonferenz Generaldirektor Florian Zerzer und auch Sie Herr Landesrat Widmann die Bevölkerung und die Öffentlichkeit regelrecht belogen haben, indem sie kurzerhand erklärten, die teuer eingekauften Schutzmasken seien in Ordnung, wenn sie nur auf die richtige Weise getragen würden. Wenig hilfreich war auch die Information, dass die aus China importierten Masken nicht in den Virus-Hochrisikoabteilungen verwendet werden dürfen, jedoch gut genug für die Pflegekräfte zum Beispiel in den nicht Covid-19-Abteilungen und in den Senioren- und Pflegeheimen seien. Als ich das gehört habe, habe ich meinen Ohren nicht getraut, was ich da vernommen habe. Herr Landesrat Thomas Widmann und Herr Generaldirektor Florian Zerzer, ja hat es Ihnen total den Verstand verschlagen?

Wenn über solide Gutachten, einem Prüfbericht des österreichischen Amtes für Rüstung und Wehrtechnik (ARWT) in Wien und einem Gutachten eines der renommiertesten bundesdeutschen Prüfanstalten, der DEKRA Testing and Certification GmbH, mit Sitz in Essen, schwarz auf weiß bestätigt wird, dass die Masken für den Einsatz mit Covid-19-Patienten völlig ungeeignet sind, weil eine Mehrzahl der getesteten Masken noch nicht einmal FFP-1-Standard erreichen, dann sind die Masken umgehend einzuziehen und deren Verwendung ist zu untersagen. Warum wohl haben das Bundesland Tirol und die Tirol-Kliniken die "Südtiroler Schutzmasken" sofort aus Verkehr bzw. dem Klinikbereich gezogen? Anstatt eigene Fehler und Versäumnisse einzugestehen, erklärten Sie, Herr Landesrat Thomas Widmann und auch Sie Herr Generaldirektor Florian Zerzer weiterhin selbstsicher, dass der Gebrauch der Masken weitgehend unproblematisch sei. Besonders schlimm und unethisch: Sie haben wissentlich die Möglichkeit und das Risiko in Kauf genommen, dass Mitarbeiter in den Nicht-Covid-Abteilungen sowie in den Senioren- und Pflegeheimen sich mit ungeeigneten und nicht sicheren Schutzmasken der Infektion mit dem SARS-CoV-2 aussetzen, möglicherweise erkranken, einen schweren Krankheitsverlauf erleiden, mit schwersten Körperschäden wieder genesen oder im schlimmsten Fall sogar an der Krankheit versterben. Herr Widmann und Herr Zerzer, das macht mich sprachlos und was sie hier vor laufender Kamera gesagt haben, ist auch schwerste Körperverletzung, welche Sie den Mitarbeitern jener Berufsgruppen zumuten, für die laut ihren Aussagen der Gebrauch von nachweislich ungeeigneten Schutzmasken sicher sein soll. Haben Sie nicht mitbekommen, dass in Italien mit Stand 13. April 2020, bereits 109 Ärzte an Covid-19 verstorben sind? Nein, Sie beide sind offensichtlich so gewissens- und skrupellos, dass Ihnen die Rettung Ihres fraglichen Erfolges der Besorgung dieser Schutzmasken aus China wichtiger war und ist, als das Leben jener Mitarbeiter denen Sie ins Gesicht sagen, dass der Gebrauch der Masken sicher sei, obwohl sie über die genannten Gutachten genau Bescheid wissen, dass dem nicht so.

Hinzu kommt auch, dass Sie nicht in der Lage sind, trotz massiver Pressefragen und dem Protest nahezu aller Oppositionsparteien, sachlich auf die Vorwürfe und Fragen einzugehen, welche Ihnen gestellt werden. 

Daher, Herr Landesrat Dr. Thomas Widmann, Herr Generaldirektor Florian Zerzer und Herr Primar Dr. Marc Kaufmann, Ihr Rücktritt ist angesichts der aufgezählten schweren Versäumnisse, Unterlassungen und Verharmlosungsversuche längst überfällig. Haben Sie endlich Anstand und treten Sie bitte zurück!

Herr Dr. Widmann, ich und viele Südtirolerinnen und Südtiroler stellen sich die Frage, ob die Sanität, deren oberster Chef als Landesrat Sie ja sind, auch all diese grobe Unterlassungen weiterhin leugnen kann?!

Gerne fasse ich die Gründe, welche das Totalversagen Ihres politischen Handels kennzeichnen, noch einmal zusammen:

  1. Die Statistik von 215 Corona-Toten in Südtirol, im Vergleich zu anderen Ländern, sagt aus, dass die Patienten insbesondere die alten Menschen in Südtirol nicht ausreichend medizinisch behandelt werden. Wir haben pro 100.000 Einwohner genau 10 bis 11 Mal mehr Tote als Österreich und Deutschland!
  2. Warum sind bis zum 5. März nur insgesamt 70 Tests, anschließend 200 Tests am Tag und jetzt immerhin kaum 1000 Abstriche am Tag durchgeführt worden? Wobei nur wenigen klar ist, dass die vermittelten Zahlen einen falschen Eindruck geben, da bei 60 Prozent der Getesteten doppelt getestet wird, was bedeutet, dass die Sanität im Lande effektiv kaum 600 Personen am Tag testet! Das ist unverantwortlich! Tirol führt dank sofortigem Einkauf von Diagnosegeräten schon lange bis zu 2000 Tests pro Tag an Personen durch.
  3. Über Wochen wurden die Risikogruppen in Senioren-, Wohn- und Pflegeheimen, insbesondere aber die Pflegekräfte und Mitarbeiter in den Heimen nicht flächendeckend getestet. Mir liegen Namen und Berichte vor von Pflegekräften in Seniorenheimen, die berichten, dass kaum oder überhaupt nicht getestet wird, und dass mit gutem Willen versucht wird, mögliche Corona-Infizierte Heiminsassen von den anderen zu isolieren.  
  4. Dazu kommt, was eine schwerste Unterlassung ist, dass an Covid-19 erkrankte Heimbewohner nach ihrer Isolierung nicht in ein Krankenhaus eingeliefert werden und tagtäglich unbehandelt und ohne die notwendige intensivmedizinische Beatmungstherapie zum Sterben ihrem sozial einsamen und gefühlskalten Schicksal überlassen werden. 80 Menschen sind bisher (Stand Ostermontag, 13. April 2020) auf diese Weise in Senioren- und Pflegeheimen verstorben.

Sind wir uns bewusst, was hier gerade unter der politischen Verantwortung von Ihnen, Herr Landesrat Dr. Thomas Widmann, der verwaltungstechnischen Verantwortung von SABES-Generaldirektor Florian Zerzer und der notfallmedizinischen Verantwortung von Primar Dr. Marc Kaufmann, in Südtirol abgeht?

Wir lassen das Wertvollste einer Gesellschaft, die alten Menschen, die Südtirol in harten Nachkriegsjahren aufgebaut haben, buchstäblich im Stillen ohne Behandlung und ohne Therapie sterben.

Das was hier passiert, ist nichts anderes als eine schlimme Form von passiver Euthanasie. Und wie zynisch kann man als Land nur sein, eine eigene Liste der in den Altersheim verstorbenen Menschen zu führen? Eine solche Liste dürfte es nie und niemals geben. Jeder Mensch sollte in einem, von einem über lange Zeit vom Wohlstand verwöhnten Land wie Südtirol, das Anrecht auf die bestmögliche Therapie haben. Doch die an Covid-19 erkrankten Insassen der Senioren- und Wohnheime werden noch nicht einmal in die Krankenhäuser überstellt.

Ich frage Sie als Politiker und Mensch, Herr Landesrat Dr. Thomas Widmann, warum lassen Sie diese alten Menschen in Senioren-, Pflege- und Wohnheimen sterben? In der internationalen Presse ist immer wieder von hochaltrigen Menschen (teilweise auch über 100 Jahre) zu lesen, welche nach einer entsprechenden Behandlung erfolgreich von ihrer schweren Lungenerkrankung genesen und aus dem Krankhaus entlassen werden?

Welche Ethik verfolgen Sie als politisch Verantwortlicher, Herr Dr. Widmann, wenn entschieden wurde hochaltrige Covid-19-Patienten in den Südtiroler Senioren- und Wohnheimen unbehandelt und nicht therapiert ihrem Schicksal – bzw. dem wahrscheinlich sicheren Tod – in den Heimen zu überlassen?

Mir fehlen einfach nur mehr die Worte, was hier in unserem heiligen und gelobten Land, dem südlichen Landesteils von Tirol passiert, ebenso wenig, wie ich kein Verständnis mehr dafür haben kann, dass der Nachrichtensprecher der Tagesschau von RAI Südtirol, die Verstorbenzahlen in den Senioren- und Wohnheimen des Landes auf eine Art und Weise den Zuschauern präsentiert, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass im 21. Jahrhundert in Südtirol Menschen an Covid-19 in Altersheimen und nicht in einem Krankenhaus versterben.  

  1. Her Landesrat Dr. Thomas Widmann, schauen Sie, bei jeder Pressekonferenz sagen Sie dem Südtiroler Volk, dass es unabdingbar ist, wenn die Südtiroler in ihren eigenen vier Wänden eingeschlossen bleiben. Sie begründen diese Ansage mit dem Dauerspruch, dass „wir (das Sanitätssystem) an ihre Grenzen stoßen“. Was Sie hier aber erklären, Herr Landesrat, ist vollkommen inakzeptabel. Aufgrund der politischen Versäumnisse der letzten Jahre und Jahrzehnte in Südtirol machen Sie die gesamte Südtiroler Bevölkerung für einen möglichen Notstand in den Krankenhäusern verantwortlich. Mit anderen Worten wir müssen zu Hause bleiben, damit das Südtiroler Gesundheitsweisen nicht kollabiert. Gegenfrage an Sie, Herr Dr. Thomas Widmann: Warum rüsten Sie in umgekehrter Weise nicht endlich die Krankenhäuser auf und schaffen weitere 100 Intensivbetten? Und kommen Sie mir nicht mit der Ausrede, Sie hätten zu wenig Anästhesisten im Lande. Das stimmt nämlich nicht. Da es in den 7 Krankenhäusern des Landes derzeit fast keine Operationen mehr gibt, können die vorhandenen 60 Anästhesisten im Lande weitere 100 oder mehr Intensivbetten betreuen. Laut WHO rechnet man, dass ein Anästhesist bis zu 5 Intensivbetten betreuen kann. Selbst das Pflegepersonal wäre vorhanden, wenn diese teilweise nicht in die Ferien geschickt würden, weil viele Abteilungen geleert wurden und kaum mehr Operationen gemacht werden.

Wie Sie sehen, Herr Dr. Widmann, auch in Südtirol könnten auch alte Menschen intensivmedizinisch behandelt werden, wie im Ausland und in Tirol ganz selbstverständlich. Als Südtiroler und Bürger kann ich nicht nur Ihr politisches Handeln nicht mehr nachvollziehen, sondern das was Sie hier politisch zu verantworten haben – und sie getrauen sich noch unverschämter Weise die Südtiroler Bevölkerung durch Disziplin in die persönliche Verantwortung und Mithaftung zu zwingen – ist ein todbringender Skandal, zumindest war es einer für bis heute 80 Menschen in Südtirols Senioren- und Wohnheimen, die elend in den Heimen verstorben sind, ohne eine entsprechende intensivmedizinische Behandlung zu erhalten.

Mit welchem Recht lassen Sie, Ihre Beamten und die zuständigen leitenden Ärzte mehrheitlich alte Leute in Altersheimen oder zuhause einfach sterben ohne Anrecht auf ein Intensivbett und intensivmedizinische Therapie?

Mir liegen Informationen vor, dass bei Notanrufen aus Senioren- und Wohnheimen an die Notrufzentrale kein Rettungsauto mehr geschickt wird und alte Leute nicht sofort intensivmedizinisch therapiert werden in den Krankenhäusern, wobei viele dieser Menschen gerettet und geheilt werden könnten.

Und verstehen Sie eigentlich, Herr Landesrat, was ich Ihnen sage? Sie haben durch ihr Handeln oder besser gesagt durch Ihre Unterlassungen tatsächlich Menschenleben auf Ihrem Gewissen. Das ist der eigentliche Skandal.

  1. Pflegekräfte, Ärzte, Sanitäter, Mitarbeiter des Weißen und Roten Kreuzes, haben Krankheitssymptome oder waren arbeitsbedingt in engster Umgebung mit SARS-CoV-2-Infizieren zusammen. Sie werden nicht sofort getestet, arbeiten weiter oder warten zu Hause in Quarantäne oft 7 Tage und mehr auf ein Test.

Zwei von mir sehr geschätzte Hausärzte, haben mir vor Tagen, ohne dass ich nur eine Frage dazu stellte, gesagt, dass die Südtiroler Sanität und die Landesregierung Schuld am ganzen Drama hat, da viele Wochen nicht getestet bzw. nur wenig getestet wurde und auch heute noch viel zu wenig getestet wird. Dem füge ich nichts mehr hinzu!

Herr Landesrat, statt eine Taskforce einzurichten, die Tag und Nacht 24 Stunden durchtelefoniert für den Einkauf von Sicherheits- und Schutzmaterial, gehen Ihre Beamten wohl um 16 Uhr nach Hause und Freitag zu Mittag. Sie hätten schon längst eine Unternehmergruppe beauftragen sollen, welche Sie über ihre internationalen Erfahrungen und Kontakte bei Einkäufen berät und auch vermitteln kann.

Aber wie gerade heute, auch von VOX NEWS Südtirol veröffentlichte skandalöse Bilder belegen, sind Ärzte und Krankenpfleger in Meran und Bozen gezwungen sich Müllsäcke überzuzuziehen, um die mangelhafte Schutzkleidung zu ergänzen. Herr Landesrat Dr. Widmann, dass was hier gerade passiert, ist nahe am Supergau. Wir sind hier in Südtirol in Krankenhäusern und nicht in jenen bedauernswerten der Dritten Welt und dennoch müssen Müllsäcke herhalten, damit das in den Krankenhäusern beschäftigte Sanitätspersonal sich vor einen Infektion mit dem Covid-19-Erreger schützen kann.

Dann die Frage der Intensivbetten: Andere Länder rüsten die Intensivbetten enorm auf, Sie und der leitende Primar der Notfallmedizin Dr. Marc Kaufmann, verbreiten Unwahrheiten, dass das Material für Intensivbetten kaum auffindbar sei….

Herrgott, wir sind eine der reichsten Regionen Europas, ein Intensivbett samt Apparaturen und Beatmungsgerät kostet 80.000 Euro. Was hindert Sie daran endlich weitere 100 und mehr Intensivbetten anzukaufen? Was Sie hier machen, Herr Landesrat, ist nicht nur unverantwortlich sondern wirklich auch grob fahrlässig!

Und wie immer erhält man als kritische und hinterfragende Presse in unserem Land kaum eine ausreichende und zufriedenstellende Antwort und die Bürger sowieso nicht. Das Schlimme ist, dass das Ganze von einem Teil der Südtiroler Presse stillschweigend geduldet und nicht hinterfragt wird, insbesondere von der größten Tageszeitung in Südtirol, und dass auch nicht darüber informiert wird, was im Ausland passiert. Wichtig ist aber, dass die Politiker weiterhin zu 100 Prozent ihre hohen Gehälter bekommen, was ich diesen ja auch gönne. Was aber wirklich unerträglich ist, ist, wenn ein gewichtiger Teil der Medien im Lande den Politikern aber immer noch den Hof macht. So sind wir wohl als kleines Presseorgan im Lande, welches noch nicht einmal bisher irgendwelche Gelder von der öffentlichen Hand einkassiert hat, einer der wenigen einsamen Rufer in der Wüste. Aber wir tun es, auch in der Gefahr von bestimmten systemtreuen Kreisen und Kommentar-Trollen als Querulanten, Unfriedenstifter, Störer und Hetzer stigmatisiert zu werden.

Ich würde mir auch wünschen, unsere Oppositionsparteien würden ihr Schweigen und ihr Zögern zu den hier aufgezeigten Unterlassungen ablegen und einen breiten Schulterschluss gegen die effektiv Menschenleben gefährdende Doktrin der Mehrheit wagen. Ausdrücklich nehme ich bei den Oppositionsparteien das Team K aus. In ihrem Team gibt es wirkliche Experten. Für die Sanität beispielsweise den Landtagsabgeordneten Dr. Franz Ploner. Dr. Ploner ist Facharzt für Anästhesie, Hämatologie, Kardiologie u. a. Primar für Anästhesie und Intensivmedizin an den KH Brixen und Sterzing, Ärztlicher Leiter des KH Sterzing. Für die Wirtschaft Josef Unterholzner. Unterholzner ist erfolgreicher Unternehmer, wirtschaftlich international stark vernetzt, hat sich emporgearbeitet vom einfachen Kfz-Mechaniker zum Automobil-Zulieferer, Unternehmer des Jahres 2013.

Ich verstehe nicht warum die Südtiroler Landesregierung in einer so beklemmenden und bedrückenden Notsituation nicht Expertenräte einsetzt, welche die Landesregierung jetzt kompetent in allen Bereichen beraten.

Und nachdem jetzt schon viel Zeit verstrichen ist, sämtliche politischen Entscheidungen, die jetzt einseitig und per Dekret angeordnet werden folgenschwere Konsequenzen für die Zukunft unseres Landes haben werden, frage ich mich in welchem System der Un-Dialektik und Un-Transparenz wir in Südtirol leben? Wir erleben gerade totalitäre Situationen und sind unter Ausblendung aller demokratischen Grundsätze offensichtlich bereit alles zu akzeptieren, was uns vorgesetzt wird. Das kann und darf so nicht sein. Südtirol darf auch in dieser Krise seinen demokratischen Grundwerte nicht aufgeben.

Ich appelliere an meine vernünftigen verantwortlichen Parteikollegen in der SVP und an die stille Mehrheit der SVP-Wähler, an die Südtirolerinnen und Südtiroler, fordern auch Sie Rücktritte. Sie sind angesichts der folgenschweren Unterlassungen, Verfehlungen und Missstände, welche ich hier aufgezeigt habe, einfach notwendig.

Vor allem lassen Sie, liebe Leserinnen und Leser unserer kleinen Online-Zeitung, es nicht zu, dass weiterhin Ärzte und Pfleger mit unzureichender Schutzausrüstung ausgestattet werden. Jede Stimme zählt dabei. Seien Sie lautstark auch dagegen, dass – wie geschildert – weiterhin unsere hilfsbedürftige „alte Generation“ in den Senioren- und Wohnheimen des Landes ohne Therapie ihrer Covid-19-Erkankung überlassen werden, wo diese aufgrund der Schwere der Erkrankung mit großer Wahrscheinlich zum Sterben verurteilt sind. Wehren Sie sich, stehen Sie auf, und richten Sie Ihren demokratischen Protest gegen diese untragbaren Zustände im Lande, für die es klar verantwortliche Personen gibt.

Heil für unsere Gesundheit, für unsere Wirtschaft und für unsere Demokratie, wird es nur dann wiedergeben, wenn die demokratischen Grundprinzipien aufrecht und wirksam bleiben. Rücktritte schaffen Platz nicht nur für etwas Neues, sondern stützen auch die demokratischen Prozesse zu einem Weg aus dieser Krise. Und zu diesen Prozessen gehört auch die Überlegung im Herbst das Wort wieder an die Wähler zurückzugeben, damit diese das aktuelle Krisenmanagement bewerten kann und somit wieder Vertrauen in die angeschlagene Politik unseres Landes zurückkehrt.

Herr Landesrat Dr. Thomas Widmann, Herr Generaldirektor Florian Zerzer und Herr Primar Dr. Marc Kaufmann, treten Sie daher zurück! Ihre Unterlassungen, Fehler im Krisenmanagement und Versäumnisse sind zum Himmel schreiend und unerträglich. Und durch diese meine Offenlegung können die aufgezeigten Fehler und Unterlassungen auch nicht mehr geleugnet werden.

Mit herzlichen Grüßen

Christian Masten

Herausgeber VOX NEWS Südtirol

VOX News Südtirol