Für Christian Masten ist die Situation in Südtirol dramatisch. Jetzt kurz nach Beginn der zweiten Corona-Welle versterben am Tag 5 bis 10 Menschen in den Krankenhäusern an Covid-19. Südtirol hat den höchsten R-Wert von ganz Italien, Höchstwerte, gemessen an der Einwohnerzahl, auch bei den pro Tag neu positiv Getesteten. Täglich Meldungen, dass die ohnehin knappen Kapazitäten auf den Intensivstationen in Südtirols Krankenhäusern ans Limit geraten. Für all das sieht VOX-NEWS-Südtirol-Herausgeber eine kleine Gruppe von Schuldigen: Die Südtiroler Landesregierung und die Spitze der Südtiroler Sanitätsverwaltung.
Hätte die Südtiroler Landesregierung nicht schwerste Kapitalfehler gemacht, hätten wir heute niederste Infektionszahlen im Lande, sagt Christian Masten. Und Masten ist mit seiner Kritik nicht alleine. Mittlerweile haben auch führende Kapazitäten, wie der angesehene Genueser Virologe Matteo Bassetti oder der an der Universität von Padua lehrende Mikrobiologe Andrea Crisanti die Fehler und Unterlassungen der Südtiroler Landesregierung klar aufgezeigt und angeprangert. Auch der aus Meran stammende Wirtschaftsprofessor Christoph Kaserer, der als Wirtschaftsprofessor an der TU München lehrt, kritisiert den Bürokratismus in Zusammenhang mit Zuschüssen und Hilfen für besonders betroffene Betriebe. Doch wo verortet Christian Masten hauptsächlich Schuld und Fehler der für die zweite Corona-Welle Verantwortlichen?
Zunächst wurde es von der Südtiroler Landesregierung und den Verantwortlichen in der Sanitätsverwaltung unterlassen in den vergangenen sechs Monaten die Kontaktnachverfolgung, das sogenannte Covid-19-Contact-Tracing, so zu organisieren und aufzubauen, dass die Nachverfolgung – was vorhersehbar war – auch bei einem größeren Aufkommen an neu positiv Getesteten lückenlos durchgeführt werden kann. Während man in Deutschland sofort das Militär eingespannt hat um Engpässe abzufedern und in Nordtirol 150 Arbeitslose kurzfristig eingeschult und zur Unterstützung der Kontaktnachverfolgung bereitgestellt hat, hat man hier in Südtirol sich einfach an die Öffentlichkeit gewandt und verkündet, dass man die Kontaktnachverfolgung aus organisatorischen Gründen nicht mehr durchführen kann.
Ein weiterer zentraler Punkt des Versagens, so Masten, sei die bis zum heutigen Tag schwerfällige Übermittlung der Testergebnisse. Während in Deutschland und Österreich die Corona-Testergebnisse innerhalb weniger Stunden per E-Mail oder SMS an die Getesteten übermittelt werden, benötigt hierzulande die Benachrichtigung immer noch mehrere Tage. Auch das Südtirol nicht schon viel früher mit einer umfassenden Schnellteststrategie begonnen hat, kreidet Masten insbesondere Landeshauptmann Arno Kompatscher an. "Hätten wir schon frühzeitig mit den Schnelltest begonnen, dann hätten wir jetzt nicht diese dramatische Situation in Südtirol", sagt Masten. Die Tatsache, dass der Landeshauptmann zu den Schnelltests Schwierigkeiten mit Rom geltend macht, sei eine billige Ausrede. Kompatscher und Widmann hätten gegenüber Rom Courage zeigen müssen und sich gegenüber Rom durchsetzen müssen, so Masten. Die ständigen Ansagen Kompatschers, er müsse sich eng mit Rom und Italien abstimmen, sind für Masten zudem völlig unverständlich. "Lassen Sie endlich den Scheiß. Rom, Conte, Italien … Machen Sie Ihre eigene Suppe und schauen Sie endlich nach den Norden, dort kann man es besser", kritisiert Masten die Handlungsweise von Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher.
Ein weiterer Punkt sind die Intensivbetten. Diese seien immer noch nicht wesentlich aufgestockt worden. Auch die Argumentation, dass zusätzliches medizinisches Personal zwar gesucht aber nicht gefunden worden sei, lässt Masten nicht gelten. "Wenn Sie das behaupten, Herr Generaldirektor Zerzer und Herr Primar Kaufmann, dann haben Sie falsch gesucht", sagt Masten. Mit höheren Gehältern und auch dem Zurverfügungstellen von Wohnungen hätte man den Standort Südtirol so attraktiv machen können, dass man genügend Personal gefunden hätte. Außerdem sei die Anzahl der benötigten Ärzte und Pfleger übersichtlich. Bei einer Aufstockung von derzeit 40 auf über 100 Intensivbetten in Südtirol würde es nur 15 Ärzte und 40 Krankenpfleger mehr brauchen, so Masten. Aber unabhängig von den fehlenden Ärzten und Krankenpflegern, man hätte in den Sommermonaten auch bereits vorhandenes medizinisches Personal umschulen können. Nichts von alledem wurde in der Zwischenzeit seitens der Verantwortlichen gemacht und jetzt steht das Land vor fast unlösbaren Problemen.
Folglich wenn jetzt Leute sterben müssen, weil keine Intensivbetten mehr vorhanden sind, dann liegt die Schuld ganz klar bei den Verantwortlichen in der Südtiroler Landesregierung und bei den Verantwortlichen in der Südtiroler Sanitätsverwaltung, schlussfolgert Masten.
Hinzu komme auch, dass seitens dieser Verantwortlichen ständig die Schuld nur auf die Südtiroler Bevölkerung abgewälzt werden würde. Die Südtiroler hätten sich zu wenig an die Hygiene- und Abstandsregeln gehalten, würde den Südtirolerinnen und Südtirolern unterstellt werden. Für Masten sind dies durchwegs falsche Feststellungen.
"Hätte das Land seine Hausaufgaben gemacht, dann hätten wir in Südtirol jetzt eine stabile Situation und insbesondere niedere Werte bei den Neuinfektionen", so Masten. Nun sei es eben so. Wer dafür herhalten muss sei folglich wieder die Südtiroler Bevölkerung, welche mangels Alternativen in einen weiteren Lockdown getrieben wird.
Und hier sieht Christian Masten auch gleich den zweiten großen Skandal.
Während in Deutschland und Österreich die Regierungsverantwortlichen angesichts eines neuen Teil-Lockdowns bereits im zweiten Satz ihrer Ansprachen ausdrücklich betont hätten, dass jeder neuerlich geschlossene Betrieb, jeder neuerlich in den Lockdown geschickter Unternehmer, über finanzielle Soforthilfen für die zu erleidenden Umsatzverluste bis zu 80 Prozent Verlustbeitrag auf einen durchschnittlichen Monatsumsatz erhält, würden Arno Kompatscher und Philipp Achammer hierzu schweigen.
"Seit zehn Tagen hören wir von Seiten der Landesregierung von notwendigen Betriebsschließungen, aber ich habe nie auch nur ein Wort über Wirtschaftshilfe und weitgehende Maßnahmen zur Unterstützung der Arbeitnehmer gehört", kritisiert Masten. Auch von den Oppositionsparteien oder etwa den Gewerkschaften würde man hierzu kaum etwas hören. Nur Andreas Leiter Reber von den Freiheitlichen und Michl Ebner in seiner Rolle als Präsident der Handelskammer Bozen hätten maßgeblich finanzielle Hilfen für die geschlossenen Unternehmen und Betriebe gefordert. Aber nicht nur Betriebe seien von den erneuten Schließungen betroffen. Auch Teilzeitarbeiter, saisonale Kräfte, insbesondere Frauen und alleinerziehende Mütter, stehen erneut ohne Einkommen da. Die Lage sei sehr beschämend, auch und vor allem wenn man berücksichtigen würde, so Christian Masten, dass die Mitglieder in der Südtiroler Landesregierung monatlich 12.000 bis 15.000 Euro netto erhalten würden.
Masten befürwortet aber die Strategie der Landesregierung 350.000 Südtiroler testen zu lassen. Auch wenn diese Maßnahme viel zu spät erfolgt, so VOX-NEWS-Südtirol-Herausgeber Masten, sei die Maßnahme sinnvoll. Masten appelliert schlussendlich an alle Südtirolerinnen und Südtiroler die freiwillige Einladung zum Test anzunehmen und sich testen zu lassen. "Dieser Test ist kein Eingriff in die persönliche Freiheit", so Masten. Hier wird die Solidarität der gesamten Bevölkerung gebraucht. "Machen Sie den Test für sich selbst und für uns alle", so Christian Masten in seinem neuesten Videokommentar.
Der Videokommentar von Christian Masten hier zum Anschauen: