Im Bildausschnitt: VOX NEWS Südtirol-Herausgeber Christian MastenIch komme gleich zur Sache! Das was auf der Teufelsegg-Piste im Skigebiet Schnalstaler Gletscherbahn passiert ist, darf nicht passieren. Ich war schon im Kindes- und Jugendalter selbst begeisterter Skifahrer, immer Skiferien mit meinem Vater im Ausland, zudem über 40 Jahre lang Urlauber mit meiner Familie dann im größten "Schneeloch" Lech Zürs und St. Anton am Arlberg. Ich habe selbst beobachtet, wie dort die Pisten von den Liftgesellschaften täglich sehr früh vor dem Start der Beförderungsanlagen und der Öffnung der Pisten durch systematische vorsorgliche Lawinensprengungen sicher gemacht werden. Schon als Kind hat mich vor über 55 Jahren in den jährlichen Ferien im Skigebiet St. Moritz schwer beeindruckt, wie dort systematisch früh morgens Böller in die Hänge hinaufgeschossen wurden. Bei unseren Freunden in Tirol und dann Vorarlberg, Graubünden in der Schweiz usw., sind künstliche Lawinenauslösungen Teil der für Seilbahnen geltenden Gesetzgebung (siehe Quellenverweis nachstehend). Ferngesteuerte elektronische Lawinensprengungen durch festinstallierte Schussanlagen werden in diesen Ländern sogar finanziell gefördert. Erst heute habe ich als eifriger Konsument von Nachrichten über die aktuellen Ereignisse gelesen, dass alleine vorgestern über 60 vorsorgliche Routine-Lawinensprengungen im Skigebiet Arlberg erfolgt sind. All diese Skigebiete sprengen systematisch, auch jeden Tag und in jeglichen Gefahrenzonen, wo Lawinen sich potentiell entwickeln und für die Skipisten eine Gefahr darstellen könnten. Es ist bemerkenswert und lobenswert mit welchem Einsatz die Athesia Gruppe seit wenigen Jahren die damalige marode Gesellschaft der Schnalstaler Gletscherbahn AG saniert, stark in ihr investiert und extrem positive Impulse für die heimische und lokale Wirtschaft herausgeholt hat. Dieses Engagement war und ist entscheidend für eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung und die Arbeitsplätze im kargen Schnalstal. Man muss froh sein für diese Initiative der Athesia Gruppe! Im strengen Wettbewerb der Skigebiete, auch in Südtirol, kann und müssen die Gefahren, welche durch Lawinen in Skigebieten entstehen können, auf politischer Ebene bzw. durch die Landespolitik und somit auf gesetzlicher Ebene gelöst werden. Eben, wie es beispielsweise bei unseren nördlichen und östlichen Nachbarländern bereits der Fall ist. Letztendlich hat hier auch einen Teil der Verantwortung die Landesregierung unter Landeshauptmann Kompatscher, und insbesondere Landesrat Arnold Schuler als zuständiger Landesrat für den Zivilschutz. Ebenso gefordert ist Landesrat Daniel Alfreider, als Verantwortlicher für die Aufstiegsanlagen. Eine politische Verantwortung kann jedoch auch auf die vorgehenden Landesregierungen ausgedehnt werden. Die Problematik mit den Lawinengefahren in Skigebieten ist keinesfalls neu. So wie sich das Szenario für den Schreibenden darstellt, hat man im Lande die ganze technische Entwicklung politisch verschlafen und schon gar nicht hat man überregional geschaut, was die Nachbarländer seit zig Jahren auf gesetzlicher Ebene in Lawinensicherheit und Lawinenprävention unternommen haben. Gleiches gilt auch für die Förderungsmaßnahmen in diesen Ländern. Im Lande paart sich das politisch Versäumte aber auch noch mit einem anderen Missstand. Und zwar jenem, dass jegliche Initiative bürokratisch erschwert wird. Einmal ist es der extrem orthodox ausgelegte Umweltschutz, ein ander Mal eine ausufernde Baubürokratie, eine unklare Auslegung der Kompetenzen ... das Szenario reicht bis zu Verhinderungen durch politische Verwaltungshürden. Klar die Staatsanwaltschaft muss ermitteln. Allein das "Auslösen" einer Lawine - gänzlich ohne Verletzte - kann einem Wintersportler hierzulande laut italienischem Strafrecht bei Fahrlässigkeit hohe Gefängnisstrafen einbringen. Erschwerlich auch, dass die derzeitige Rechtslage in Italien keine genaue Definition für "Lawine" kennt. Eine Schneelawine muss laut italienischer Gesetzgebung ein gewisses Ausmaß haben, eine unbestimmte Anzahl von Personen gefährden und allgemeine Beunruhigung und Aufregung bewirken. Dabei spielt das Rechtsgut der "öffentlichen Unversehrtheit" eine große Rolle. Was folglich am Samstag im Schnalstal passiert ist, ist auch aus juristischer Sicht als Supergau zu bezeichnen. Die Jagd nach dem Schuldigen oder den Schuldigen hat bereits begonnen. Dass sich die Justiz nun anzunehmender Weise auf die lokalen Verantwortlichen stürzt, egal ob es der Betriebsdirektor oder ein Mitarbeiter als Verantwortlicher für die Pistensicherheit ist, ist die nächste Tragödie. Letztlich werden sie im Falle einer Anklage und Verurteilung zu Opfern einer Politik, welche auf Landesebene die Aufgabe gehabt hätte gesetzliche Maßstäbe vorzugeben, Vorkehrungen zu treffen und die Investition in neueste Sicherheitstechnik zuzulassen. Genauso, wie es eben seit vielen Jahren schon bei unseren Nachbarn in Österreich und der Schweiz geschieht. Christian Masten, Herausgeber von VOX NEWS Südtirol. VOX-NEWS-Südtirol-Quellenverweis:Der Vergleich mit dem Ausland: ÖSTERREICH - Der ERLASS der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend den Lawinenschutz im Bereich von Seilbahnen vom 12. September 2011 (Lawinenerlass 2011) - zur Ansicht im PDF-Format: hier