Haus der Familie

Zukunftswerkstatt mit Tristan Horx und Steffi Burkhart

Wohin entwickelt sich Familie? Wie können künftige Bedürfnisse von Einzelpersonen und Familien in der Bildung aufgefangen werden? Das Rittner Haus der Familie beschäftigt sich mit seiner Vision 2040 und hat gestern die beiden renommierten ZukunftsforscherInnen Tristan Horx und Steffi Burkhart eingeladen.

Von links: Moderatorin Anna Egger, Referent Tristan Horx, Direktor Elmar Vigl sowie der Präsident des HDF.

Aktuelle Megatrends wie Digitalisierung, Individualisierung, Silver Society, Gesundheit, New work oder Urbanisierung fordern heraus und verlangen neue Antworten und Zugänge. Corona habe keine neuen Trends geschaffen, die Dynamiken aber beschleunigt, betonten Horx und Burkhart. Megatrends kreieren Gegentrends: Dazu gehören Entschleunigung, verkürzte und smarte Arbeitszeiten, Mehr-Generationen-Wohnen, Offenheit für Diversität und Spiritualität und eine Verdörflichung der Stadt. Das Haus der Familie will seine Vision 2040 bis Sommer ausgearbeitet haben.

Tristan Horx stammt aus der bekannten österreichischen Zukunftsforscherfamilie. Er bezeichnete bei den Visionsgesprächen des Hauses der Familie am Ritten Megatrends als Revolutionen in Zeitlupe. Megatrends hätten eine Laufzeit von 25 und mehr Jahren und seien die größten Treiber des gesellschaftlichen Wandels. Dazu zählen Individualisierung, Gender shift, Silver Society, Wissenskultur, New work, Gesundheit, Neo-Ökologie, Konnektivität, Globalisierung, Urbanisierung, Mobilität und Sicherheit. Daraus ergeben sich Konsequenzen für das Wohnen, für den Umgang mit Ressourcen, mit künstlicher Intelligenz und für die Bildung.

Die Keynote-Speakerin Steffi Burkhart aus Köln war der Zukunftswerkstatt online zugeschaltet. Sie betonte, dass künftig Bildungsleistungen gefordert seien, in denen alle Generationen mitgenommen werden. Es brauche neue Experimentierräume für junge und ältere Menschen, in denen die Technologie genutzt wird, aber trotzdem Mittel zum Zweck bleibt. Mindestens eine von zehn Personen würde die künftigen Herausforderungen nicht bewältigen können oder wollen. Daher müssten neue Einkommensformen angedacht und umgesetzt werden, sagte die 36-Jährige aus Köln.

Dass die Welt smarter wird und Dinge wie Vorratskammer oder Kühlschrank mit dem Lieferservice kommunizieren, dass Gefährte selbstgesteuert fahren, das sei keine Frage des Ob, sondern nur eine Frage der Zeit, betonten sowohl Tristan Horx als auch Steffi Burkhart. Es entstehe eine Zukunft des CO: COculture, COliving, COhousing, COworking, COmobility, COgardening. Zum Beispiel sei generationsübergreifendes Wohnen nichts Neues, sagte Tristan Horx. Dieses Modell der Vergangenheit werde sich in Zukunft etablieren. Es brauche künftig kleine intime Wohnräume und daneben Gemeinschaftsräume, wo Austausch und Miteinander stattfinden.

Tristan Horx betonte, dass Generationen sich künftig immer ähnlicher werden und Alter immer unwichtiger wird. Die Generation Z (zwischen 1995 und 2020 geboren) sei die einsamste. Das Internet löse Verbindungsfragen, aber keine Beziehungsfragen. Diese Generation habe sich aber im Gegensatz zu den früheren Generationen einen Bullshit-Filter zugelegt. Sie könne FakeNews schneller und besser von echten News unterscheiden.

Für Betriebe, aber auch für Bildungshäuser sei Omni-Kontakt und Vernetzung zu Kundinnen und Kunden immer wichtiger, betonten die beiden ZukunftsforscherInnen. Gleichzeitig bereite die zunehmende digitale Überforderung durch Social Media den Weg für eine digitale Achtsamkeit. Der OMline-Lebenstil (zusammengesetzt aus der Silbe OM aus der Meditation und dem Begriff Online) verkörpere ein ganzheitliches, real-digitales Mindset, das einen reflektierten Umgang mit Digitalität ermögliche. Es beginne eine Ära der Postdigitalisierung, in der das Digitale und Analoge ganz selbstverständlich ineinander übergehen. Die künftigen Generationen werden den re-analogen Gegentrend willkommen heißen.

Familie bekomme dabei neue Wichtigkeit, gebe die notwendige Gewissheit der Verbundenheit. "Wir dürfen Familie nicht in altertümliche Muster quetschen und müssen vorgefertigte Schablonen entfernen", sagte Tristan Horx. Vertrauen sei die Währung von morgen. Familien würden in ihrer Individualität und Diversität wahrgenommen und wertgeschätzt, schaut auch Steffi Burkhart optimistisch in die Zukunft.

Das Haus der Familie werde die Inputs in den kommenden Wochen in seine Vision 2040 integrieren und seine künftigen Angebote danach ausrichten, betonte Präsident Heiner Oberrauch.

 

VOX News Südtirol / nb