"Gerade Gemeindeverwaltungen verfügen über zahlreiche Nebenflächen, die ohne großen Aufwand einen ökologischen Mehrwert darstellen können", erklärt Florian Gamper. Man denke nur an die vielen Bankette oder Böschungen entlang der Straßen und Radwege – oder jene an den Ufern von Flüssen und Bächen. Auch ganz zentral fänden sich sehr oft ‚brach liegende‘ Grundstücke. "Meist sind diese bereits begrünt. Wir regen dazu an, sie zu artenreichen, bunten Blumenwiesen umzugestalten. Damit werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen."
"Auch bunte Blumenwiesen sind in den vergangenen Jahren immer seltener geworden – der Mensch empfindet Freude daran: der Einheimische ebenso wie der Gast“, ist Florian Gamper überzeugt. Mit dieser subjektiv empfundenen Wahrnehmung gehe aber noch etwas viel Wichtigeres einher: „Artenvielfalt wirkt sich auf das Ökosystem aus – und trägt somit zum Wohlergehen des Menschen entscheidend bei." Natürliche Wiesen mit Blumen, Stauden, Hecken und Bäumen seien unverzichtbarer Lebensraum für eine Vielzahl kleiner Lebewesen.
"Die Zahl der Insekten nimmt dramatisch ab", weiß Florian Gamper. Und nennt als Ursache den Menschen. "Er versiegelt die Böden, schafft monotone, überdüngte Landschaften, die zu intensiv genutzt werden – und ist sich der Schäden, die durch Herbizide und Pestizide entstehen, nicht bewusst." Hinzu komme selbstverständlich der weltweite Klimawandel; und auch die Lichtverschmutzung sei nicht außer Acht zu lassen. "Fehlen die Insekten, dann werden Wild- und Nutzpflanzen nicht mehr bestäubt – viele Früchte- und Gemüsesorten sterben somit aus."
"Es verschwindet aber auch die Basis der Nahrungskette", erläutert Florian Gamper. "Auch in Südtirol verringern sich die Vogelbestände in besorgniserregendem Ausmaß; zunehmend fehlt den Vögeln einfach die Nahrungsgrundlage." Der Ornithologe, der das bekannte Pflegezentrum für Vogelfauna Schloss Tirol führt, hat nun gemeinsam mit anderen Mitstreitern eine Kampagne "für mehr Blumenwiesen“ ins Leben gerufen: "Wir wenden uns an die Entscheidungsträger in den öffentlichen Verwaltungen: Sie sollen mit gutem Beispiel vorangehen – und Zeichen setzen."
Alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, alle Referentinnen und Referenten und auch alle Mitglieder der Landesregierung erhalten in diesen Tagen ein umfangreiches Informationspaket: „Dieses erklärt die Situation – und gibt Handlungsempfehlungen: Es muss dringend etwas getan werden, sonst ist es zu spät“, meint Florian Gamper. Die Kosten hierfür seien gering, der Nutzen hingegen riesig. „Mithelfen können selbstverständlich auch private Gartenbesitzer und Hobbygärtner. Auch auf einem kleinen Balkon kann man schon etwas machen!“