Das weltrenommierte "Robert Koch-Institut", als zentrale Bundesoberbehörde der Bundesrepublik Deutschland für Infektionskrankheiten, hat gestern Nachmittag Südtirol als Risikoland bewertet, dies im gleichen Atemzug wie die chinesische Provinz Wuhan, den Iran, Südkorea, die Regionen Venetien, Piemont, Lombardei und eben Südtirol. Am Abend hat das Auswärtige Amt in Berlin mit einer Reisewarnung für Südtirol nachgezogen.
"Von nicht erforderlichen Reisen in die Regionen Lombardei und Emilia-Romagna, in die Provinz Südtirol (autonome Provinz Bozen-Südtirol) in der Region Trentino-Südtirol sowie in die Stadt Vò Eugenaeo in der Provinz Padua wird derzeit abgeraten“, Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland
Seit über zwei Wochen kann man in der deutschen Presse verfolgen, dass mindestens 36 rückkehrende Südtirol-Urlauber an COVID-19 krank wurden und/oder positiv auf das neuartige Coronavirus getestet wurden. Das bedeutet, dass in mindestens 15 Hotels und Pensionen in Südtirol diese Gäste ihren Aufenthalt hatten. Wenige Stunden vor dem gesamtstaatlich verordneten Schulverbot wurde zwar in 6 Südtiroler Gemeinden der Unterricht ausgesetzt, aber "nur" für knappe 130 Personen die häusliche Quarantäne angeordnet. Wenn man berechnet, dass diese Gäste in über 15 Häusern untergebracht waren, dann hätte man eine Vielzahl von Mitarbeitern und Betreiberfamilien unter Quarantäne setzen müssen, d.h. sicher 300 Leute und mehr.
Und da beginnt der eigentliche Skandal und das Totalversagen der Südtiroler Landesregierung. Trotz täglich neuer Meldungen in der deutschen Presse von infizierten rückkehrenden Südtirol-Urlaubern hat man sage und schreibe nach Bekanntwerden der Fälle in Deutschland nur 70 Corona-Tests in Südtirol veranlasst. Laut Aussendung der Landesverwaltung wurden vom 1. bis zum 5. März gerade mal 70 Tests durchgeführt. Das wäre ein Tagesschnitt von 14 Tests. Das internationale medizinische Protokoll sieht vor, dass man bei Personen, die eben in diesen Gästehäusern arbeiten sofort Corona-Tests vornimmt. Dies geschieht um den Corona-Herd einzukreisen. So wird es systematisch in anderen Ländern gemacht.
Die Sanitätseinheit, der Zivilschutz, der Landeshauptmann u.a. haben, anders kann man es nicht sagen, total versagt und haben auch uns Bürger seit Wochen größter Gefahr ausgesetzt. Aufgrund der Rückmeldungen aus Deutschland hat man in unverantwortlicher Weise es unterlassen im engeren Umfeld der Aufenthaltsorte der nun infizierten deutschen Südtirol-Urlauber nach weiteren möglichen Infizierten zu suchen. Die Tatsache, dass Südtirol nun vom Robert Koch-Institut – der höchsten deutschen Bundesbehörde für Infektionskrankheiten – als Risikogebiet eingestuft worden und auch vom Auswärtigen Amt eine Reisewarnung gegen Südtirol ausgesprochen worden ist, ist die unmissverständliche und klare Quittung für die dilettantische und grob fahrlässig Handlungsweise der Südtiroler Landesregierung. Offensichtlich wollte man sich in Bozen lieber hinter der Aussage verstecken, man hätte nur einen einzigen Infizierten und alle anderen, die mit diesem Südtiroler "Patienten Null" in Verbindung standen, wären in sicherer Quarantäne. Tatsache ist aber, dass die deutschen Behörden kaum Informationen aus Südtirol erhalten haben, außer jene, die amtlich veröffentlicht worden sind. Und mit gerade mal 70 Tests im Zeitraum vom 1. zum 5. März ist Südtirol eben klar das Schlusslicht im Ranking der italienischen Regionen und Provinzen mit Präventivmaßnahmen. Südtirol hat sich hier wie ein Entwicklungsland verhalten.
Zu dieser Blamage kam gestern Früh noch unglaublich undiplomatisch und unprofessionell die Aussage von Landesrat Philipp Achammer, dass es keine Beweise dafür geben würde, dass sich die Urlaubsgäste in Südtirol infiziert hätten. Na klar gibt es keine Beweise dafür, man hat ja in Südtirol mit Ausnahme der bestätigten 70 Tests, welche auf insgesamt 5 Tage im März aufzuteilen sind, keine weiteren breiter angelegten Tests vorgenommen.
Auffallend auch Gesundheitslandesrat Thomas Widmann und Generaldirektor Florian Zerzer. Sie hüllen sich mehr oder weniger in Schweigen. Vom Südtiroler Sanitätsbetrieb kam gestern Mittag nur die Information, dass man nun eine gründliche Überprüfung sämtlicher Corona-Verdachtsfälle vornehmen würde.
Laut dem Primar des betrieblichen Dienstes für Rettungs- und Notfallmedizin in Südtirol, Marc Kaufmann, seien bislang vor allem Personen, die mit China in Kontakt waren auf das Virus getestet worden. Es handle sich bisher um etwa 30 Personen. Nun werde man diese Tests ausweiten, versicherte Kaufmann im Morgengespräch auf RAI Südtirol. Kontaktiert würden aber nur Risikogruppen. Bei Verdachtsfällen werde auch das Umfeld analysiert, erklärte der Primar des Dienstes für Notfallmedizin Kaufmann.
Primar Marc Kaufmann und alle Verantwortlichen müssten eigentlich, gemessen an dem was sie zugeben, sofort von ihren Ämtern zurücktreten.
Man gibt zu, dass man im Aufenthaltsort dieser deutschen Urlauber keine Tests vorgenommen hat, trotz der Tatsache, dass seit zwei Wochen jeden Tag Meldungen Südtirol erreichen, dass sich Südtirol-Urlauber mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben.
Die Verantwortlichen der Landesregierung, allen voran der Landeshauptmann Arno Kompatscher und der Landesrat für Gesundheit Thomas Widmann, der verantwortliche Generaldirektor der Südtiroler Sanitätsbetriebe Florian Zerzer und eben der verantwortliche Primar für Notfallmedizin Marc Kaufmann haben grob fahrlässig gehandelt und nicht jene vorgesehenen medizinischen internationalen Protokolle angewandt, welche aufgrund der sich täglich zuspitzenden Informationslage mit nun 36 infizierten und erkrankten Südtirol-Urlaubern einzuleiten und durchzuführen gewesen wären.
Diese Verantwortlichen haben kaum oder überhaupt nicht aktive Kommunikation mit den deutschen Behörden geführt und sie haben eben absolut nicht beweisen, dass sie versucht sind alle Maßnahmen zu treffen, damit sich das Coronavirus in jenen Südtiroler Orten, wo die betreffenden deutschen Südtirol-Urlauber zu Gast waren, sich nicht weiter ausbreiten kann. Jetzt zu sagen, es gäbe keine Beweise dafür, dass sich die Urlauber in Südtirol angesteckt haben, ist nicht nur billig, sondern hat vermutlich auch das Vertrauen der bundesdeutschen Behörden gegenüber der Südtiroler Verwaltung beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen.
Nicht umsonst hat der Leiter des Robert Koch-Institutes, Prof. Lothar Heinz Wieler, gegenüber der Presse erklärt, dass für die Einstufung einer Region als Risikogebiet neben dem Kriterium der Anzahl der Infektionen, der Dynamik der Anzahl (steigenden Zahlen) der Neuinfektionen auch das Kriterium ausschlaggebend ist, wie viele Infektionen aus dem Risikogebiet in andere Länder getragen werden. "All diese Kriterien", so Wieler wörtlich, "haben uns bewogen, Südtirol zum Risikogebiet zu erklären."
Und wenn 40 Prozent der Fälle, die aus Italien nach Deutschland getragen wurden, aus Südtirol kommen, dann kann das Robert Koch-Institut gar nicht mehr anders, als Südtirol als Risikogebiet einzustufen.
Den Fehler müssen die Südtiroler Verantwortlichen somit bei anderen suchen und nicht bei den Behörden in Deutschland. Die jetzige bittere Situation, in welcher Südtirol steckt, haben die verantwortlichen Politiker und Behörden zu verantworten. Mit ihrem Fehlhandeln haben sie es regelrecht "vermasselt" Südtirol sicher zu machen. Genau das Gegenteil ist nun passiert. Mit der Erklärung von Südtirol als Risikoland ist der absolute Supergau eingetreten. Sie haben damit entscheidend die daraus folgenden dramatischen wirtschaftlichen und sozialen Schäden zu verantworten, welche nun die Bevölkerung ertragen muss. Sie haben auch nicht die Chance wahrgenommen stetig Vertrauen zu den zuständigen Behörden in Deutschland zu schaffen, insbesondere um die Einstufung Südtirols als Risikoland zu vermeiden.
Kein Wunder das Deutschland uns als Risikoland erklärt, ich würde es auch machen. Bis zum ersten positiven Testergebnis am 24. Februar wurden gerade mal 15 Tests (!) durchgeführt. Vom 24. bis zum 29. Februar wurden 52 Tests bestätigt, was bedeutet dass in diesem Zeitraum nur 10 Tests täglich (!) durchgeführt wurden. Vom 1. bis zum 5. März sind es weitere 70 Tests, was auf den Tag runtergebrochen 14 Tests bedeutet. Das sagt alles aus. Es ist wohl auch Zeugnis für den gegenwärtigen Zustand der Sanität in Südtirol, welcher sich eben in Wartezeiten bis zu einem Jahr in Südtirol für ärztliche Fachvisiten und Untersuchungen, wie zum Beispiel einem Jahr Wartezeit für eine einfache Darm-Koloskopie im Krankenhaus Meran wiederspiegelt.
Bei Darmkrebs sind die Optionen in Südtirol derzeit: still sterben oder an spät erkannten Darmkrebs sich verstümmeln lassen. Und beim neuartigen Coronavirus? Auch dort greift das Wort „still“, denn still gibt es mit Sicherheit in Südtirol schon mindestens 100 SARS-CoV-2-Infizierte, wenn nicht noch eine höhere Zahl.
Es kann nicht oft genug wiederholt werden: Die verantwortliche Politik, die verantwortlichen Ärzte und die verantwortlichen "Gesundheitsverwalter" haben unverantwortlich bis zum 05.03.2020 klägliche 10 bis 14 Tests täglich gemacht, obwohl die Tests schlagartig auf jene ausgedehnt hätten werden müssen, die in den jeweiligen Hotels mit den betreffenden infizierten Urlaubern in Kontakt standen.
Es wird schon einen Grund geben, warum in Innsbruck, nachdem zwei italienische Mitarbeiter des Hotels auf das Coronavirus positiv getestet wurden, gleich das gesamte Hotel mit Gästen und Mitarbeitern unter Quarantäne gestellt wurde. Sogar Italien zeigt uns wie man durch sofortige Tests die Ausbreitungsherde einkreist und isoliert. In Deutschland ist eine solche Vorgangsweise gang und gäbe.
Die Einstufung Südtirols als Risikogebiet und die damit verbundene Reisewarnung für Südtirol ist nicht nur ein Supergau für Südtirols Tourismuswirtschaft, sondern auch das Waterloo der Südtiroler Landesregierung und der zuständigen Behörden. Aber Coronavirus hin oder her, unsere Politiker bekommen ja weiter ihre satten Gehälter von netto 8.500 bis 16.000 Euro im Monat und somit wird diese Kaste wirtschaftlich null leiden. Die Unternehmer und Arbeitnehmer und Familien erleiden hingegen unvorstellbaren wirtschaftlichen und sozialen Schaden. Zudem sind die Bürger Südtirols an vielen Orten in großer Gesundheitsgefahr, weil man bis vor zwei Tagen nur jämmerliche und beklagenswerte 10 bis 14 Tests täglich durchgeführt hat. Aber auch das berührt ja nicht die Politiker, die ja sicher keine "Wartezeiten" von bis zu einem Jahr für ihre Wehwehchen im Krankenhaus ertragen müssen.
Das Schlimme ist, dass mehrheitlich die Medien in Südtirol dieses Totalversagen der Südtiroler Landespolitik nicht öffentlich machen. Auch das eine Nebenwirkung der unausgesprochenen "heiligen Allianz" der Mehrheitsmedien in Südtirol mit der politischen Macht und Verwaltung. Südtiroler steht endlich auf, wehrt euch endlich gegen die Verblendung, werdet laut. Und ich richte mich auch an meine Kollegen und die Mitglieder in der Südtiroler Volkspartei. Fordert Aufklärung und Konsequenzen aufgrund des eingetretenen Totalversagens der Landesregierung und der untergeordneten Gesundbehörden.
Herzlichst Ihr
Christian Masten