Menschlichkeit
Die Menschlichkeit ist ein Gefühl des Wohlwollens für alle Menschen, das nur in einer großen und empfindsamen Seele aufflammt. Diese edle und erhabene Begeisterung kümmert sich um die Leiden der Anderen und um das Bedürfnis, sie zu lindern; sie möchte die ganze Welt durcheilen, um die Sklaverei, den Aberglauben, das Laster und das Unglück abzuschaffen.
Sie verbirgt uns die Schwächen unserer Mitmenschen oder hindert uns, diese Schwächen zu fühlen, macht uns aber unerbittlich gegenüber Verbrechen. Sie entreißt dem Schurken die Waffe, die dem guten Menschen zum Verhängnis werden könnte. Sie verleitet uns nicht, uns unserer Pflichten zu entledigen, sondern macht uns - im Gegenteil - zu besseren Freunden, besseren Gatten, besseren Staatsbürgern. Der Menschlichkeit macht es Freude die Wohltätigkeit auf alle Wesen auszudehnen, die die Natur neben uns gestellt hat.
Ich habe diese Tugend, die Quelle so vieler anderer Tugenden, zwar in vielen Köpfen bemerkt, aber nur in wenigen Herzen.
Denis Diderot
(1713 - 1784), französischer Philosoph der Aufklärung, Schriftsteller, Enzyklopädist, Literatur- und Kunsttheoretiker
Wo bleibt sie, die Menschlichkeit, wenn wir in Zeitungen lesen, dass Ordnungskräfte einem 88-jährigen Mann, der seine Kirche aufsuchen wollte um zu beten, einen Strafzettel verpassen, der die Höhe seiner Rente übersteigt? Wo bleibt sie, die Menschlichkeit, wenn diese Ordnungshüter einen Mann zu Boden reißen und ihm Handschellen anlegen, nur weil er keinen Mundschutz trägt? Wenn genau die gleichen sofort zur Stelle sind und einer alleinerziehenden Mutter einen Strafzettel von 400,00 Euro aufbrummen, nachdem eine Denunziantin ihre Töchter verpfeift, die sich ratschend die Füße in einem Bach erfrischen?
Wo bleibt die Menschlichkeit, wenn es verboten ist unsere alten Menschen in den Altersheimen zu besuchen, wenn wir kranken Verwandten im Krankenhaus nicht zur Seite stehen dürfen, wenn es verboten ist auf den Friedhof zu gehen oder wenn eine alte Dame, die sich während ihres Spazierganges auf einer Parkbank ausruhen will, gestraft wird?
Die sozialen Medien sind voll von diesen Geschichten. Verbote werden gerade wie warme Semmeln aus dem Gesetzesofen geschoben und jedermann/frau/kind müsste durch ultraschnelle Informationen über die digitalen Medien, Funk und Fernsehen immer auf dem neusten Stand sein, wobei ein Gesetz dem anderen binnen weniger Stunden die Klinke reicht. Sollte jemand in diesem Wirr-Warr noch den Durchblick haben, kann er sich glücklich schätzen, aber bitte verlangt das nicht von unseren Mitmenschen, die eigentlich von euch Ordnungskräften, Polizei, Carabinieri am meisten in Schutz genommen werden müssten. Was verlangt der Staat, die Gemeinde von seinen Bürgern?
Räumt ein Gesetz nicht auch vonseiten der Exekutive einen gewissen Spielraum ein, der mit Toleranz und einer Portion Menschlichkeit ausgestattet ist? Kommt es nur mir so vor, als würden gerade in dieser Zeit der Pandemie, einige Ordnungshüter ihre Macht missbrauchen und diese, alles andere als für das Wohl des Ganzen, nutzen. Diese auf Machtspiele geilen Gesetzeshüter kommen wohl scheinbar endlich mal zum Zug, um ihr Machtgehabe zum Besten zu geben, indem sie viel Schwächere mal richtig spüren lassen, wie mächtig sie sind und das alles unter den Deckmantel der Umsetzung fadenscheiniger Dekrete schieben.
Unterstützt werden die Ordnungskräfte natürlich auch von den ach so fleißigen Denunzianten, denen ich nun wirklich mal etwas ganz persönliches ins Petto drücken möchte: Schämt euch!! Warum habt ihr überhaupt das Bedürfnis andere Menschen zu denunzieren, anzuschwärzen, zu verraten, zu verpfeifen oder öffentlich anzuprangern... wohlwissend, ob nun zu Recht oder zu Unrecht, demjenigen damit in der einen oder anderen Form Schaden zuzufügen?
Das Denunziantentum hatte im nationalsozialistischen Reich seine Blütezeit. Es war ein Massenphänomen und ohne die Denunziationen hätte es der nationalsozialistische Überwachungsstaat niemals vermocht, die ganze Gesellschaft mit seinem Terror zu durchsetzen. Wollen wir nicht lieber der Menschlichkeit einen Dienst erweisen und unseresgleichen vor, auch nur geringfügigeren Folgen hinsichtlich einer Nichtbeachtung, bewahren und damit auch eventuellen Wiederholungen dieser Art den fruchtbaren Boden entziehen.
In der großen politischen Arena interessiert es niemanden mehr menschlich zu sein. Es müssen die Kassen stimmen, in der kleinen Gemeinde und auch in der großen Welt. Nur so kann man sich die Gesamtentwicklung auf dem Planeten erklären.
Doch das was uns einfache Menschen, wie ich und du, ausmacht, sind die Emotionen, das Denken im Herzen, die Liebe, kreatives Schaffen und die Fähigkeit diese kreativen Gedanken in Taten umzusetzen. Lasst uns Gutes denken, Gutes tun, das Feld das uns alle vereint mit guten Gedanken speisen und die Welt wird uns Folge leisten.