Initiative der Hoteliersfamilie Sanoner

49 Prozent von knapp 1000 Untersuchten haben Antikörper

Bemerkenswerte Eigeninitiative hat im Grödner Hauptort St. Ulrich die Hoteliersfamilie Sanoner bewiesen. Unter medizinischer Fachbegleitung des Primars und Team K-Landtagsabgeordneten Dr. Franz Ploner, von Prof. Dr. Peter Malfertheiner und von Dr. Giuliano Piccoliori, haben die Hausärzte des Ortes mit Hilfe einer Krankenschwester im ADLER-Balance Gesundheitszentrum bei 962 Personen des Ortes Antkörpertest durchgeführt. Die erste Phase der Schnelltests auf Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 für die Bürger von St. Ulrich und der umliegenden Gebiete ist nun abgeschlossen und das bereits bekannte, sehr bemerkenswerte Zwischenergebnis über ausgewertete Blutproben in Fachlabors bestätigt: 49 Prozent der untersuchten Personen haben gegen das neuartige Virus Antikörper entwickelt. Die Aussagen des Südtiroler Immunologen Bernd Gänsbacher zur Unzuverlässigkeit der Schnelltests sind somit widerlegt.

Sie haben die Antikörpertest fachmedizinisch begleitet: V.l. Dr. Franz Ploner, Dr. Peter Malfertheiner, Dr. Giuliano Piccoliori

Wie die Hoteliersfamilie in einer Medienaussendung mitteilt, wurden vom 14. bis zum 27. April mit den 1000 zur Verfügung stehenden Testsets 962 Personen getestet, die jüngste war 6 Jahre und die älteste 88 Jahre alt. Die Tests wurden, auf ehrenamtlicher Basis, von den Hausärzten St. Ulrichs und einer Krankenschwester in Zusammenarbeit mit einem sehr motivierten und bestens organisierten Team im Labor des Gesundheitszentrums ADLER Balance durchgeführt.

Das Interesse der Dorfbevölkerung war außerordentlich groß, die Vormerkungen für die vorhandenen Tests waren binnen weniger Tage ausgeschöpft, für weitere 2000 Schnelltests, die nachbestellt wurden, sind auch schon nahezu alle Testtermine vorgemerkt. Von den 962 getesteten Personen wurden 471 positiv auf Antikörper gegen Coronavirus SARS-CoV-2 getestet, was einer Rate von 49 Prozent entspricht.

Angesichts dieses aufsehenerregenden Ergebnisses holten sich die Hausärzte prominenten wissenschaftlichen Rat bei kompetenten Fachleuten auf dem Gebiet: bei Prof. Dr. Peter Malfertheiner, dem langjährigem Direktor der Universitätsklinik für Gastroenterologie und Infektiologie in Magdeburg, weltbekannt wegen seiner Helicobacter- und Magenkrebsforschung, jetzt Seniorprofessor an der LMU-Universität München, bei Prim. Dr. Franz Ploner, ehemaliger Chefarzt der Anästhesie im Krankenhaus Sterzing/Brixen, anerkannter Wissenschaftler und nunmehriger Team K-Landtagsabgeordneter, und bei Dr. Giuliano Piccoliori, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin in Bozen und Autor mehrerer international anerkannter Epidemiologie-Studien.

Wichtig dabei: Mit Hilfe von Prim. Dr. Franz Ploner wurde der SARS-CoV-2 Schnelltest, der in St. Ulrich zur Anwendung kam, nochmals extern mit der Standardmethode ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay) validiert. Dazu wurden Blutproben von Freiwilligen, die zum Schnelltest in St. Ulrich erschienen, in zwei Speziallabors nach Österreich geschickt, unabhängig voneinander. Diese zwei Labors verwenden zwei verschiedene Antigene des SARS-CoV-2 in ihren ELISA-Testmethoden, um die Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 nachzuweisen. So konnten die Test-Ergebnisse des Schnelltestes verblindet gleich mit den Testergebnissen von den zwei anerkannten ELISA-Methoden verglichen werden. Es konnte eine Übereinstimmung in der Sensitivität von 95 Prozent (Sensitivität = Empfindlichkeit, Erfassungswahrscheinlichkeit) und in der Spezifität von 93 Prozent (Spezifität = Genauigkeit in der Erfassung der Gesunden) festgestellt werden. Fazit von Prim. Dr. Ploner: "Der Grödner Schnelltest ist valide, keine Frage".

Es ist dies insbesondere für den in nahezu täglichen Radio- und TV-Sendungen von "RAI Südtirol" auftauchenden, aus dem Sarntal stammenden Facharzt für Innere Medizin, Immunologen und emeritierten Hochschulprofessor Bernd Gänsbacher eine herbe Niederlage. Gänsbacher und in Folge auch der Südtiroler Sanitätsbetrieb hatten in mehreren Interviews und Stellungnahmen immer wieder behauptet, dass die Schnelltest unzuverlässig und deshalb ungeeignet seien. Die 95-prozentige Übereinstimmung der Schnelltests mit den Ergebnissen aus dem Labor belegen nun aber genau das Gegenteil.

Wie auch Prof. Dr. Peter Malfertheiner bestätigt, hat diese zeitgerecht durchgeführte und großangelegte Untersuchung nun zu einem gültigen und gesicherten raschen und wichtigen Erkenntnisgewinn über die Verbreitung des Corona Virus (SARS-CoV-2) in der lokalen Bevölkerung geführt. "Nach der positiven Überprüfung der Schnelltests können nun auch belastbare Aussagen gemacht werden. Für die abschließende Interpretation der Befunde werden noch sämtliche klinische Informationen der getesteten Personen/Patienten Berücksichtigung finden. Unter den vielen wichtigen Gesundheitsaspekten aus dieser Untersuchung ist es von großer Bedeutung, auch die Anzahl derer erfasst zu haben, die bei positivem Antikörpernachweis ohne Symptome von der Infektion 'gestreift' wurden. Dies war bei etwa einem Drittel der auf Antikörper positiv getesteten Personen der Fall. Eine Ausweitung dieser Test-Initiative, insbesondere in Gemeinden Südtirols, die von der Corona Pandemie besonders betroffen waren, ist empfehlenswert", unterstreicht Prof. Malfertheiner.

Dr. Giuliano Piccoliori, selbst Hausarzt in Gröden, betont die Plausibilität des Testergebnisses: "Die Erfahrung, die die Hausärzte Ende Februar und im März in Gröden gemacht haben, sowie die Übersterblichkeit älterer Patienten lassen das Testergebnis mehr als plausibel erscheinen. Zwar wurden die getesteten Personen nicht aus der Bevölkerung ausgelost ('randomisiert'), es war ja auch keine wissenschaftliche Studie geplant, aber der hohe Anteil von fast 1000 auf 4800 Bewohner und die Verteilung der Getesteten lässt vermuten, dass das Testergebnis trotzdem eine hohe Aussagekraft hat", so Dr. Piccoliori.

Dr. Cordula Weber, Hausärztin in Gröden und Sanitätsdirektorin des Gesundheitszentrums ADLER Balance beim Hotel ADLER in St. Ulrich, betont, dass "ein Drittel der positiv Getesteten überhaupt keine Symptome hatten, und trotzdem zeigen sie mit SARS-CoV-2-IgG-Antikörpern eindeutig eine humorale Immunisierung gegen das Coronavirus, was aufgrund von Vergleichen mit bisherigen Coronaviren und anderer viraler Erkrankungen auf eine gewisse Immunität hinweist."

Dr. Simon Kostner bestätigt: "Wer das Virus überwindet, ohne es nicht einmal zu merken, wer leicht und wer schwer erkrankt, und was die Gründe sind, warum bei einzelnen Patienten die Infektion mit dem SARS-CoV-2 das gefürchtete akute Lungenversagen zur Folge hat, das sollen natürlich die Ziele einer wissenschaftlichen Studie sein. Dabei spielen genetische Untersuchungen eine große Rolle." Dr. Kostner erwähnt, dass er mittlerweile "Fanpost" aus Italien, Österreich und Deutschland bekommt, darunter auch von etlichen medizinischen Universitätsinstituten, die sich für eine Mitarbeit bei einer wissenschaftlichen Studie anbieten.

Für die Bevölkerung von St. Ulrich und Gröden - noch auffälliger als in St. Ulrich war die Epidemie in Wolkenstein - hat die Spontanaktion der Hoteliersfamilie Sanoner jedenfalls viel Positives gebracht: der Schrecken vor dem Coronavirus hat sich gelegt, seitdem bekannt ist, wie viele Bürger die Covid-19-Seuche ohne schwere Organbeteiligungen, sondern weitgehend asymptomatisch oder mit leichten grippalen Symptomen überstanden haben. Die Aussicht auf eine Herdenimmunität lässt die Hoffnung auf eine baldige Besserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen aufkommen, schreit die Hoteliersfamilie Sanoner abschließend in ihrer Medienaussendung.

Bilder in der Galerie:

  • Von links: Franziska Sanoner. Dr. Cordula Weber, Dr. Pablo Policastro, Krankenschwester Karin Planker, Sara Romanelli, Dr. Elisabeth Delago, Dr. Simon Kostner
  • Tabellarische Übersicht mit Zusammenfassung der Antikörper-Testergebnisse

 

VOX News Südtirol