Für den verstorbenen Gemeinderat Ponzano rücke die zweitgewählte Kandidatin der Liste "partito valore umano" Verena Marcassoli in den Gemeinderat nach. Damit erhöhe sich die Frauenquote im Gemeindeausschuss von bisher einem Ausschussmitglied auf deren zwei. Gemeinderätin Marcassoli gehöre der ladinischen Sprachgruppe an, damit sei die italienische Sprachgruppe im Gemeinderat nur noch durch den Rat Giuseppe Sabatelli von der Oppositionspartei "Fratelli d’Italia" vertreten.
Die Vertretung der Sprachgruppen in den jeweiligen Verwaltungsfunktionen werde in Südtirol durch das Autonomiestatut geregelt. Und das bilde auch die Grundlage für die Entscheidung der Gemeindeorgane, weiterhin eine Vertretung der italienischen Sprachgruppe im Gemeindeausschuss zu garantieren. Gemeindeausschuss und Gemeinderat würde nach gewissenhafter Abwägung und Prüfung der politischen und rechtlichen Ausgangssituation entschieden, eine Gemeindebürgerin italienischer Muttersprache von außen in den Gemeindeausschuss zu wählen. Diese Gemeindebürgerin solle politisch eine möglichst neutrale Position einnehmen. Der Bürgermeister und der Gemeindeausschuss hätten deshalb dem Gemeinderat den Vorschlag Stefania De Bettin unterbreitet. In der Gemeinderatssitzung vom 06. April 2021 sei Stefania De Bettin vom Gemeinderat Brenner mit einer Gegenstimme und drei Enthaltungen bei elf Dafür-Stimmen in den Gemeindeausschuss gewählt worden. Damit setze der Gemeinderat ein starkes, demokratisches Zeichen, das auch und vor allem die politischen Verhältnisse im Gemeinderat berücksichtige. Eine politische Mehrheit für eine Wahl des Gemeinderates Sabatelli von der Liste "Fratelli d’Italia" in den Gemeindeausschuss sei unter derzeitigen Gesichtspunkten nicht realistisch. Auch eine dafür notwendige Umgestaltung des Gemeindeausschusses sei realitätsfremd und entspriche nicht den politischen Mehrheitsverhältnissen im Gemeinderat.
Die Entscheidung, eine italienische Mitbürgerin von außen in den Gemeindeausschuss zu wählen, fuße auf folgenden Grundlagen: die Sicherstellung und Einhaltung der Frauenquote im Gemeindeausschuss sowie eine Vertretung der italienischen MitbürgerInnen im Ausschuss.
Die derzeitige agitatorische und populistische Vorgangsweise der Partei "Fratelli d’Italia" zeige auf, warum eine Zusammenarbeit mit dieser Fraktion in der derzeitigen Situation nicht möglich sei und vor allem demokratiepolitisch nicht mehrheitsfähig sei. Auf propagandistischen Unterlagen der Partei sei italienweit unsere Gemeinde Brenner als "anti-italienisch" und mit folgenden Aussagen beschrieben worden: "Basta odio antiitaliano!" oder "Inammissibile discriminazione". Dies entspreche schlichtweg nicht der Wahrheit und in keinerlei Art und Weise der politischen Einstellung der demokratisch gewählten Institutionen der Marktgemeinde Brenner. Selbst der Alleinvertretungsanspruch dieser Partei in Hinblick auf die italienische Bevölkerung sei an den Haaren herbeigezogen. Drei andere Parteien hätten ebenso erhebliche Stimmenanteile aus der italienischen Bevölkerung erhalten, zwei italienische Kandidaten der "Freien Liste Brenner" sogar erheblich mehr Vorzugsstimmen als der Kandidat Giuseppe Sabatelli, der nur aufgrund der Wahlarithmetik einen Sitz im Gemeinderat hat. Deshalb seien die Aussagen von "Fratelli d’Italia" unqualifiziert und untergriffig.
"Ich darf abschließend zwei Dinge festhalten", sagt Bürgermeisters der Marktgemeinde Brenner, Martin Alber.
"Es ist mir ein ehrliches Anliegen, eine angemessene Vertretung der Frauen im Gemeindeausschuss zu gewähren und ich finde es gut, wenn die beiden Frauen auch unterschiedlichen Sprachgruppen angehören".
"Es ist mir zudem wichtig, unmissverständlich klar zu stellen, dass sich dieser Gemeindeausschuss mit allen Mitteln nicht nur für ein friedliches, sondern für ein gutes und konstruktives Zusammenleben der deutschen und italienischen Sprachgruppe einsetzt und einsetzen will. Die Gemeinde Brenner ist nicht irgendeine Gemeinde. Die Geschichte hat dem Namen 'Brenner' eine sehr starke Symbolkraft verliehen. Diese Symbolkraft muss nach den Jahrzehnten, in welchem der Begriff für die Trennung stand, für das Miteinander der Sprachgruppen und Völker in Europa stehen", so Martin Alber abschließend.