Kaum jemand würde erahnen, dass Fritz Bergers ästhetische Zeichnungen mit einem großen Handicap entstanden sind. Mit nur 25 Jahren verlor der Künstler durch eine Kriegsverletzung, die er wie durch ein Wunder überlebte, das rechte Auge und die rechte Hand. Er selbst entwickelte daraufhin eine marionettenhafte Konstruktion, die die Bewegungen des verstümmelten rechten Armes auf den gesunden linken übertrug. Damit brachte er sich selbst das Zeichnen mit der linken Hand bei. Viele der anschließend entstandenen, in der Sonderpräsentation gezeigten Bildnisse und Akte zeigen vermutlich seine Frau Emmi Berger, Pionierin der modernen Bewegungslehre in Tirol. Sie wandte sich von der "gefesselten Bewegung" des "mechanischen" Turnens ab und trug mit rhythmischer Gymnastik zur Verbreitung einer vollkommen neuen Körperwahrnehmung bei. Fritz Berger brachte diese Bewegungen in seiner Kunst zu Papier. Das Schaffen der beiden war untrennbar miteinander verbunden.
Fritz Berger wurde 1916 in Innsbruck geboren und lernte, wie beispielsweise auch Max Weiler, an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Dort kam er mit dem Symbolismus und der Neuen Sachlichkeit in Berührung. Noch weniger als bei Weiler lassen sich diese Strömungen jedoch in seinen Werken ausmachen. Er wandte sich stattdessen nach dem Krieg ganz entschieden dem abstrakten Expressionismus, etwa des US-amerikanischen Künstlers Franz Kline, zu. Auch der Fauvismus ist an der Stilbildung Bergers nicht unbeteiligt. Die Schwelle zur Gegenstandslosigkeit überschritt Berger jedoch nicht.
Die Sonderpräsentation findet anlässlich des Erwerbes von zehn der gezeigten Arbeiten auf Papier aus Mitteln des Vereins Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum für die Grafische Sammlung statt und wurde durch eine Dauerleihgabe aus dem Nachlass des 2002 in Innsbruck gestorbenen Künstlers ermöglicht.