Unterholzner und der Auwald Brixen

Über den Sepp, der Josef heißt

Am Mittwoch, 5. Februar, wurde im Südtiroler Landtag über mehrere Beschlussanträge des Team K abgestimmt, unter anderem auch über deren Begehren, den Auwald Brixen nicht zugunsten eines halbschürigen Handels zu opfern, sondern zu erhalten. Die Tageszeitung postet dazu auf Facebook "Sepp musste kotzen" und schießt damit den letzten Vogel einer niveauvollen Berichterstattung ab.

Der Auwald Brixen wie auch schon von VOX NEWS Südtirol berichtet – Artikel finden Sie hier – gilt als wertvoller ökologischer Lebensraum und steht seit einem Jahr immer wieder im Mittelpunkt der Diskussionen. Die Firma Progress wolle erweitern und brauche dafür das Land, auf dem der Auwald steht. Während die einen noch verzweifelt dafür kämpfen, den Auwald als wertvollen ökologischen Lebensraum für viele seltene und geschützte Tier und Pflanzenarten zu erhalten, haben andere bereits ihr Hemd und Höschen gelassen für einen Tausch: Auwald weg – Biotop in Milland erweitern.

Wie auch immer: Team K hat einen Beschlussantrag zur Erhaltung des Auwaldes eingereicht, über den im Landtag am Mittwoch abgestimmt wurde. Das Ergebnis: der Beschlussantrag wurde knapp abgelehnt. "Unter anderem deshalb, weil Josef Unterholzner zum Zeitpunkt der Abstimmung aus dem Saal verschwand..." und "Unterholzners Stimme hätte nichts an der Abstimmung geändert", schreibt die Tageszeitung. Laut deren Berichterstattung würde so mancher vermuten, er hätte dies absichtlich gemacht, da er als Wirtschaftsvertreter und ehemaliger Unternehmer mehr Verständnis für die Bedürfnisse der Firma Progress hat als für jene des Kleinspechtes am Baumriesen. Grund für das Fernbleiben Unterholzners sei gewesen, "dass er schlecht gegessen hatte und sich übergeben musste".

VOX NEWS Südtirol hat mit der Person gesprochen, die es betrifft: Josef Unterholzner, Landtagsabgeordneter des Team K, ehemals Unternehmer des Jahres und Besitzer der Firma Autotest AG.

"Erstens einmal heiße ich nicht Sepp, niemand nennt mich so", sagt Unterholzner. "Zweitens war es wirklich so, dass es mir nicht gut ging, schon seit einigen Tagen nicht besonders. Aber während andere sich einfach krankschreiben lassen und der Öffentlichkeit noch mehr Geld kosten, bin ich halt trotzdem zur Arbeit gegangen. Das Fernbleiben wegen jedem Husterle liegt mir einfach nicht, ist in meinem Denken einfach nicht drin, aber so wie es aussieht, hätte ich es machen sollen wie viele andere auch, und blau machen", erklärt Unterholzner sein Fernbleiben bei der Abstimmung.

Über den Grund, warum Unterholzner bei der Abstimmung letztlich nicht im Saal war, kann gemunkelt werden. Die Beurteilung darüber würde aber sicher nicht den Medien zustehen - seriöser fairer Journalismus wäre anders. Dass sich der eine oder andere Journalist auf Grund mancher Äußerungen in der Berichterstattung der Tageszeitung fremdschäme, sei nicht verwunderlich. Den letzten Kleinspecht am Baumriesen des Auwaldes und die Hoffnung auf Stil in der Berichterstattung habe die Tageszeitung gestern auf jeden Fall um die Ecke gebracht.

Karin Renee Egger