Monica Oberrauch auf RAI Südtirol

Das Versagen

Was die Präsidentin der Südtiroler Ärzte- und Zahnärztekammer, Dr. Monica Oberrauch, am Dienstagabend in der Tagesschau von RAI Südtirol vor laufender Kamera gesagt hat, schockiert. Die Präsidentin der Ärztekammer nahm sich kein Blatt vor den Mund. Schon früh habe sie auf die mangelhaften Masken aus China aufmerksam gemacht. Nie hätte sie vom Sanitätsbetrieb dazu eine Antwort erhalten. Und die heftigen Einsparungen im Gesundheitswesen, sagt sie, habe zum totalen Zusammenbruch der Gesundheitsstrukturen geführt.

Monica Oberrauch, Präsidentin der Südtiroler Ärztekammer

Wenn VOX NEWS Südtirol Fragen aufwirft, warum es in Südtirol so viele Covid-19-Todesfälle gibt, während es in Nordtirol um einen Bruchteil weniger sind; wenn unsere Online-Zeitung, die in Italien jahrelang betriebene Austerität im Gesundheitswesen kritisiert, dann sind die vermutlich auch "politischen System-Verteidiger" schnell zur Stelle. In Kommentaren heißt es dann, VOX NEWS Südtirol würde schlecht recherchieren oder ganz einfach nur "Fake News" verbreiten.

So schrieb beispielsweise Benni Pircher in einem seiner Kommentare an uns: "Und wenn ihr wissen wollt, warum es nördlich des Brenners so wenig Todesfälle gibt, dann solltet ihr eure Hausaufgaben machen und besser recherchieren! Die Lösung? Sie haben viel weniger Fälle. Was damit zusammenhängt, dass sich das Virus in Italien 5 Wochen unkontrolliert ausbreiten konnte, während in Österreich nach wenigen Tagen schon die Handbremse gezogen wurde. Oder glaubt ihr an einen genetischen Unterschied? Wurden Patienten in Südtirol nicht behandelt? Also besser still sein, weniger Fake News verbreiten!"

Offen gesagt, wir sind wenig beeindruckt von solchen und ähnlichen Kommentaren, denn zum Recherchieren, der von uns veröffentlichten Artikel, gehört nun mal auch ein solider Faktencheck. Beeindruckt sind wir aber immer dann, wenn Inhalte unserer Veröffentlichungen von angesehenen Experten völlig unabhängig von unseren Erkenntnissen und redaktionellen Berichten bestätigt werden. 

Am Dienstagabend in der "Tagesschau" von RAI Südtirol gab es wieder so einen Moment. Die Tagesschau bat die Präsidentin der Südtiroler Ärztekammer, Monica Oberrauch, vor die Kamera und vors Mikrofon. Und was die Präsidentin der Ärztekammer von sich gab, hatte es in sich.

Früh wurde der Südtiroler Sanitätsbetrieb über mangelhafte Masken informiert - bis heute keine Antwort erhalten

Mit Blick auf die aus China über Österreich eingeflogenen Atemschutzmasken sagt Monica Oberrauch, dass man, als die Masken an die Hausärzte ausgeteilt worden sind, relativ früh festgestellt hätte, dass die Masken mangelhaft sind: von der Passform nicht richtig im Gesicht anliegen und auch das Material selbst nicht regelkonform ist. Auch hätte man entsprechend den Sanitätsbetrieb sehr früh auf das Problem mit den China-Masken aufmerksam gemacht.

Und jetzt kommt die schockierende Antwort von Ärztekammer-Präsidentin Monica Oberrauch. Gegenüber RAI Südtirol bestätigt sie, dass sie keine offizielle Rückantwort vom Südtiroler Sanitätsbetrieb auf die Kritik der Ärztekammer zu den Masken erhalten hätte.

Nein, bis heute hätte sie vom Sanitätsbetrieb zu den mangelhaften Masken nichts gehört. Zu keinem Zeitpunkt hätte sie eine offizielle Kommunikation darüber erhalten, sagt sie gegenüber RAI Südtirol.

Diese Aussage kann nur schockieren und stellt einmal mehr das Versagen der Führungsspitze des Südtiroler Sanitätsbetriebes in seinem vorerst bekannten Ausmaß dar, zumal mittlerweile nachweislich belegt ist, dass der Südtiroler Sanitätsbetrieb ebenfalls zu einem sehr frühen Zeitpunkt Gutachten aus Deutschland und Österreich über den Etikettenschwindel vorliegen hatte. Expertisen, welche die Masken als mangelhaft bzw. unbrauchbar einstuften.  

Verständlich, dass die Präsidentin der Südtiroler Ärztekammer so ziemlich verärgert über die Kommunikationspolitik des Südtiroler Sanitätsbetriebes ist, zumal der Gebrauch der mangelhaften Masken auch eine Sicherheitsfrage darstellt und bei Covid-19 mitunter auch das Leben von Ärzten und Arztassistent/innen auf dem Spiel stehen kann.

So hat es in ganz Italien bereits viel zu viele Todesopfer unter Ärzten gegeben. 96 Ärzte sind mit Stand 8. April 2020 laut des nationalen Dachverbandes der Ärztekammer durch Eigenansteckung an der tückischen Lungenkrankheut Covid-19 verstorben. Weit über die Hälfte davon, berichtet RAI Südtirol im Tagesschau-Bericht, waren Hausärzte. 13 Kinder- und Hausärzte hätten sich bisher auch, so Ärztekammerpräsidentin Oberrauch, in Südtirol mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. 

Erste Covid-19-Fälle bereits im Dezember 2019

Angesprochen auf die hohe Sterblichkeit, welche die Lungenkrankheit Covid-19 in Italien hat, holt Ärztekammer-Präsidentin Monica Oberrauch noch einmal aus und findet klare Worte, für das, was in Italien passiert ist.

Monica Oberrauch spricht wörtlich von einem italienweiten Versagen der Gesundheitsstrukturen. Schon im Dezember habe sie die ersten Covid-19-Patient betreut, so Oberrauch gegenüber der "Tagesschau" von RAI Südtirol. Insbesondere kritisiert Monica Oberrauch, dass zu lange nichts geschehen sei.

Schutzausrüstung, Tests an Mitarbeitern, rasche Isolierung positiver Fälle ... "Wir sind in Verspätung mit allem."

"Wir sind absolut in Verspätung, sei es mit Schutzausrüstung, sei es mit Tests an Mitarbeitern, sei es mit der rascher Isolierung der positiven Fälle", kritisiert Oberrauch. Und zu den Ursachen für die hohe Mortalität in Italien sagt die Südtiroler Ärztekammer-Präsidentin. 

"Die heftigen Einsparungen im Gesundheitswesen haben auch dazu geführt, dass wir vor einem quasi totalen Zusammenbruch der Gesundheitsstrukturen gestanden sind."

Heftige Einsparungen im Gesundheitswesen haben zum totalen Zusammenbruch der Gesundheitsstrukturen geführt.

Wer die Aussagen von Monica Oberrauch, der Präsidentin der Südtiroler Ärztekammer hört, verinnerlicht in welcher schwierigen Situation sich auch der Südtiroler Sanitätsbetrieb zurzeit befindet. Die Aussagen der Ärztekammerpräsidentin sind Ausdruck einer regelrechten Bankrott-Erklärung für die Verantwortlichen im Südtiroler Sanitätsbetrieb aber auch für die verantwortlichen Politiker hinter der Misere. Sie bestätigen ein Mehrfachversagen und ein Scheitern der bisherigen Vertuschungs- und Schönrede-Aktionen, Aktionen, jener die politische und moralische Verantwortung hätten, jedoch alles unternommen haben, um die Versäumnisse klein zu halten.  

Hinsichtlich des Schutzmasken-Skandales wird mittlerweile auch die Kritik der Oppositionsparteien am Südtiroler Sanitätsbetrieb immer lauter. Die Süd-Tiroler Freiheit, die Grünen und das Team K fordern personelle Konsequenzen im Südtiroler Sanitätsbetrieb. Das Team K (siehe eigenen Bericht) kritisiert zudem, das Verhalten von Landeshauptmann Arno Kompatscher und Gesundheitslandesrat Thomas Widmann. Bei der Pressekonferenz vom Montag, 7. April, hätten diese sich nicht einmal zu einer Entschuldigung durchringen können. Stattdessen hätten die SVP-Politiker stur die eigenen Entscheidungen verteidigt und die Vorkommnisse kleingeredet.

Im Bild die größten politischen Einsparer im italienischen Gesundheitssystem in den letzten Jahren sowie die als ungeeignet eingestuften chinesischen Atemschutzmasken der angeblichen Schutzklasse KN95 (FFP2).

VOX News Südtirol / ts