Knapp 50 Personen hörten gestern Nachmittag den Ausführungen von Luca Merlino gespannt zu. Er erzählte die Geschichte des Banco Alimentare in Italien und in der Region Trentino-Südtirol, informierte über die italienische Gesetzgebung und diskutierte im Anschluss mit den Teilnehmenden über Herausforderungen, Freuden und Motivation dieses Engagements. Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten, sei ein ethisches und ressourcenschonendes Muss unserer Zeit, sagte Luca Merlino. Die Gesellschaft profitiere auf sozialer, wirtschaftlicher, ökologischer und pädagogischer Ebene.
Die gesamtitalienische Stiftung "Banco Alimentare" besteht aus einem Netzwerk von 21 lokalen Ablegern, die subsidiär arbeiten und die gesammelten Lebensmittel über karitative Solidarorganisationen an bedürftige Menschen verteilen. In Italien leben etwa 9 Millionen Bürgerinnen und Bürger in relativer Armut, davon rund 5,6 Millionen in absoluter Armut. Das entspricht etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. Allein 2020 wurden in der Region Trentino-Südtirol mehr als 1.500 Tonnen Lebensmittel gesammelt und landesweit an 144 karitative Einrichtungen wie VinziMarkt und Tafeln der Vinzenzgemeinschaft oder Einrichtungen der Caritas weitergegeben. So konnten 17.000 Bedürftige dauerhaft erreicht werden. Die Landestafel sammelt und verteilt sowohl frische Lebensmittel kurz vor dem Verfallsdatum, als auch Lebensmittel kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums. Die Lebensmittel werden im Zentrallager in Trient und Bozen gelagert und im Monatstakt an die konventionierten karitativen Einrichtungen verzeilt, frische Lebensmittel werden täglich abgeholt und geliefert.
Die regionale Lebensmittelbank Banco Alimentare Trentiono-Südtirol wurde 2003 gegründet und trägt seit vergangenem Jahr den Titel Landestafel. Die Landestafel sammelt Lebensmittel aus Spenden, Schenkungen, EU- und nationalen Förderprogrammen, rettet überschüssige Lebensmittel aus der Lebensmittelindustrie, aus Supermarktketten und der Landwirtschaft und sammelt Ende November beim großen Sammel-Aktionstag rund 18 Prozent des jährlichen Lebensmittelaufkommens.
Italienweit werden jährlich etwa 5,6 Millionen Tonnen an überschüssigen Lebensmitteln erzeugt. Seit Ende der 1990er-Jahre zeigen die italienischen Regierungen dem Thema gegenüber Sensibilität. Verschiedene Gesetze haben einen positiven Kreislauf in Bewegung gesetzt. 2016 ist das Gadda-Gesetz 166/2016 in Kraft getreten, dessen Hauptziel die Förderung von Schenkungen von überschüssigen Lebensmitteln, Arzneimitteln und anderen Produkten zum Zweck der Solidarität ist.
Dieses Gesetz harmonisiert und entbürokratisiert die früheren Gesetze und sieht verschiedene Vereinfachungen für SpenderInnen und karitative Einrichtungen vor. Es fördert außerdem Präventionskampagnen, die eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung zum Ziel haben.
Das 4. Netzwerktreffen von MARLENE findet im September statt. Luca Merlino freut sich auf die Teilnahme und hofft, auch weiterhin Inputs geben zu können, die dieses wichtige Thema immer weiter in den gesellschaftlichen Mittelpunkt rücken.