Von Karin Renee Egger
Da das Corona-Virus an den Kindern meist sang- und klanglos vorübergeht, sei auch der Nutzen der Impfung bei Kindern gering - in Anbetracht eventueller Nebenwirkungen, die bei jedem medizinischen Eingriff gegeben sein könnten - erklärt der ehemalige Neonatologie-Primar Hubert Messner der Tageszeitung. Die Impfung diene also nicht dazu, die Kinder zu schützen, als vielmehr die Erwachsenen. Und wir würden ihre Impfung brauchen, um die Herdenimmunität zu erreichen. Da Geimpfte vor einem schweren Verlauf geschützt sind, sind die zu Schützenden die Erwachsenen, die sich nicht impfen lassen - so die logische Gedankenfolge.
Wie das ZDF berichtet, sind sich die deutschen Experten noch uneins, ob Kinder geimpft werden sollten. Unter Experten und Kinderärzten werde heftig diskutiert - unter Berücksichtigung der neuen Delta-Variante. Der Mediziner Nikolaus Haas, Direktor der Abteilung für Kinderkardiologie und Intensivmedizin am Klinikum der Universität München sieht es so: "Delta ist für Kinder nichts schlimmer ist als die vorigen Varianten." Zudem sei es nicht so, dass das Virus von den Klassenzimmern hinausgetragen wird, es sei umgekehrt. Dass Ausbrüche in Schulen immer gleichzeitig mit Ausbrüchen in den Gemeinden passieren, zeige deutlich, dass das Virus durch Erwachsene in die Schulen getragen wird.
Scheinbar wird im folgsamen Südtirol weniger debattiert. Die Südtiroler Kinderärzte sprechen sich wohl für eine Kinderimpfung aus.
Inzwischen läuten die Glocken unentwegt, aber wir wissen noch nicht, wo sie hängen. Es wird gemunkelt über ein indirekten Corona-Impfzwang für Schüler, vergleichbar mit jenem der Sanitäts- und Heimmitarbeiter, im Sinne: "Willst du Schule gehen, musst du dich impfen lassen." Italiens Gesundheitsminister Speranza jedenfalls pocht auf die Impfung der 12- bis 15-jährigen in Anbetracht des nahenden Schulbeginns.
Daniel Rottensteiner vom deutschen Schulamt mutmaßt, dass es wohl auf einen Impfzwang hinauslaufen werde - sonst gäbe es wieder ein Chaos wie im letzten Schuljahr. Doch noch sei nichts beschlossen und die Entscheidung obliege der Politik.
Dr. Livia Borsoi, Leiterin des Gesundheitsterritoriums Bruneck und Vizedirektorin des betrieblichen Dienstes für Hygiene und öffentliche Gesundheit, äußert sich ganz klar: "Natürlich würden wir die Impfung für die Kinder nicht brauchen, wenn sich alle Erwachsenen impfen ließen, schließlich kommen bei den Kindern fast ausschließlich symptomatische COVID-Erkrankungsfolgen vor oder höchstes ein Schnupfen. Dafür bräuchte es keine Impfung. Zudem wird eine Impfung für Kinder von vielen internationalen Wissenschaftlern immer noch nicht befürwortet."
"Aber Impfzwang wird es keinen geben", so Borsoi, "denn die italienische Regierung hat nach zwei Jahren Diskussion über die Impfpflicht im Allgemeinen zwar einen Ausschluss für Kinder bis zu 6 Jahren, also aus der Kita oder Tagesmutter, genehmigt, aber nicht für Schulkinder. Das Recht auf Bildung steht über der Pflicht zur Impfung oder das Recht auf Impfung, egal ob Masern oder Corona, und schließt eine Impfpflicht sozusagen aus." Druck ausüben könnten die Behörden mit Geldstrafen. Für die allgemeine Impfung sei zuerst eine Verwaltungsstrafe von über 7.000 Euro festgesetzt worden, diese sei dann reduziert worden auf 163 Euro, aber in Südtirol wäre bis jetzt noch keine einzige Person bestraft worden. "Es hängt alles in der Luft und es wird sicher noch weiter diskutiert werden", sagt Borsoi.
Nicht verwunderlich, dass viele Eltern zwischen den vielen Aussagen und Meinungen hin- und her wankeln und immer unsicherer werden. Auf der sicheren Seite indes wähnen sich scheinbar die Impfverweigerer. Die Gründe. warum sie eine COVID-Impfung ablehnen, sind vielfältig. Da sind einerseits die Bedenken ob der Spätfolgen, es geht aber auch um ihre Selbstbestimmung als Individuum. Und natürlich wären da all jene, die COVID als Erkrankung schlichtweg als nicht existent klassifizieren und hinter der Impfung ein ausgeklügeltes Kontrollsystem der Weltmacht vermuten, eingeimpft durch einen Mikrochip im Corona-Impfstoff.
Dafür zu propagieren, dass Südtirols Kinder und Jugend sich impfen lässt, zum Gemeinwohl sozusagen, scheint angesichts einiger Argumente fehl am Platz. Und wie steht es mit der Impfbereitschaft der Politiker selbst? Alex Ploner von Team K vermutet, dass die meisten Politiker geimpft seinen und betont, dass das Team K sich von den Impfskeptikern oder-gegnern deutlich abgrenze. Prinzipiell kein Impfgegner sei auch Josef Unterholzner von der Fraktion Enzian, wie er sagt, doch aber dürfte es gestattet sein, Fragen dazu aufzuwerfen (Tageszeitung, 8. Juli, "Unterholzners Fragen"). Unterholzner bestätigt uns von VOX NEWS Südtirol gegenüber, dass er nicht geimpft sei und sich auch nicht impfen lassen wird. So zweifelt er generell an einem schweren Verlauf der Krankheit, und plädiert dafür, die Bevölkerung besser aufzuklären anstatt sie mit Propaganda zuzumauern.
Landesrat Philipp Achammer nahm am Montag dieser Woche (12.07.2021) den Wind aus den Segeln. Eine Impfpflicht für den Herbst sei weder für Schüler noch für Lehrer ein Thema, sagt Achammer zu RAI Südtirol, weil "wir als Land dafür nicht zuständig sind." "Normal" werde auch das neue Schuljahr nicht werden, aber das Ziel sein ein hundertprozentiger Präsenzunterricht, was wiederum vom Verhalten der Bürger und der Impfbereitschaft abhänge.
Indes dürfen die Südtiroler/innen gespannt sein, welche Wege und Schliche es bis zum Herbst geben wird, um den Kindern den Schulbesuch im Präsenzunterricht zu ermöglichen oder eben nicht und ob die Landespolitik inklusive Sabes gut gerüstet ins Feld ziehen oder ihre Liste der Pandemie-Fehlentscheidungen um ein Kapitel erweitern wird.