Häusliche Pflege einmal anders!

Hauspflege ist im Trend. Im kleinen Bildausschnitt: Ulrike HilberAuch in Südtirol werden die Menschen immer älter und notgedrungen auch pflegebedürftig, sei es durch die Altersschwäche oder durch chronische Erkrankungen. Ob im Krankenhaus oder Altersheim. es fehlt an Krankenpfleger/innen, die es an und für sich schon geben würde, doch viele wandern ab ins Ausland (Schweiz, Deutschland, Österreich), weil sie dort beträchtlich mehr Gehalt bekommen und weil der Arbeitsplatz Südtirol nicht so attraktiv ist. In Interviews mit verschiedenen Krankenpfleger/innen, die nicht genannt werden möchten, hat VOX NEWS SÜDTIROL folgende Situation geschildert bekommen. Wir haben die Aussagen der befragten Krankenpfleger/innen nachstehend in einem Block zusammenfasst: "Die Krankenpfleger/innen kämpfen in den Strukturen vor allem mit Unterbesetzung, keiner Wertschätzung, man ist nur mehr eine Nummer, man existiert als Mensch nicht mehr. Es gibt keine Kommunikation mehr. Die Krankenpfleger/innen werden in wichtige Entscheidungen nicht miteingebunden, sie fühlen sich fremdbestimmt, versucht man etwas zu ändern kommt es nicht an, man wird nicht gehört, da der Sanitätsbetrieb sehr hierarchisch strukturiert ist. Auch haben sie weniger Zeit für die Patienten, verbringen mehr Zeit vor dem Computer, weil jeder Handgriff und jedes Telefonat dokumentiert werden muss. Durch die ständige Kontrolle baut sich ein Druck auf und man findet kein Verständnis. Viele Krankenpfleger/innen haben mittlerweile auch psychische Probleme, weil sie ausgebrannt sind. Man kommt sich oft wie ein Mülleimer vor, der alles abbekommt und aushalten muss. Oft kriegt man auch Beschimpfungen von Seiten der Patienten ab, da sich viele zu den Ärzten nichts zu sagen trauen. Die Freude am Beruf wurde vielen genommen. Die Pflegerinnen hätten schon Lösungsvorschläge, wie man gewisse Probleme in den Griff bekommen könnte, doch es geht nichts weiter und die Meinung der Krankenpfleger/innen ist auch nicht gefragt. Die Probleme sind so nicht lösbar, denn die Sanitätseinheit ist ein schwerfälliger Apparat und eine starre Struktur, wo Veränderungsvorschläge kein Gehör finden. Früher hat jeder Bezirk selbstständig gewirtschaftet, was heute nicht mehr so ist." Die gebürtige Pustertalerin Ulrike Hilber arbeitete 25 Jahre lang im Sanitätsbetrieb als Krankenpflegerin. Müde vom "maulen", wie sie nett in ihrem Pusterer Dialekt erklärt, ist sie lieber eine Frau der Taten und selbst aktiv geworden. [caption id="attachment_16267" align="alignnone" width="960"] Ulrike Hilber[/caption] Im Juli 2018 hat sie sich selbstständig gemacht. Sie ist in vielen Familien unterwegs gewesen und hat gesehen, was nicht funktioniert. Das größte Problem ist, dass der pflegebedürftige Mensch einfach zu wenig Unterstützung hat. Die sogenannte "Badante" hat meist nicht nur ihre sprachlichen Probleme, sondern man kann sie bei gewissen Krankheitsbildern nicht einsetzen, da die "Badante" meist nur eine Hausfrau ist und die wenigsten sind gelerntes Pflegepersonal. Ulrike Hilber wollte eine Alternative für Familien schaffen und eine Unterstützungsmöglichkeit mit Personal aus dem gelernten Bereich (mit Ausbildung) Bedürftigen zur Verfügung stellen. So ist der erste private Betreuungsdienst, "Care consulting", in Südtirol entstanden. In Pflegeteams, bestehend aus Pflegehelfern, Sozialbetreuern und Krankenpflegern, unterstützt "Care consulting" stundenweise pflegende Angehörige in der häuslichen Pflege. Die Teams arbeiten ohne Pflegedienstleitung, ohne Hierarchien, ohne Chef. Sie entscheiden gemeinsam mit Angehörigen und Patienten über die Pflege und sind dann auch flexibel. Seit Anfang November ist Ulrike Hilber mit dem ersten Pflegeteam in Bruneck aktiv. Jetzt wird der Dienst auch im Unterland aufgebaut. Sinn wäre es, Familien interdisziplinär zu betreuen, das heißt von der Sparte von der Sanität und vom Sozialwesen, was bei chronischen Erkrankungen notwendig ist.