Gute Umgangsformen sind gefragt. Sie sind weder altmodisch, noch ein Ausdruck von übertriebener Höflichkeit. Gute Umgangsformen sind zeitlos und sollten einfach zum Standard in einer Beziehung mit seinem Gegenüber aber auch mit seinem Umfeld gehören. Begleiten Sie mit uns eine ganz normale Alltagssituation, einen Restaurantbesuch, und versuchen Sie aus der Geschichte, die wir ihnen "auftischen" selbst zu erkennen, wie sich die Protagonisten verhalten. Verhalten sie sich im Sinne guter Umgangsformen korrekt oder falsch? Urteilen Sie selbst und erfahren Sie anschließend, was falsch oder richtig war.Nun zu unserer Geschichte: Ein elegantes Paar nähert sich dem Eingang des für Küche und Keller berühmten Restaurants. Höflich öffnet der Herr die Schwingtür, tritt zur Seite und lässt seine Begleiterin eintreten. Dann nimmt er den Hut ab und geht hinterher. Die Dame durchschreitet graziös den Raum. In respektvollem Abstand folgt der Herr. Die Dame wählt den für sie besten Tisch, und während sich der Kellner um den Mantel des Herrn bemüht, nimmt der Inhaber des Restaurants der Dame die Garderobe ab. Dann nimmt das Paar zur gleichen Zeit Platz. Der Kellner reicht den Gästen zwei Speisekarten, legt dem Herrn eine Weinkarte vor und zieht sich wieder zurück. Die Dame hat sich schnell entschlossen, sie legt die Speisekarte beiseite und greift zur Weinkarte. Die Bestellung Nun erscheint der Ober mit gezücktem Bestellblock. Der Herr lässt zuerst die Dame ihre Bestellung aufgeben und schließt sich dann an. Als der Kellner nach dem Trinken fragt, fährt die Dame mit der Spitze ihres gepflegten Zeigefingers auf die vor ihr liegende Weinkarte und sagt: "Nr. 24", und an ihren Begleiter wendet sie sich mit den Worten: "Nicht wahr, ein Lagrein ist dir doch recht?", worauf der Herr begeistert zustimmt. Während sich der Ober mit der Bestellung zurückzieht, ergreift die Dame ihr Handtäschchen, zückt die Puderdose und tupft sich ihre wundervoll geformte Nase ab. Anschließend zieht sie ihre verführerischen Lippen mit einem Lippenstift nach. Wenig später naht der Kellner mit der Suppe. Während die Dame noch mit dem Ausbreiten der Serviette beschäftigt ist, nimmt der Herr einen Löffel voll, fährt erschrocken zusammen und warnt seine Begleiterin: "Du, pass auf, das Zeug ist schrecklich heiß!", worauf die Dame ebenfalls - allerdings mit entsprechender Vorsicht - zu essen beginnt. Sie ergreift eines der knusprigen Brötchen und beißt herzhaft hinein. Wenig später kommt der Getränkekellner. Er legt die Flasche Lagrein mit dem Etikett nach oben in die von einer Serviette geschützte flache Hand und weist sie dem Herrn mit einer leichten fragenden Verbeugung vor. Der Herr sieht ihn erstaunt an. Darauf füllt der Ober das Glas des Herrn zu knapp einem Viertel und bleibt abwartend stehen. Der Herr unterhält sich bereits wieder mit seiner Begleiterin, was den Kellner schließlich dazu veranlasst, das Glas der Dame zu füllen und dem Herrn nachzuschenken. Nach dem Essen Nach dem Genuss des Hauptgerichtes und des Desserts fragt der Ober: "Wünschen die Herrschaften einen Espresso?" Und die Herrschaften wünschen. Nun erhebt sich die Dame, um den Waschraum aufzusuchen, während der Herr zu einer Zeitung greift. Als seine Begleiterin wiederkehrt, kommt auch der Ober mit dem Espresso. Wohlgefällig beobachtet der Herr über seine Zeitung hinweg die Dame, die inzwischen ihr Makeup erneuert hat und nun wieder Platz nimmt. Dann gießt sie sich Kaffee vom Kännchen in ihre Tasse, rührt ein wenig verloren darin und trinkt davon. Nach einiger Zeit entschließt sich der Herr, die Zeitung beiseite zu legen und auch er schenkt sich ein. Dann ruft er: "Ober - zahlen!", worauf der Zahlkellner dem Herrn die unter einer Serviette liegende Rechnung auf den Tisch stellt und ein paar Schritte zurücktretet. Während der Herr die Posten der Rechnung überfliegt, beugt sich die Dame interessiert zu ihm hinüber. "Ganz hübsche Preise, nicht wahr?", meint sie. Doch dem Herrn scheint das nichts auszumachen. Er legt einen Hunderteuroschein auf die Rechnung, erhebt sich und sagt zu seiner Begleiterin: "Erledige das doch bitte." Dann verschwindet auch er, um sich frisch zu machen. Als er wiederkommt, hat der Zahlkellner das Restgeld auf einem Teller, diskret durch die Serviette verdeckt, auf den Tisch gestellt. Das Garderobenfräulein, vom Ober verständigt, bringt die Garderobe. Während sich der Herr vom Ober in den Mantel helfen lässt, hilft sie der Dame in ihre Sachen. Dann grüßt unser Paar freundlich und verlässt, der Herr voran, um 22.45 Uhr, das Lokal. Soweit die Geschichte. Fällt Ihnen etwas auf, wenn Sie diese mit den Augen eines Menschen betrachten, dem an guten Umgangsformen liegt? Die nähere Betrachtung ergibt, dass es in diesem ganzen Spiel nur die Kellner sind, die sich korrekt benehmen. Die Kenntnisse der guten Umgangsformen unseres Paares hingegen lassen zu wünschen übrig. Denn noch immer gilt es als nicht sonderlich korrekt,
Ganz und gar nicht schön aber ist es,
Ob Sie, lieber Leser, sich nun an diese Regeln halten möchten oder nicht, bleibt Ihnen überlassen. Dem kultivierten Restaurantbesucher werden sie ein Bedürfnis sein.