Vom 4. Dezember bis 5. Januar wird in der Landesfürstlichen Burg von Meran eine kostbare Privatsammlung mit Grafiken von Giorgio De Chirico präsentiert. Kuratiert wird die von Art Action in Zusammenarbeit mit dem Palais Mamming Museum und dem Kulturreferat der Stadtgemeinde Meran veranstaltete Ausstellung von Azzurra Casiraghi und Brasilia Pellegrinelli. Die Ausstellung mit dem Titel "Pictor Optimus" gliedert sich in rund zwanzig Stiche, Lithografien und Radierungen von großem Interesse. Die Werke wurden gezielt aus den verschiedenen Schaffensperioden von Giorgio De Chirico ausgewählt und umfassen einen Zeitraum von über 50 Jahren. Die Ausstellung präsentiert die Themen, die Giorgio De Chirico besonders am Herzen lagen und in denen die starken Bezüge zur deutschen Kultur, die den Künstler während seiner ganzen Laufbahn inspiriert haben, deutlich erkennbar sind. Malerisch waren für die Entwicklung der Metaphysischen Malerei Arnold Böcklin und Max Klinger von grundlegender Bedeutung, philosophisch hingegen Schopenhauer und Nietzsche. Giorgio De Chirico, auch Maler des Rätselhaften genannt, liebte es, das Unsichtbare ins Licht zu rücken, das Geheimnis und die Unergründlichkeit, die den physischen Dingen innewohnen. Die Bedeutung jeder Form, jedes Bildes und jedes Objektes entsteht aus dem Bewusstsein des Betrachters und aus den mannigfaltigen Assoziationen und Erinnerungen, die sie in ihm wecken. De Chirico malt daher die Dinge nicht wie sie erscheinen, sondern zeigt uns mögliche metaphysische Interpretationen. Er löst die logischen Zusammenhänge und die klassischen Perspektiven auf. Die Bezüge zu den Alltagsgegenständen werden auf den Kopf gestellt und bringen ungewöhnliche Kompositionen hervor, voller Unruhe, Rätselhaftigkeit und Mysterium. Durch das Malen auf der Grundlage von Assoziationen und nicht des logischen Denkens hat er die Kunstgeschichte für immer verändert und den Grundstein für die späteren großen Kunstbewegungen wie zum Beispiel den Surrealismus gelegt. Verlassene Italienische Plätze im dumpfen Licht der Herbstsonne, rätselhafte Figuren, inspiriert von den Sagen der griechischen Mythologie, und enigmatische Statuen sind nur einige der Szenarien, die sich in dieser Ausstellung vor uns auftun. Autobiographische Erinnerungen und klassische Studien öffnen den Vorhang für apokalyptische, unwahrscheinliche Szenen und es erscheinen nebeneinander herlaufende Pferde und Zebras oder aus stillen Gewässern auftauchende Meeresungeheuer und rätselhafte Kabinen. Alle Werke tragen den vom Autor von Hand geschriebenen Titel und den Trockenstempel des Hauses De Chirico. Es handelt sich um Lithographien, Radierungen und Stiche, von Hand bemalt oder in Schwarz-Weiß, die in über 45 Jahren Nachforschungen in Italien und im Ausland gesammelt wurden. Viele davon sind äußerst selten, mittlerweile unauffindbar und überaus wertvoll. Unter anderem ausgestellte Werke sind: "Enigma des Nachmittags", "Pferd mit Mantel", "Die beunruhigenden Musen", "Das Erwachen des Troubadours", "Piazza d’Italia mit Jüngling", "Metaphysisches Interieur", "Selbstbildnis im Kostüm", "Hektor und Andromache". Die Prophezeiung von Giorgio De Chirico, der sich selbst in einem seiner Selbstporträts als "Pictor Optimus" bezeichnet, hat sich tatsächlich erfüllt, denn er ist zweifelsohne zu einem der berühmtesten und einflussreichsten italienischen Künstler des 20. Jahrhunderts geworden. (fa)