Im Bild von links nach rechts: ASAA Präsident Ulrich Seitz, Referentin Paola Taufer Vor Kurzem organisierte die Alzheimer Vereinigung Südtirol einen spannenden Infonachmittag zu einer äußerst aktuellen Thematik. Es ging um "Gewalt an Senioren". Zu Gast in Bozen war dabei die bekannte Psychologin, Journalistin und Vertreterin der Chancengleichheit, Paola Taufer aus Trient. Sie setzt sich seit Jahren engagiert mit der Problematik von Gewaltsituation im Alter auseinander und hat bereits sehr viele Artikel dazu veröffentlicht. Wie Paola Taufer betont, reden die meisten älteren Menschen nicht über die ihnen gegenüber angewendete Gewalt. Insbesondere ältere Frauen sind oft emotional und ökonomisch abhängig, haben immer noch geschlechtsspezifische Rollenbilder, glauben, dass "niemand etwas unternehmen kann", und schämen sich über ihre Opferrolle. Gewalthandlungen an älteren Menschen dürfen jedoch keine "normalen", "alltäglichen" und "üblichen" Vorkommnisse sein, so unterstreicht Ulrich Seitz, der Präsident der Alzheimervereinigung Südtirol, der immer wieder mit Fällen konfrontiert wird, wo es sich zeigt, dass sich die Beziehung zwischen älteren Menschen und Betreuungspersonen als extrem schwierig bzw. angespannt gestaltet. Nicht zu vergessen ist ebenso, dass auch Betreuungspersonen Gewalt ausgesetzt sein können. Diese sind oftmals durch strukturelle Rahmenbedingungen, gegenseitige Abhängigkeiten, widersprüchliche Erwartungen usw. verursacht. Damit ältere Menschen und Betreuungspersonen, die Gewalt erleiden, mit ihren vielfältigen Problemen gehört werden und fachkundige Unterstützung erhalten, setzt sich nun verstärkt die Alzheimervereinigung Südtirol ein und möchte mithelfen, dass die zuständigen Dienste schneller in konkreten Fällen intervenieren können. Die ASAA appelliert an Menschen, die selbst Gewalt erfahren, für Personen, die Gewalthandlungen an älteren Menschen beobachten, aber auch für Betreuungspersonen, die befürchten, bei der Betreuung und Pflege selbst Gewalt anzuwenden, sich ja nicht zu verstecken, sondern an die Öffentlichkeit zu treten. International vergleichbare Daten zu Misshandlungen älterer Menschen sind kaum vorhanden, sodass ein Begreifen der Dimension des Problems und eine Überwachung der Entwicklung erschwert werden. Vor allem aber stellt Misshandlung nach wie vor ein absolutes Tabu-Thema, die aus Angst, ein Familienmitglied bloß zu stellen, keine Unterstützung zu erhalten oder gegen ihren Willen in ein Heim gebracht zu werden, stumm bleiben. Die Aufdeckung von Misshandlungen von Menschen mit eingeschränkten oder reduzierten Fähigkeiten, wie Alzheimer- oder anderen Demenzpatienten/-patientinnen, ist umso schwieriger, da diese Menschen ihre Hilfsbedürftigkeit nicht ausdrücken können, berichtet Ulrich Seitz. Die Referentin der gut besuchten Info-Veranstaltung strich hervor, dass die Dunkelziffer von Misshandlungsfällen auch in Ländern mit Meldepflicht vermutlich sehr hoch sind. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge liegt die Zahl der nicht gemeldeten Misshandlungsfälle bei bis zu 80 Prozent (WHO-Bericht 2016). Aus den vorliegenden Erkenntnissen, so Taufer muss man davon ausgehen, dass schätzungsweise rund 4 Millionen Senioren in Europa Gewalt erfahren. Misshandlungen in den Heimen sorgen in den Medien für Schlagzeilen, erinnert Paola Taufer. Doch an die Öffentlichkeit dringen nur wenige Fälle. In den Heimen ist jedoch immer noch jemand da, der etwas sieht. Aber zu Hause geschehen viele Misshandlungen unbemerkt, sagt die Expertin. Gewalt an Betagten kann viele Formen annehmen, so schildert sie. Denken wir beispielsweise an: