Erinnerungen an Stresa

Ein Toter bei Seilbahnunglück in Tschechien

Im nordböhmischen Liberec (Reichenberg) ist am Sonntagnachmittag gegen 13.30 Uhr eine Kabine der Seilbahn auf den beliebten Liberecer Ausflugsberg Ještěd (deutsch Jeschken) abgestürzt. Beim Absturz der Kabine kam der Kabinenbegleiter ums Leben.

Seilbahnunglück am Ještěd. Credits: Betriebsfeuerwehr der tschechischen Eisenbahnverwaltung

Am Sonntagnachmittag stürzte in Liberec (Reichenberg) eine Seilbahnkabine zum beliebten Liberecer Ausflugsberg Ještěd (1.012 m.ü.M.) ab. Der Kabinenbegleiter, der sich während des Absturzes allein in der Kabine befand, wurde beim Absturz getötet. Feuerwehrleute und Rettungskräfte aus der Region waren vor Ort im Einsatz.

Nach Angaben der Tschechischen Polizei wurde der Absturz der Kabine gegen 13.37 Uhr gemeldet. Die talwärts fahrende Kabine der Seilbahn stürzte aus noch nicht geklärten Gründen in einer Höhe von etwa 30 Metern in der Nähe des ersten Pfeilers der Seilbahn in die Tiefe. Michael Georgiev, ein Sprecher der Rettungsdienste in der Region Liberec, erklärte gegenüber der Prager Tageszeitung Právo, dass der Kabinenbegleiter durch den Absturz an Ort und Stelle seinen schweren Verletzungen erlegen sei. Der Notarzt konnte nur mehr den Tod des Mannes feststellen. In der bergaufwärts fahrenden Kabine befanden sich 13 Fahrgäste. Nach der erfolgten Notbremsung mussten sie von der Feuerwehr etwa in 15 Metern Höhe aus der Kabine evakuiert werden. Die Fahrgäste blieben unverletzt, erlitten jedoch einen Schock und mussten von Notfallpsychologen betreut werden, bestätigte Georgiev weiters gegenüber Právo. Ersten Meldungen nach, in welchen es hieß, dass sich in der abgestürzten Kabine 30 Personen befunden hätten, bestätigten sich glücklicherweise nicht.

Die Feuerwehr von Liberec teilte unterdessen auf Twitter mit, dass der Einsatz in der Nähe der Talstation der Seilbahn mit Hilfe von Höhenausrüstung durchgeführt wurde und auch speziell ausgebildete Kletterer vor Ort waren. Kurz vor 15 Uhr teilten die Feuerwehrleute mit, dass sie sich langsam vom Unglücksort zurückziehen würden. "Unsere Einheiten haben mit Hilfe von Hochhausausrüstungen, insbesondere einer Drehleiter, und unter Verwendung von Ausrüstungen, die direkt für ähnliche Einsätze vorgesehen sind, 13 Personen evakuiert, die keine Verletzungen erlitten haben", sagte David Kořínek, ein Sprecher der Feuerwehr Liberec.

Jakub Juračka, der Vorsitzende des Verbandes der Seiltransportunternehmen in der Tschechischen Republik, erklärte gegenüber dem tschechischen Staatsfernsehen, dass die zweite Kabine am Tragseil hängen geblieben sei. Er sagte, die Sicherheitssysteme hätten funktioniert, obwohl in einem Fall die Kabine abgestürzt sei. Er unterstrich, dass es sich bei dem Unglück um eine absolute Ausnahmesituation handeln würde. Er lehnte es ab, über die Ursache des Absturzes der Kabine zu spekulieren.

Für den 1. November war 12tägige Revision der Seilbahn geplant

Der Unfall ereignete sich nur einen Tag vor einer für 1. November geplanten 12tägigen Betriebsrevision. Eine der Kabinen hätte dabei mit einem Kranfahrzeug vom Seil gehoben werden soll. Am 13. November hätte die Bahn den Betrieb wieder für die Wintersaison aufnehmen sollen. Die Seilbahn auf den Ještěd ist eine beliebte Touristenattraktion, da sich seit 1973 am Gipfel ein auffallender Fernsehturm befindet, der den Berg weithin sichtbar zu einer unverwechselbaren Landmarke macht. Die Seilbahn wurde 1933 in Betrieb genommen und ist die zweitälteste Tschechiens. Zwischen 1972 und 1975 wurde die Bahn grundlegend modernisiert. Die Bahnanlage selbst gehört der Tschechischen Eisenbahn und wird auch von ihr betrieben. "Wir warten auf die Ermittlungen der Polizei und der Eisenbahnaufsichtsbehörde und wollen im Moment nicht vorgreifen, was genau dort passiert ist", sagte Lukáš Kubát, ein Sprecher der Tschechischen Eisenbahnen gegenüber der tschechischen Nachrichtenagentur ČTK.

Im vergangenen Jahr brachte die Seilbahn 211.000 Menschen auf den Gipfel. Vor zwei Jahren wurde die elektrische Anlage erneuert, und die Reparatur war mit dem Austausch der Antriebs- und Sicherheitseinrichtungen verbunden. Im vergangenen Jahr war die Seilbahn aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie mehr als 100 Tage lang außer Betrieb, allerdings waren auch technische Probleme für die lange Betriebsunterbrechung verantwortlich. Wegen technischer Probleme war die Seilbahn auch dieses Jahr im September außer Betrieb. Ähnliche Unfälle mit tragischen Folgen sind in der Tschechischen Republik sehr selten. Eine Person starb im November 2013 in der Nähe des Skigebietes Špindlerův Mlýn (Spindlermühle). Beim Absturz einer Materialseilbahn zur Bumbálka-Hütte wurden ein Mann getötet und vier weitere Personen verletzt. Der Unfall ereignete sich, als eine Familie mit zwei Kindern, die über das Wochenende ins Riesengebirge gekommen war, an der Talstation in die Seilbahn einstieg und kurz nach Fahrtbeginn das Zugseil riss.

VOX News Südtirol / red