Es sind Bilder, wie man sie sonst eher aus Nordamerika kennt: Ein schweres Unwetter hat in Tschechien eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Bei einem Unwetter mit einem Tornado zwischen den Klassen F3 und F4 der Fujita-Skala sind am Donnerstag im Südosten Tschechiens mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer, wie eine Sprecherin der Rettungskräfte sagte.
In mehreren Dörfern seien Dächer abgedeckt, Fensterscheiben zerstört, Bäume umgestürzt und Autos umhergeschleudert worden. "Alle verfügbaren Rettungsteams sind im Einsatz oder auf dem Weg in die Region Hodonín", erklärte Tschechiens Innenminister Jan Hamáček (Sozialdemokraten). Auch ein auf die Bergung von unter Trümmern begrabenen Menschen spezialisiertes Such- und Rettungsteam sei im Einsatz. Ministerpräsident Andrej Babis (ANO) will das Unglücksgebiet am Nachmittag nach seiner Rückkehr vom EU-Gipfel aus Brüssel besuchen. Die Regierung versprach schnelle finanzielle Hilfe für die Betroffenen. Die Regierung erwäge zudem die Entsendung des Militärs. Hilfe gibt es auch aus Österreich.
Die Situation dort sei wie in einem Krieg, sagte Gesundheitsminister Adam Vojtěch im tschechischen Fernsehen. Mehrere Busse seien bei dem Unwetter in Südmähren nahe der Grenze zu Österreich umgestürzt, berichtete der staatliche Fernsehsender ČT. Alle verfügbaren Einsatzkräfte seien auf dem Weg in die Region, so Innenminister Jan Hamáček. "Alles, was Arme und Beine hat, fährt dorthin."
Auf Bildern und Videos in den sozialen Medien war eine gewaltige Windhose zu sehen. Der Wetterdienst ČHMÚ bestätigte später, dass es sich um einen Tornado gehandelt habe. Besonders betroffen waren die Gemeinden Hrušky (Birnbaum) mit knapp 1.500 und Moravská Nová Ves (Mährisch Neudorf) mit rund 2.600 Einwohnern.
Der stellvertretende Bürgermeister Hruškys sagte der Agentur ČTK, dass der halbe Ort dem Erdboden gleichgemacht worden sei. "Geblieben sind nur die Mauern, ohne Dach, ohne Fenster", sagte er. Die Menschen hätten sich vor dem Unwetter nicht schützen können.
Die Polizei sperrte die Zufahrtswege zu mehreren Orten, um Schaulustige fernzuhalten. In den Verwaltungsbezirken Břeclav (Lundenburg) und Hodonín fielen nach Berichten in den sozialen Medien Hagelkörner von der Größe von Tennisbällen. Am Schloss Valtice, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, entstand Millionenschaden. An dem Barockbau aus dem 17. Jahrhundert barsten zahlreiche Fensterscheiben.
Die Autobahn D2, die von Brünn (Brno) nach Břeclav führt, war nicht befahrbar, weil eine Hochspannungsleitung auf die Fahrbahn gestürzt war. Rund 32.000 Haushalte waren ohne Elektrizität. Die Regierung in Prag versetzte Kräfte der Armee für einen möglichen Hilfseinsatz in Bereitschaft. Österreich schickte 20 Krankenwagen und zwei Rettungshubschrauber, auch die benachbarte Slowakei entsandte Hilfe.