Ariadne: Brückenbauer zwischen Betroffenen und Fachwelt

Vor 30 Jahren gründete eine Gruppe verzweifelter und gleichzeitig entschlossener und mutiger Angehöriger den Verband Angehöriger und Freunde psychisch Kranker mit dem Ziel, die großen Schwierigkeiten anzugehen, die durch die Schließung der Irrenanstalten mit dem Basaglia Gesetz 180/1978 auf die unvorbereiteten Angehörigen zukamen. Seit zwei Jahren trägt der Verband nun den Namen "Ariadne", der sinngemäß dem Logo des Verbandes entspricht: dem Labyrinth. Die amtierende Präsidentin des Verbandes Renate Ausserbrunner erzählte während der Jubiläumsfeier, die am 12. April 2019 im Schloss Maretsch in Bozen stattgefunden hat, von den Meilensteinen in der Geschichte des Verbandes. Diese zeigen, welche bedeutenden Errungenschaften durch die Forderungen und den Einsatz und die Bemühungen der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen in der Verbesserung der Lebensqualität aller Familien erzielt wurden. Der Verband hat seine Aufgaben seit 1989 nie aus den Augen verloren. Von Beginn an hat er sich für den Austausch zwischen Familien und Fachpersonen eingesetzt, ebenso wie dafür, den Angehörigen Beratung und Unterstützung anzubieten. Er hat nie damit aufgehört, gegen das Stigma zu kämpfen. Immer stand der Mensch an erster Stelle, nicht seine Krankheit. Er hat sich über Südtirols Grenzen hinausgewagt, nach Italien und nach Europa. Er hat stets Selbsthilfegruppen geführt. Schon seit jeher organisiert er Ferienaktionen für psychisch erkrankte Menschen. Er orientiert sich hin zu alternativen Behandlungsmethoden. In den letzten Jahren hat der Verband eine neue Richtung eingeschlagen und folglich innovative Unterstützungsmaßnahmen umgesetzt, so den Begleitdienst, bei dem Freiwillige psychisch erkrankte Menschen in der Freizeit begleiten; Weiterbildungen für Angehörige um Kommunikationsstrategien, die hilfreich in Krisenmomenten sein können. Bahnbrechend: die Ausbildung und der Einsatz der EX-IN Genesungsbegleiter/innen, durch die Betroffene, "Expert/innen aus Erfahrung", Brückenbauer zwischen anderen Betroffenen und der Fachwelt sind und so die Erkrankung in eine wertvolle und nützliche Ressource umwandeln. Der zweite Teil des Nachmittages war dem eigentlichen Fest gewidmet, so wie es sich auch gehört an einem so wichtigen Jahrestag. Bischof Ivo Muser fand in seiner Rede wertschätzende Worte für alle anwesenden Betroffenen, Angehörigen, Mitarbeiterinnen und Freiwilligen gefunden, kraftgebende und ermutigende Worte, um den Weg hoffnungs- und vertrauensvoll im Zeichen der Vernetzung, des Mitgefühls und der Solidarität weitergehen zu können. Außerordentlich berührend waren die Worte der Botschafter und Botschafterinnen: die Angehörigen, die über die schwierige Aufgabe sprachen, wenn jemand in der Familie psychisch erkrankt, über das Nicht-Verstehen und Betroffene, die in ihr Leiden und ihre tiefe Einsamkeit einblicken ließen. Umrahmt wurden die Feierlichkeiten vom Musiktrio "Ak’zent", aufgelockert durch eine humorvolle Einlage zweier Clowns und abgerundet durch ein reichhaltiges Buffet. "Vieles wurde getan, Vieles bleibt noch zu tun. Achtsam muss man auf politische Entwicklungen sein, um das schwer Erreichte zu schützen und beizubehalten und darauf, dass die Einsparungen im soziosanitären Bereich nicht auf Kosten der Lebensqualität der Menschen gehen, weil die bürokratischen Hürden entgegen der Versprechungen, überhand nehmen und das Leben erschweren. Einsetzen muss man sich, damit in der Gesellschaft wieder mehr der Eigenwert des Menschen, nicht der Nutzwert zählt und Werte wie Mitgefühl, Fürsorglichkeit und Respekt wieder ihren Platz finden", so der Verband "Ariadne - für die psychische Gesundheit aller" abschließend.