Frauen auf der Straße gehören zu den verletzlichsten Menschengruppen und brauchen besonderen Schutz. Bevor sie wohnungs- und obdachlos werden, machen sie durchwegs schlimme Erfahrungen, erzählt die Vereinsvorsitzende von Schutzhütte B1 Rifugio Caroline von Hohenbühel: "Häusliche Gewalt, mangelnde Ausbildung, Arbeitsverlust und Armut bringen Frauen traumatisiert auf die Straße. Dort sind sie erneut psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt." Seit der Zeit der Pandemie sind vermehrt Frauen mit Migrationshintergrund betroffen. Das hat der seit 2015 bestehende Verein aufgrund gestiegener Anfragen immer wieder erfahren.
Im ersten Stock des Zeilerhofes hat der Unternehmer Hellmuth Frasnelli dem Verein im Jänner 2020 ein Stockwerk zur Verfügung gestellt. Dort haben Caroline von Hohenbühel, Paul Tschigg und 15 Freiwillige in den vergangenen Monaten bis zu sechs obdachlose Frauen begleitet. Sie waren und sind für deren Fragen da, schenken ihnen ein offenes Ohr und unterstützen sie bei der Suche nach Weiterbildung und Arbeit.
In den vergangenen Wochen haben mehrere Freiwillige unter der Anleitung von Paul Tschigg die beiden Wohnungen in Bozen Haslach ausgemalt, mit gebrauchten Küchen ausgestattet und Second-Möbeln eingerichtet. Mit den beiden Unterkünften des Wohnbauinstitutes bekommen die sechs obdachlosen Frauen des Zeilerhofes jetzt eine neue Möglichkeit, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Sie haben durchwegs traumatische Erfahrungen gemacht. Eine Frau aus Ungarn hat viele Jahre auf Bozens Straßen gelebt, bevor sie im Projekt Dorea Schutz gefunden hat. Weitere Frauen aus Nigeria waren bei ihrer Flucht brutaler Gewalt ausgesetzt und versuchen sich jetzt, in Südtirol ein sicheres Leben aufzubauen.
Alle im Projekt Dorea lebenden Frauen haben in den vergangenen Monaten ESF- und Sprachkurse besucht und unter anderem putzen, waschen oder einen Haushalt führen gelernt oder wurden zur Badante ausgebildet. Eine der Frauen beginnt im Herbst eine Ausbildung zur Pflegehelferin. Die sechs Frauen können vorerst ein halbes Jahr in den neu zur Verfügung gestellten Wohnungen bleiben und werden von den 15 Freiwilligen auch weiterhin dabei unterstützt, außerhalb des Projektes Unterkunft und Arbeit zu finden. Sobald eine Frau auszieht, wird Platz für eine neue.
Die Miete an das Wohnbauinstitut, Kosten für Strom, Heizung, Wasser, Müll, Lebensmittel, Arztbesuche, Medikamente oder Verwaltungsspesen übernimmt der Verein Schutzhütte B1 Rifugio. Arbeitende obdachlose Frauen beteiligen sich an den entstehenden Kosten, Frauen auf Arbeitssuche oder in Ausbildung können kostenlos dort leben. Caroline von Hohenbühel bittet die Bevölkerung um Spenden, um das Projekt langfristig finanzieren zu können. Das Wohnprojekt Dorea ist auf fünf Jahre ausgelegt. Rund 8.000 bis 10.000 Euro werden jährlich gebraucht. Die bisher angefallenen Spesen im Zeilerhof konnten durch Spenden aus dem In- und Ausland, durch den Verkauf des Buches zum Winterhaus, durch Beiträge des Lutherischen Weltbundes und der Evangelischen Kirche in Italien und ihren Gemeinden finanziert werden.