Informationsabend in Terlan

"Verantwortungsvolle Landwirtschaft jenseits der Öko-Illusion"

Am Donnerstag, 19. Mai, mit Beginn um 19 Uhr im Raiffeisensaal von Terlan, veranstaltet die "Arbeitsgruppe: Zukunft Landwirtschaft" einen weiteren Informationsabend. Eingeladen hat die Arbeitsgruppe diesmal Prof. Dr. Herbert Ströbel. Der hochdekorierte Agrarökonom referiert zur Umsetzung einer verantwortungsvollen Landwirtschaft. Der Titel des Vortrags provokant: "Jenseits der Öko-Illusion". Sind Öko und Bio praktikabel wenn es um die Ernährungssicherheit geht? Wann ist Landwirtschaft verantwortungsvoll? Auch angesichts der durch den Krieg in der Ukraine prognostizierten Ernährungskrise, massiver Preissteigerung bei Nahrungsmitteln, hat VOX NEWS Südtirol im Vorfeld der Veranstaltung mit dem Vorsitzenden der "Arbeitsgruppe: Zukunft Landwirtschaft", Georg Gallmetzer, gesprochen. "Leben wir in der Öko-Illusion?"

Der deutsche Agrarökonom Prof. Dr. Herbert Ströbel (Bildausschnitt oben links) referiert am Donnerstag in Terlan zum Thema "Jenseits der Öko-Illusion – Gedanken zu einer verantwortungsvollen Landwirtschaft". Rechts im Bild: Georg Gallmetzer von der "Arbeitsgruppe: Zukunft Landwirtschaft" Credits: agrarheute.com, Archiv, Privat

"Jenseits der Öko-Illusion – Gedanken zu einer verantwortungsvollen Landwirtschaft", so nennt sich der Informationsabend, welcher am Donnerstag, 19. Mai, mit Beginn um 19 Uhr im Raiffeisensaal von Terlan über die Bühne geht (siehe auch Flyer in der Bildgalerie). Als Referenten eingeladen hat die besonders aktive Arbeitsgruppe unter Südtirols Landwirten den 1945 in Mittelfranken geborenen deutschen Agrarökonom Prof. Dr. Herbert Ströbel.

Ströbel lehrte von 1978 bis 2011 Angewandte Landwirtschaftliche Betriebslehre an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (Bayern). Dort war er Dekan des Fachbereichs Landwirtschaft II in Triesdorf, zudem Vizepräsident und Vorsitzender des Senats der Hochschule. Seit den 1970er Jahren befasste er sich mit der deutschen und internationalen Agrarentwicklung und war in internationalen Entwicklungs- und Forschungsprojekten tätig. Für diese internationale Tätigkeit wurden im unter anderen 10 Ehrendoktoren bzw. Ehrenprofessuren sowie das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

VOX NEWS Südtirol hat im Vorfeld der Veranstaltung mit dem Gastgeber und Vorsitzenden der "Arbeitsgruppe: Zukunft Landwirtschaft", Georg Gallmetzer, ein Gespräch zum Thema der Veranstaltung geführt.

VOX NEWS Südtirol: Herr Gallmetzer, am 19. Mai 2022 ladet die "Arbeitsgruppe: Zukunft Landwirtschaft" nach Terlan in den Raiffeisensaal. Der Agroökonom Prof. Dr. Herbert Ströbel wird zum Thema "Jenseits der Öko-Illusion". Worum geht es in diesem Vortrag genau?

Georg Gallmetzer: "Es geht ganz klar um Fakten, Daten, Zahlen ..."

VNS: Die belegen, dass - Öko gut und recht - die Realität in der modernen Landwirtschaft anders aussieht. Der Weg zu einer verantwortungsvollen Landwirtschaft scheint nicht einfach zu sein. Hardliner gibt es bekanntlich auf beiden Seiten. Die einen wollen Öko und Bio, die anderen Massenproduktion. Liegt der Weg zur verantwortungsvollen Landwirtschaft in der Mitte?

Georg Gallmetzer: "Die Integrierte Landwirtschaft ist die Zukunft und ein Teil der Lösung, sie garantiert hohe Produktion, wenig Ressourcen und Flächenverbrauch, das dazu beiträgt das Klima zu schonen und die Eigenversorgung in der EU zu sichern."

VNS: Welchen Anteil hat aus Ihrer Sicht der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bei der Umsetzung einer verantwortungsvollen integrierten Landwirtschaft?

Georg Gallmetzer: "Ohne Pflanzenschutzmittel gibt es keine Produktion. Die Landwirte sind die Apotheker der Nutzpflanzen. Pflanzenschutzmittel garantieren sichere Lebensmittel, denn keiner will mykotoxinverseuchte Nahrung zu sich nehmen. Leider sagen die NGOs, die gegen die Pflanzenschutzmittel schreien, nicht die Wahrheit."

VNS: Dennoch ist ihre Stimme laut. Siehe der sog. Pestizidprozess in Bozen. Zum Schluss ging es nicht um Inhalte sondern um Rede- und Meinungsfreiheit. Welcher Trend lässt sich hinsichtlich einer verantwortungsvollen bzw. integrierten Landwirtschaft in Südtirol erkennen?

Georg Gallmetzer: "Es wird viel Kraft brauchen das den Menschen beizubringen, aber die Integrierte Landwirtschaft ist den Kritikern Jahre voraus, denn nur durch unseren Tun binden wir CO2. Kein anderer Wirtschaftszweig tut dies."

VNS: Ein besonderes aktuelles Thema in Zusammenhang mit der Landwirtschaft ist zurzeit der Krieg in der Ukraine. Er zeigt besonders wie sensibel der Bereich Landwirtschaft ist. Mittlerweile spricht man von einem "Weizenkrieg Russlands" und von bevorstehenden Hungersnöten in ärmeren Ländern und Regionen der Welt. Angesichts dieser Konsequenzen wurden Fehler in der Landwirtschaft gemacht?

Georg Gallmetzer: "Ja absolut! Die Politik macht ständig den Fehler auf den „Stimmenfang“ zu hören. Sie haben Angst vor den NGOs und sie hören zu wenig unabhängigen Wissenschaftlern zu. Manchmal kommt mir vor, sie stehen am Morgen auf und schauen sich den Politbarometer an, um zu schauen was sie sagen dürfen. Auch die Medien tragen eine große Schuld an der Situation. Wie kann es sein, dass vor einem Jahr alle NGOs und Politiker noch von Überproduktion geschrien haben und jetzt plötzlich fehlt es an allen Ecken."

VNS: Putins Angriff auf die Ukraine führt auch zu gewaltigen Preissteigerungen auf den internationalen Agrarmärkten und bedroht in Teilen der Welt die Ernährungssicherheit. Die EU-Kommission hat als Gegenmaßnahme gerade erst vorgeschlagen, dass alle Mitgliedsländer mehr Getreide anbauen und dazu Agrarflächen umwidmen sollen. Und klar dürfte auch sein: Ohne den Einsatz von Pflanzenschutz lässt sich die bevorstehende Ernährungskrise nicht abwenden. Ein Beweis, dass Öko- und biologischer Anbau nicht die richtigen Lösungen sind?

Georg Gallmetzer: "Ökolandbau ist de facto nicht die Lösung. Für gutbetuchte Bürger vielleicht, aber wenn wir es global sehen und den Klimaschutz miteinbeziehen, ist es definitiv der falsche Weg. Wie gesagt, die integrierte Landwirtschaft wird die Zukunft sein."

VNS: Warum sollten sich die Südtirolerinnen und Südtiroler für den Vortrag des Agrarökonomen Prof. Dr. Herbert Ströbel interessieren?

Georg Gallmetzer: "Weil wir als Arbeitsgruppe unabhängige, hochkarätige Wissenschaftler nach Südtirol einladen, die den Bürgen die Fakten auf den Tisch legen, ohne Emotionen. Ich denke, dass es in den Sozialen Medien zu viel selbsternannte Wissenschaftler gibt und deshalb ist es wichtig den richtigen zuzuhören."

VNS: Vielen Dank Herr Gallmetzer fürs Gespräch. 

Veranstaltungshinweis:

"Jenseits der Öko Illusion – Gedanken zu einer verantwortungsvollen Landwirtschaft", mit Prof. Dr. Herbert Ströbel als Referent

  • Datum: 19. Mai 2022,
  • Beginn um 19 Uhr,
  • Ort: Raiffeisensaal Terlan

Der Eintritt ist frei.

Zur Vollansicht des Flyers bitte Bild anklicken.

VOX News Südtirol / red