Man verspricht sich einiges von dieser neuen Technologie, die in ihrer Faserung von Hanfseilen inspiriert wurde, die vor 100 Jahren zum Einsatz kamen. Hanfseile hatten zwar eine begrenzte Hubkapazität, wiesen aber mit Blick auf Gewicht und Flexibilität große Vorteile auf. Daher hat man sich bei Liebherr während der Entwicklung nicht nur an gängigen Stahlseilen orientiert, sondern wollte deren Vorteile mit jener der überholten Hanfseile vereinen, um so ein rundum zuverlässiges Seil hervorzubringen.
Wie Philipp Weckerle, Leiter des Liebherr-Produktmanagements für Turmdrehkrane und -ausrüstungen, erklärt, ist das Faserseil eine Alternative zum klassischen Stahlseil, da leichter und flexibler. Die ersten Gedanken zu diesem Produkt hat man sich dabei schon im Jahr 2008 gemacht. "Nach den ersten Kooperationen mit Forschungspartnern begannen wir mit den Tests und entwickelten die ersten Prototypen. Im Jahr 2016 war die Entwicklung so weit fortgeschritten, dass wir das Seil unter realen Bedingungen ausprobieren konnten. Es wurde an 16 Kranen in fünf Ländern getestet", sagt Weckerle. "Vor ein paar Monaten haben wir die ersten Krane mit Faserseil an unsere Kunden ausgeliefert. Nach zwölf langen Jahren Forschung sind wir der erste Turmdrehkranhersteller, der das Faserseil erfolgreich auf dem Markt eingeführt hat. Technologisch ist das ein riesiger Schritt nach vorn."
Das Faserseil des Krans hat ähnliche Belastungswerte wie ein Stahlseil mit gleichem Durchmesser. Dank der beträchtlichen Gewichtseinsparung bei Seil und Hakenzylinder weisen die Krane deutlich höhere Lastwerte auf, teilweise bis zu 20 %. Außerdem ist das Faserseil langlebiger als ein Stahlseil, was auf die Verwendung spezieller, hochwertiger Materialien und eine besondere Seilkonstruktion zurückzuführen ist.
Des Weiteren ist das neue Faserseil für Servicetechniker viel einfacher handzuhaben. Es ist flexibel und leicht, sodass Wechseln und Entfernen des Seils schneller und sicherer vonstattengehen. Auch mit Blick auf die Sicherheit ist das Faserseil viel fortschrittlicher als alle bisher verfügbaren Produkte. Der Schutzmantel hat keine Tragfunktion, die Fasern verschleißen unterschiedlich schnell, wobei nach und nach der rote Kern freigelegt wird, sodass der Abnutzungsgrad jederzeit festgestellt werden kann. Liebherr hat derzeit drei Krantypen mit dem Faserseil ausgestattet und wird sein Angebot in Zukunft weiter ausbauen.
"Für die Zukunft setzen wir sehr stark auf diese Technologie, weil wir merken, dass die Baustellen immer größer und damit auch dynamischer werden", erklärt Marco Guariglia, Geschäftsführer der Liebherr-Werk Biberach GmbH. "Wir versuchen, unsere Krane immer weiter zu verbessern, um Produkte anbieten zu können, die immer größere Materialien transportieren können und damit die Leistung auf der Baustelle erhöhen."
Diese revolutionär anmutende Neuheit wurde im Rahmen eines Webinars von Niederstätter vorgestellt. Im Zuge dessen war auch ein virtueller Rundgang durch die Produktionsstätte von Liebherr in Deutschland möglich. Zudem stellte Niederstätter seine Dienstleistungen für die Bauindustrie vor und hob die Partnerschaft mit Liebherr hervor. Vorträge hielten unter anderem Leonard Kofler, der einen umfassenden Überblick über das Niederstätter-Vertriebsnetz für Liebherr in Italien gab, und Armin Lehleiter, der die Zuhörer virtuell in die Produktion der Turmdrehkrane einführte und die verschiedenen Schritte der Herstellung und Aufbereitung der Materialien erläuterte.
"Innovation und Technologie spielen bei uns schon seit jeher eine große Rolle. Wir wollen unser Know-how aber auch mit unseren Kunden teilen", unterstreicht Daniela Niederstätter, Mitglied der Geschäftsleitung. "Wir betrachten Liebherr als einen wichtigen Partner und sind zuversichtlich, dass wir weiterhin erfolgreich zusammenarbeiten werden. Und wir hoffen alsbald wieder unter normalen Umständen arbeiten zu können, um unsere Errungenschaften unter realen Bedingungen präsentieren zu können."
Niederstätter bietet ein umfassendes Leistungsspektrum für die Kranmontage an, wobei die Projekte effizient, energie- und ressourcensparend abgewickelt werden. Vom Transport bis zur Montage, einschließlich der Betriebsplanung und dem Service vor Ort, stellt Niederstätter die Expertise und Erfahrung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Kunden und Partner zur Verfügung.
Die erfolgreichen Fallbeispiele sind vielfältig: unter anderem Krane, die mithilfe einer Seilbahn auf über 3.000 Metern Höhe oder auf einem Wolkenkratzer in Mailand oder wiederum im Zentrum des Vatikans in Rom aufgestellt wurden.