"In Südtirol wenden sich jährlich rund 600 Frauen hilfesuchend an die Frauenhäuser. Brauchen sie zunächst emotionale und psychologische Hilfe, so stehen sie bald vor einer Neuorganisation ihres Lebens. Bei Trennungen von gewalttätigen Partnern haben Frauen in erster Linie Sorge um die eigene Sicherheit und jener der gemeinsamen Kinder. Zu groß ist die Angst, allein nicht zurecht zu kommen. Wer bezahlt Wohnraum, Lebensunterhalt und eventuelle Spesen für Rechtsbeistand und Gericht? Zu finanziellen Sorgen kommt eine Existenzangst, Angst, dass der verlassene Partner zum Stalker wird oder weiterhin Gewalt ausübt", resümiert Maria Elisabeth Rieder.
"Geld darf nicht der Grund sein, wieso Frauen nicht aus Gewaltsituationen ausbrechen, hier braucht es konkrete Hilfe", ist Rieder überzeugt.
In Südtirol gebe es ein relativ gutes Hilfsnetzwerk. Es fehle allerdings an unkomplizierter, finanzieller Hilfe. Viele Frauen seien alleine nicht in der Lage, den eigenen Lebensunterhalt und jenen der Kinder, zu finanzieren. Durch eine Trennung werde neuer Wohnraum benötigt. Für Trennung, Scheidung und Strafanzeigen wegen häuslicher oder sexueller Gewalt bräuchten Frauen juristische Unterstützung. Besonders die meist sehr hohen Anwaltsspesen hielten Betroffene oft davon ab, Anzeige zu erstatten und die Trennung/Scheidung in die Wege zu leiten. Häufig würden die Frauen, die sich getraut haben den Rechtsweg zu beschreiten, auch von der Höhe der Anwaltskosten überrascht. Diese Frauen würden so zusätzlich auch noch in finanzieller Hinsicht belastet und müssten sich verschulden, da sie oft kein Einkommen haben oder nur eine Teilzeitarbeitsstelle.
Die Istanbuler Konvention sehe Schutz und Unterstützung vor, in allen Lebensbereichen, auch für Anwalts- und Gerichtskosten. "Frauen sind traumatisiert nach oft jahrelangen Gewalterfahrungen und sitzen womöglich noch auf Schulden. Das darf es nicht sein, hier können wir als Land mit der Errichtung eines Fonds für Frauen in Gewaltsituationen helfen", ist Rieder überzeugt.