Spannender Infoabend zum Thema "Glyphosat" in Auer

Im Bildausschnitt links: Referentin in Auer Prof. Dr. Siegrid SteinkellnerAuch die Landwirtschaft ist aktiv, wenn es um das Reizthema "Glyphosat" geht. Für die einen – meist Landwirte – ist es ein "harmloses" Pflanzenschutzmittel, für die anderen ein krebserregendes Herbizid. Kürzlich organisierte die Arbeitsgruppe "Zukunft der Landwirtschaft" in der Aula Magna von Auer einen spannenden abendfüllend Vortrag zum sehr heiklen Thema. VOX NEWS Südtirol berichtet. In dem vollbesetzten Saal der Aula Magna trafen sich mehrere hundert Interessierte und wohnten den Ausführungen von Frau Prof. Dr. Siegrid Steinkellner bei. Steinkellner ist Universitätsprofessorin für Landwirtschaftlichen Pflanzenschutz, Leiterin des Institutes für Pflanzenschutz an der Universität für Bodenkultur Wien sowie dort auch stellvertretende Leiterin des Departments für Nutzpflanzenwissenschaften. Moderiert wurde der Referats- und Diskussionsabend von Timo Künzle. Künzle ist selbst Journalist von der Rechercheplattform "Addendum", diplomierter Agrarwissenschaftler, Redakteur und Reporter für Puls 4 und Servus TV, später war er auch als Moderator und Gestalter für "Na Servus – das Wetter auf Servus TV" sowie für "Servus am Morgen" tätig. Zuletzt schrieb er Beiträge für "Wissen und Innovation" der Tageszeitung "Die Presse". Zum Vortrag selbst, wie die Organisatoren mitteilen, habe man natürlich auch zahlreiche Landespolitiker eingeladen. Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler entschuldigte sich für seine Abwesenheit, richtete jedoch aus, dass solche Vorträge eigentlich ein Pflichttermin für ihn wären. Auch der Freiheitlichen-Obmann Andreas Leiter Reber entschuldigte sich – auch er war am Abend verhindert. Spannender Infoabend in Auer: Glyphosat in der Landwirtschaft, berechtigte Sorge oder Notwendigkeit? Wie die Veranstalter in einer Aussendung mitteilen, habe Prof. Steinkellner ihr Referat zum Thema Glyphosat in einer sehr sachlichen und neutralen Art abgehalten. Steinkellner präsentierte dabei auch ihre Studie zum Thema Glyphosat. Sie präsentierte Vorteile, eventuelle Nachteile und versuchte Alternativen zu bewerten. So erläuterte Prof. Steinkellner, dass Glyphosat aus wissenschaftlicher Sicht, hinsichtlich der Einstufung als Pflanzenschutzmittel, in den allermeisten Fällen als komplett unbedenklich für Anwender und Konsument eingestuft wird, jedoch es auch einzelne Behörden gibt, die aufgrund anderer Studien zum Schluss kommen, dass das Herbizid in die Kategorie 2A fällt und damit wahrscheinlich krebserregend ist. So beispielsweise auch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), welche im März 2015 zum Ergebnis kam, dass es begrenzte Nachweise für das krebserzeugende Potenzial von Glyphosat beim Menschen gebe. Die Beweislage, dass die Substanz bei Ratten und Mäusen zu Tumoren führe, wurde als ausreichend bewertet. Die IARC stufte Glyphosat daher in die Kategorie 2A (wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen, probably carcinogenic to humans) ein. In den schlimmsten Annahmen wird Glyphosat, die Hauptkomponente einiger Breitband- bzw. Totalherbizide, somit gleich gefährlich eingestuft, wie der Verzehr von rotem Fleisch, der Berufsausübung als Friseur, der Konsum von heißen Getränken oder die Belastung durch hochfrequente elektrische Strahlung, wie zum Beispiel von Handys, führte Steinkellner aus. Prof. Steinkellner zeigte auch auf, dass Glyphosat das meistverkaufteste Pflanzenschutzmittel der Welt sei und dementsprechend gut und häufig kontrolliert werden würde. Schäden bei Menschen, so die Universitätsprofessorin für Landwirtschaftlichen Pflanzenschutz und Leiterin des Institutes für Pflanzenschutz an der Universität für Bodenkultur Wien, konnten noch nie seriös nachgewiesen werden. Wohl das größte Problem sei die mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung, zum Einen gegeben durch einseitige Berichterstattung der Medien und durch NGO's, zum anderen aber wahrscheinlich auch da es den größten Teil der Bevölkerung nicht direkt betreffen würde, bzw. – so Prof. Siegrid Steinkellner – könnten und möchten viele darauf verzichten, weil es ihre Lebensgewohnheiten nicht so verändern würde, als ein Verzicht auf rotes Fleisch oder auf das täglich gebrauchte Smartphone, das aber in der Risikobewertung gleich gefährlich sei. Prof. Siegrid Steinkellner unterstrich im Rahmen ihres Referates, dass der Einsatz von Glyphosat in den allermeisten Fällen sehr sinnvoll und notwendig sei. Jedoch mit einer Ausnahme: die Vorerntebehandlung im Getreideanbau. Der Einsatz von Glyphosat wurde hierzu von Prof. Steinkellner aufs Schärfste kritisiert. Die Referentin sprach anlässlich des Informationsabends der Arbeitsgruppe "Zukunft der Landwirtschaft" auch über Alternativen. Sie zeigte unzählige Möglichkeiten chemischer und mechanischer Natur auf, die alle etwas gemeinsam hätten: sie seien teurer, aufwendiger, weniger getestet und hätten in keiner Variante eine so gute Wirkung wie Glyphosat. Beispielsweise positiv vorzuheben sei, dass Glyphosat keine Wirkung auf Regenwürmer haben würde, während alternative mechanischen Varianten hingegen sehr wohl die Regenwürmer beeinträchtigen würden. Ganz besonders gab Prof. Steinkellner zu bedenken, dass mittlerweile auch die Nachhaltigkeit, der CO2 Ausstoß, und andere negative Umweltfaktoren berücksichtigt werden müssten. So sei bei der mechanischen Bearbeitung des Unterstockstreifens im Obst und Weinbau sehr energieaufwendig, verbunden mit hohem Kraftstoffverbrauch (Negative CO2 Bilanz) und zudem stelle der Eintrag von Mikroplastik ein großes Problem dar, so dass auch diese Alternativen sehr kritisch zu hinterfragen seien. [caption id="attachment_20318" align="aligncenter" width="1024"] Der Einsatz von Glyphosat reduziert den Energieaufwand[/caption] Abschließend gab Prof. Steinkellner zu bedenken, dass die steigende Weltbevölkerung bis 2050 eine Herausforderung sein werde. Eine Herausforderung, die so Prof. Steinkellner, nur mit der Integrierten Landwirtschaft zu bewältigen sein wird.

Der Südtiroler Obstbau ist Vorreiter in der Integrierten Landwirtschaft! Prof. Dr. Siegrid Steinkellner, Leiterin des Institutes für Pflanzenschutz an der Universität für Bodenkultur Wien

Prof. Steinkellner führte mit Blick auf die Integrierte Landwirtschaft aus, dass der Südtiroler Obstbau hier eindeutig Vorreiter sei. Alle Landwirte in und außerhalb Europas, so Prof. Steinkellner, müssen in Zukunft mehr produzieren als heute und zwar sage und schreibe um 70 Prozent. So würden auch viele weitere zukünftige Rohstoffe von den Landwirten produziert werden müssen. Eine spannende Zeit stehe den Landwirten daher bevor. Prof. Siegrid Steinkellner unterstrich, dass die wichtigste Wirtschaft für uns Menschen die Landwirtschaft sei. Von der Gesellschaft wünscht sie sich daher mehr Respekt für diejenigen, die das tägliche Brot aller produzieren würden. Nach einer sehr interessanten und regen Fragerunde verabschiedete der Präsident der Arbeitsgruppe "Zukunft der Landwirtschaft", Georg Gallmetzer, die Anwesenden, verbunden mit der Einladung zum nächsten Vortrag in rund einem Monat, dessen Termin noch rechtzeitig auf der Facebookseite der Arbeitsgruppe bekannt gegeben wird. (ts)