Covid-19 und Südtirols Schulen

Schule im Chaos? Das neue Schuljahr in der Corona-Zeit

Es wurde und wird viel besprochen, geschrieben, garantiert und wo es nicht anders geht, werden theoretische Auswege gesucht. Wie man sich den im Herbst beginnenden Unterricht an Südtirols Schulen vorzustellen hat, weiß trotzdem keiner. Sehen wir Südtirols Schüler und das Lehrpersonal im Chaos versinken, wenn es denn soweit ist?

Anfangs war von gekürztem Unterricht die Rede. Weil damit das Bildungsangebot nicht im mindesten ausreichend gewesen wäre, stellt die Landesregierung nun 8,25 Millionen Euro zur Verfügung, um mit dem bereits vorhandenen Lehrpersonal und der Bereitschaft zu Mehrstunden den Unterricht am Nachmittag zu gewährleisten. Einige Mütter beklagen, dass es sich dabei nicht um regulären Unterricht handeln würde, sondern um freiwillige Wahlfächer, und also eher um eine Betreuung als um Bildungsstunden. Da die Klassen geteilt werden müssten, um den Mindestabstand zu gewährleisten, würde es zeitlich geteilten Unterricht geben, das heißt: eine Woche  abwechselnd Präsenz- und Fernunterricht, so jedenfalls flüstert man in einigen Oberschulen über das herbstliche Dunkel hinweg. Schwieriger würde es in den Grund- und Mittelschulen werden, nicht zuletzt deshalb, weil Schüler in diesem Alter eben auch betreut werden müssten. Viele Eltern wünschen sich für ihre Kinder trotz "nicht normaler" Umständen, die Covid-19 eben mit sich bringt, einen Normalunterricht.

Um die Konturen der noch nächtlichen Schullandschaft 2020/21 wenigstens etwas zu erhellen, würde es Achammers Ampelsystem als Orientierungshilfe geben.  Das heißt: "Grün" für Normalbetrieb und damit Unterricht wie bis zum 5. März 2020, Gelb für Präsenzunterricht am Vormittag mit Sicherheitsauflagen, wobei die Schüler beispielsweise bis zum Platznehmen auf ihren Stühlen eine Maske tragen müssten, und Rot für den Fall, dass der Präsenzunterricht erneut ausgesetzt werden müsste – so theoretisiert Achammer. Verantwortung und Entscheidung würden bei genauerem Hinsehen trotz Ampel und Vorgaben der italienischen Regierung und der Landesregierung auf den Schultern der einzelnen Schulen lasten.

Nicht nur Eltern sehen ihre Kinder deshalb bereits orientierungslos mit Masken von Klassenzimmer zu Aula hetzen, auch das Lehrpersonal fürchtet im Herbst ein Chaos. Der Durchblick fehle nicht nur den Eltern, sondern auch den Schulen und den Lehrpersonen, die sich wünschen "vom Landesschulamt auf eine Art und Weise informiert zu werden, die es ermöglicht, die geplanten Maßnahmen zu verstehen und mittragen zu können."

Das Landesschulamt indessen informiert, dass kein allgemeingültiges Konzept bestehen würde, seien doch die Gegebenheiten an jeder Schule andere. Könnte der Mindestabstand von einem Meter (heutiger Stand) nicht eingehalten werden, weil die Räume zu klein sind, müssten die Klassen geteilt werden. Die Schulführungskräfte jeder Schule würden in Zusammenarbeit mit der Gemeinde intensiv arbeiten: Räume ausmessen, Bänke ankaufen, Ausweichräume suchen. Ein allgemeingültiges Konzept gäbe es nicht. Es sei Aufgabe der jeweiligen Schulen, das Lehrpersonal und die Eltern über den konkreten Ablauf im Herbst zu informieren, unter Berücksichtigung der momentanen gesetzlichen Vorgaben - die sich jedoch jederzeit wieder ändern können.

"Es ist leicht, zu fordern, die Schule sollte Normalität bieten“, sagt Sigrun Falkensteiner von der Landesschuldirektion, "dann müssen alle auch mithelfen. Der Zusammenhalt ist jetzt ganz wichtig. Und nicht, dass der Eine vom Anderen etwas einfordert, wozu er selbst nichts beiträgt."

Klare einfache einheitliche Lösungen gäbe es nicht, auch wenn jeder sich damit besser fühlen würde. In diesem Sinne sei in diesem Schuljahr auch von Eltern Flexibilität gefordert. Covid-19 bringe nun mal Veränderungen mit sich, für jeden, auch für unsere Schüler an unseren Schulen. "Ich kann nur sagen, dass wir und alle Schulen und Gemeinden Tag und Nacht daran arbeiten, um im Herbst so nahe wie möglich an einen 'Normalunterricht' heranzukommen und und jedem Schüler ein umfangreiches Bildungsangebot zur Verfügung stellen zu können", versichert Sigrun Falkensteiner.

VOX News Südtirol / Karin Renee Egger