Psychotherapie in Zeiten von Digitalisierung und Pandemie
250 physisch anwesende und 100 online zugeschaltete Kinderärzt/innen, Kinderpsychiater/innen und Kinderpsychotherapeut/innen aus dem deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz, Südtirol) beschäftigen sich beim am Freitag, 2. Juli beginnenden Symposion der Ärztlichen Akademie für Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen E.V. in der Cusanus-Akademie in Brixen mit den Auswirkungen von Digitalisierung und Corona-Krise auf Kinder und Jugendliche.
Der Kontakt zwischen Kindern und Jugendlichen wurde in den vergangenen 16 Monaten massiv eingeschränkt. Kinder und Jugendlichen hätten zu wenig Sichtbarkeit erhalten, sagt Symposionsleiter Dr. Manfred Endres. Das habe enorme Auswirkungen auf die jungen Menschen: "Wir erleben bei Kindern und Jugendlichen eine starke Zunahme verschiedener psychischer Störungen." Durch die Digitalisierung werden diese häufig verstärkt. "Es gibt großen Handlungsbedarf", warnt Dr. Manfred Endres.
Am Freitag, 2. Juli geht es beim Symposion um Corona-Erfahrungen aus der Kinder- und Jugendpsychotherapie und -psychiatrie, um neue Medien in der psychoanalytischen Kinder‐ und Jugendlichen-Psychotherapie vor und nach der COVID‐19 Pandemie, um schwer traumatisierte Patient/innen. Am Samstag geht es um Medienkonsum aus pädagogischer Perspektive, um Grundbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen und um Optimierungszwang, um die analoge Welt der Psychotherapie zwischen digitaler Vernetzung und analoger Bindung. Am Sonntag geht es um psychodynamisches Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen in einer erkrankten Welt und um psychoanalytische Überlegungen zum Gebrauch von Neuen Medien von Kindern und Jugendlichen. Dazwischen finden immer wieder Seminare und Diskussionen statt.
Die Ärztliche Akademie für Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen E.V. ist mit ihrem Sommersymposion zum 26. Mal in Brixen und bereits zum 20. Mal in der Cusanus-Akademie zu Gast. Passend zum Thema gibt es in der Cusanus-Akademie in den Tagen zwei Ausstellungen:
- "Kinder malen sich selbst. Kinderselbstbildnisse in Corona-Zeiten". Kinder im Alter von 3 bis 18 Jahren zeigen ihr Gesicht: einige grau und verängstigt, andere farbenfroh und munter, mal mit Atemmaske, mal ohne – meistens mit großen, wachen Augen. Die Internationale Jugendbibliothek hat in den vergangenen Monaten Kinder aus aller Welt eingeladen, sich selbst in dieser Zeit zu porträtieren. Die Resonanz war überwältigend: Aus 42 Ländern aller Kontinente haben Kinder und Jugendliche mehr als 800 Selbstbildnisse eingeschickt.
- Die in Aachen geborene Bildhauerin und Medizinerin Andrea Schiffers mit Atelier und Praxis in Stuttgart (DE) zeigt in der Cusanus-Akademie bis Sonntag Skulpturen aus Stein, die mit klaren Linien beeindrucken. Die Bildhauerei, sagt sie, sei ein Prozess in dem Gedanken, Gefühle, Stimmungen, Träume und Situationen im Dialog mit dem Material Gestalt annehmen. Die Entstehung einer Skulptur erfordere physische und mentale Kraft und gebe gleichzeitig neue Vitalität. Dabei entstehe ein inniger Kontakt zur eigenen Lebendigkeit.
VOX News Südtirol / ja