Laut einem österreichischen Fachartikel in “Besseres-Obst.at“ kritisieren Experten vor allem die fragwürdige Methodik und die unzulängliche Schlussfolgerung der „Global 2000“-Studie zu den Pflanzenrückständen im Schlafzimmer. Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz, weise der Umweltorganisation Umrechnungsfehler nach. Hier ein Auszug aus dem Artikel: Ein besonders gravierender Fehler in dem NGO-Papier ist bei der Umrechnung der erhobenen Pestizidwerte passiert: Auf Seite 10 behaupten die Studienautoren: "Die höchste Pestizidbelastung (gemessen an der Gesamtmenge der nachgewiesenen Wirkstoffe) lag bei 4.942 mg/kg (Dänemark)." Tatsächlich wurden laut Tabelle 4.942 ng/g gemessen. Bei der Umrechnung von Nanogramm auf Milligramm wurde also im Text das Tausendfache des tatsächlich gemessenen Wertes angegeben.
Zudem stamme die einzige österreichische Probe, die in dieser Untersuchung ausgewertet wurde, aus einem Intensivobstanbaugebiet. Auch hier würden die Experten zu bedenken geben, dass das Ergebnis keinesfalls repräsentativ für das ganze Land sein könne. In dem ORF-Bericht, in dem die Studie vorgestellt wurde, sei außerdem eine veraltete Pflanzenschutztechnik gezeigt worden, die heute kaum mehr angewandt wird.
Jetzt hätten sich auch die Experten der Landwirtschaftskammer Österreich mit dem Fall befasst. Auch sie würden generelle Bedenken gegen die Methodik dieser Untersuchung äußern, sie sei schlichtweg intransparent. Trotz der fehlerhaften Studie wolle sich „Global 2000“ gemeinsam mit der Bürgerinitiative für eine “pestizidfreie Landwirtschaft in der gesamten EU“ einsetzen.
Auch Deutschlands Agrarexperten kämpfen an derselben Front. Wie die Zeitschrift agrarheute berichtet, haben im Jänner drei Umweltorganisationen – der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Böll-Stiftung und das Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) – ihren Pestizidatlas vorgestellt. Kritiker werfen diesen vor, mit fragwürdigen Zahlen zu hantieren und eine Kampagne gegen den Pflanzenschutz zu betreiben. Der Industrieverband Agrar äußert sich im Artikel von agrarheute zu allen fraglichen Zahlen und zu hinterfragenden Präsentationen.
Doch auch die österreichische Industriegruppe Pflanzenschutz meldet sich in „agrarheute“ zu Wort. Der Pestizidatlas beinhalte zahlreiche Fehler, methodische Mängel sowie Zahlen- und Wortspielereien. Man sehe darin den durchschaubaren Versuch, den lösungsorientierten Dialog zu unterminieren und einen Keil in die Landwirtschaft zu treiben. Ein konstruktiver Dialog sei allerdings unverzichtbar, denn “wir brauchen Pflanzenschutzmittel, um Qualitäten und Ernten absichern zu können“, so der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DVB) Joachim Rukwied.
Sara Wegener