Leonardo Paez hat es wieder getan! Zum vierten Mal nach 2006, 2016 und 2021 entschied der Kolumbianer den Südtirol Dolomiti Superbike (123 km/3400 Höhenmeter) für sich und machte sich einen Tag vor seinem 40. Geburtstag selbst ein wunderschönes Geschenk. Der zweimalige Marathon-Weltmeister vom Team Soudal Leecougan International musste in Niederdorf von Beginn an alles geben und wurde von seinen Herausforderern Andreas Seewald (Deutschland), Lubomir Petrus (Tschechien), Fabian Rabensteiner (Italien/Villanders), Urs Huber (Schweiz), Diego Arias Cuervo (Kolumbien) und Samuele Porro (Italien) gefordert.
Die Würfel fielen bei der hochkarätig besetzten Ausgabe des Südtirol Dolomiti Superbike einmal mehr auf dem letzten Anstieg zu den Plätzwiesen, wo Paez am meisten Kraftreserven hatte, den Turbo zündete und das Ziel in Niederdorf nach 4:43.30 Stunden als Erster erreichte. 28,3 Sekunden später rollte der amtierende Marathon-Weltmeister Andreas Seewald aus Deutschland (Canyon northwave MTB Team) über die Ziellinie, während der Tscheche Lubomir Petrus (D2mont Merida Cycling Team) das Podium komplettierte. Der 31-Jährige büßte 1.07,2 Minuten auf Paez ein. Einen starken vierten Platz und somit sein bestes Resultat beim Südtirol Dolomiti Superbike fuhr Europameister Fabian Rabensteiner ein. Der Villanderer, Mitglied des Teams Wilier-Pirelli Factory, gab im Zielsprint dem Schweizer Urs Huber, dreimaliger Superbike-Sieger, das Nachsehen.
Bei den Frauen sorgte die EM-Dritte Claudia Peretti im Eliterennen für einen italienischen Erfolg. Die 24-Jährige aus Basiglio in der Nähe von Mailand triumphierte auf der neuen 85 Kilometer langen Strecke mit 2360 Höhenmetern in 3:50.17 Stunden. Peretti, die für das Olympia Factory Team startet, verwies die Deutsche Adelheid Morath – 2008 und 2012 Olympia-Teilnehmerin und kürzlich Siegerin beim Hero Südtirol Dolomites – auf den zweiten Platz. Die 37-Jährige vom Team Mount 7 kam 2.48,7 Minuten nach der Tagessiegerin ins Ziel. Rang drei ging ebenfalls an eine Italienerin, nämlich an Debora Piana. Der 35-Jährigen vom Velo Club Cigli Cingolani stand eine Zeit von 3:55.59 Stunden zu Buche.
Als beste heimische Bikerin landete Sandra Mairhofer (RDR Italia Leynicese Racing Team) auf dem vierten Platz. Die Cross-Triathlon-Weltmeisterin aus Welsberg musste nach einem Sturz mit einem Defekt an der Federgabel weiterfahren und war damit im Kampf um das Podium machtlos. Mairhofers Rückstand auf Peretti betrug am Ende 6.14,6 Minuten.
Spannender hätte die Premiere der neuen mittleren Distanz beim Dolomiti Superbike bei den Männern nicht verlaufen können. Gleich fünf Athleten lieferten sich einen packenden Zielsprint im Zentrum von Niederdorf, bei dem Francesco Failli das beste Ende für sich hatte. Der 39-Jährige vom ASD Cicli Taddei gewann in 3:17.31 Minuten und verwies seinen Teamkollegen Francesco Casagrande, sowie den Vorjahressieger auf der 60-km-Distanz Nicola Taffarel (Wilier 7C Force) um wenige Zehntelsekunden auf die Plätze.
Einen Südtiroler Sieg durften die vielen Fans im Ortskern von Niederdorf beim „Klassiker“ (60 km/1785 hm) bejubeln. Philipp Plunger aus Gufidaun (Martini Speed Team) setzte sich in 2:26.46 Minuten vor Alberto Magnani (RDR Italia Leynicese Racing Team) und Stefan Kerschbaumer aus Klausen durch. Bei den Frauen gab es hingegen einen Erfolg einer Bikerin aus Polen. Anna Urban (BMC Poland) knackte in 2:56.25 Stunden als einzige Teilnehmerin die 3-Stunden-Marke. Rang zwei und drei gingen hingegen an zwei junge Südtirolerinnen, nämlich die Pragserin Silvia Huber und Hannah Wiesthaler aus Innichen.
Den Südtirol Dolomiti Superbike nicht entgehen ließen sich auch Ex-Landesrat Thomas Widmann und Emil Oberegger aus Olang, die bei allen Ausgaben auf der langen Distanz am Start waren und auch ins Ziel kamen. Ebenfalls mit von der Partie war das ehemalige Ski-Ass Manfred Mölgg und die Ex-Biathletin Magdalena Wierer. Die jüngere Schwester von Dorothea Wierer schaffte beim "Klassiker" den achtbaren siebten Platz.
Zufrieden Bilanz zog nach der Zielankunft des letzten Teilnehmers auch OK-Chef Kurt Ploner. „Das war wieder ein Mountainbike-Fest der Spitzenklasse. Ich möchte allen Siegerinnen und Siegern herzlich zu ihren Leistungen gratulieren. Irgendwie sind aber alle Sieger, die die Herausforderung des Südtirol Dolomiti Superbike annehmen. Ein großes Dankeschön geht an unsere vielen Sponsoren und nicht zuletzt an unsere 1000 freiwilligen Helferinnen und Helfer, ohne deren Unterstützung ein Event wie das unsere nicht möglich wäre. Auf Wiedersehen beim 28. Südtirol Dolomiti Superbike, der am 8. Juli 2023 stattfinden wird“, sagte Ploner.
Abgeschlossen wird der 27. Südtirol Dolomiti Superbike am Sonntag, 10. Juli mit den Kinder- und Jugendrennen der Junior Trophy.
Leonardo Paez (Kolumbien/Sieger): „Ich bin natürlich überglücklich, dass ich hier beim Südtirol Dolomiti Superbike neuerlich triumphieren konnte. Es sind jetzt vier Erfolge, seit dem ersten im Jahr 2006 sind viele Jahre vergangen. Das Rennen heute war sehr schnell und es gab immer wieder Angriffe. Meine Attacke habe ich zum Schluss gesetzt, dabei einen Vorsprung herausgeholt und diesen bis ins Ziel verteidigt.“
Andreas Seewald (Deutschland/Platz 2): „Ich bin hin- und hergerissen. Gleich nach der Ankunft war ich schon ein wenig enttäuscht, dass es mit dem Sieg nicht geklappt hat. Bis zum letzten Aufstieg ist alles perfekt nach Plan verlaufen. Ich habe gehofft, dass meine Beine auch noch im Schlussteil gut sind. Sie waren aber nicht gut genug für Leonardo Paez. In der letzten Abfahrt habe ich gehofft, ihn noch einholen zu können. Aber ich habe einige technische Passagen nicht optimal erwischt.“
Lubomir Petrus (Tschechien/3. Platz): „Dieser dritte Platz bei diesem Klassiker und top organisierten Event freut mich sehr. Glückwunsch auch an Leonardo Paez und Andreas Seewald zu ihren starken Leistungen. Natürlich schaut man sich das wunderbare Panorama ein wenig an und es macht schon zusätzliche Kräfte frei. Ich werde nächstes Jahr sicherlich wiederkommen.“
Fabian Rabensteiner (Italien (Villanders)/4. Platz): „Ich bin heute sehr zufrieden, weil ich taktisch ein sehr gutes Rennen gefahren bin und mein bestes Ergebnis hier beim Südtirol Dolomiti Superbike erzielt habe. Die ersten drei waren heute für mich nicht zu knacken.“
Claudia Peretti (Italien/Siegerin): „Es ist fast nicht zu glauben. Mit dem Sieg bei einem der prestigeträchtigsten Rennen Italiens, das jede Bikerin einmal gewinnen möchte, habe ich heute ehrlich gesagt nicht gerechnet, mein Ziel war ein Platz auf dem Podium. Ich war bereits im vergangenen Jahr hier und wurde auf der langen Distanz Fünfte. Heuer der Sieg – die 85 Kilometer scheinen wie für mich gemacht.“
Adelheid Morath (Deutschland/2. Platz): „Das Rennen ist sehr schwer zum Fahren, bei den Abfahrten auf Schotter muss man aufpassen. Da muss man beim Überholen abwarten und cool bleiben. Ich habe aber definitiv Platz zwei gewonnen und nicht den Sieg verloren.“
Debora Piana (Italien/3. Platz): „Gleich bei meinem ersten Auftritt hier habe ich das Podium erreicht – es ist fast nicht zu glauben. Auf dem Anstieg zu den Plätzwiesen hat sich Adelheid Morath abgehängt, während ich in der Abfahrt an Sandra Mairhofer vorbeigegangen bin. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden.“
Sandra Mairhofer (Italien (Welsberg)/4. Platz: „Ich bin schon ein wenig enttäuscht. Nach einem Sturz war meine Federgabel blockiert und in den Abfahrten ging dann praktisch nix mehr und ich habe viel Zeit verloren. Die neue Strecke finde ich aber sehr cool, ein großes Kompliment an die Veranstalter hierfür.“
123 km Elite Männer
85 km Elite Frauen
85 km Männer
60 km Männer
60 km Frauen
Alle Ergebnisse: https://www.datasport.com/live/ranking/?racenr=24301