Immobilienmarkt im Wandel

Mehr Transparenz bei der Preisbestimmung

Auch der Immobilienmarkt wird sich aufgrund der Notlage um Covid-19 unmittelbar verändern. Gute Voraussetzungen, um mehr Transparenz im Verkauf von Immobilien zu schaffen, wie die Ingenieurkammer Bozen findet. Auch die Landesregierung ist gefordert.

Giorgio Rossi, Präsident der Ingenieurkammer Bozen

Die Krise rund um das Coronavirus beeinflusst alle Wirtschaftsbereiche, nicht zuletzt auch den Immobilienmarkt. Wie die Ingenieurkammer Bozen in einer Presseaussendung informiert, zeigen Analysen zu dessen Zukunft auf, dass dieser sich im Hinblick einer neuen Form des Wohnens anpassen wird. Eine Konsequenz der strikten Ausgangsbeschränkungen, wie Giorgio Rossi, Präsident der Ingenieurkammer Bozen, betont: "Voraussichtlich werden Wohnungen mit einer Wohnfläche ab 90 m² einen Aufschwung erleben. Außerdem wird das Beisein eines Gartens oder Balkons vermehrt in die Kaufentscheidung miteinfließen. Kurzfristig rechnet man mit rückläufigen Verkäufen und einer leichten Preisreduzierung."

Schätzung von Immobilien: Es braucht mehr Transparenz

Den Verkaufspreis einer Immobilie bestimmt man, indem der Preis aufgrund von Daten zu kürzlich verkauften Einheiten und Hypothesen zur wahrscheinlichen Entwicklung des Marktes geschätzt wird. Doch besonders Ersteres birgt Schwierigkeiten: Immobilien, die Ende 2019 und Anfang 2020 verkauft wurden, richteten sich nach Preiskriterien, die sich auf die Zeit vor Covid-19 beziehen. Daher sollte der relative Wert mit Bedacht bestimmt werden und der Minimalwert als Richtwert festgelegt werden. Den angeführten Problematiken schließt sich ein weiterer Aspekt an: Dem Immobilienmarkt fehlt es an Transparenz. Einerseits gibt es keine einheitliche Formel zur Bestimmung der Verkaufsfläche, andererseits sind Verkaufspreise nur schwer zugänglich. "Das Schätzen ist ein komplizierter Prozess, im Zuge dessen ein Preis pro Quadratmeter bestimmt wird, der anschließend mit der Verkaufsfläche multipliziert wird. Ein für jeden nachvollziehbares Prozedere, dessen Ergebnis aber täuschen kann, da die Berechnung der Verkaufsfläche keiner einheitlichen Formel folgt. Daher kann der Preis für ein und dieselbe Einheit zwischen fünf und zehn Prozent schwanken. Hier müsste der Gesetzgeber aktiv werden und eine Rechengrundlage bestimmen, die für alle gilt", so der Vorschlag von Rossi.  

Zugang zu Verkaufsverträgen

Außerdem werden als Schätzungsgrundlage oftmals die Preisempfehlungen anderer Immobilien, nicht aber der letztendlich vertraglich festgelegte Verkaufspreis herangezogen. Denn in Italien und auch in Südtirol ist es schwierig, Einsicht in Verkaufsverträge zu erhalten. "Hier könnte die Landesregierung aktiv werden, indem sie den Grundbuchämtern die Möglichkeit gibt, kürzlich abgeschlossene Verkaufsverträge der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Daher lanciert die Ingenieurkammer gemeinsam mit den hiesigen Berufsverbänden der Architekten, der Geometer, der Agronomen und Forstwirte sowie der Periti Industriali eine Sensibilisierungskampagne zu diesem Thema. Die Transparenz des Marktes erfüllt einen wirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Zweck, der auch dem letzten Glied der Kette, dem Käufer, zugutekommen soll. Nur so werden faire und nachhaltige Verkaufspreise gewährleistet."

VOX News Südtirol / ja