Von Karin Renee Egger
Frau Pezzi (Name geändert, Person der Redaktion bekannt) hat zwar einen "sicheren Job" im Landhaus, aber dennoch keine Scheuklappen. "Der Unterschied dessen, was von einem abverlangt wird, ist so groß, das kann sich niemand vorstellen, von einem Extrem ins andere.", sagt sie kopfschüttelnd. An die allgemeine Gelassenheit im Landhaus habe sie sich bis heute nicht gewöhnt.
"Hat man einmal den öffentlichen Wettbewerb gewonnen, befindet man sich in Sicherheit, es kann einem nichts mehr passieren, egal, was man tut", sagt Pezzi. "Kein privates Unternehmen kann es sich leisten, Mitarbeiter zu beschäftigen, die mehr schaden als nutzen." - aber die öffentliche Verwaltung schon? - stellt sich schlussfolgernd die Frage. Mitarbeiter/innen "auf der sicheren Seite des Lebens" besetzen ihr Stühlchen bis dass der Tod sie scheidet, Kritik an ihrer Arbeitsweise erfahren sie wenig, denn keine Krähe beißt der anderen in den Bürzel. So würde "viel zu tun" in der öffentlichen Verwaltung mit einem ganz anderen Maß gemessen als in der Privatwirtschaft.
Gerade wird am Bozner Boden Platz geschaffen für noch mehr Landesbedienstete. Am 7. Juni wurde in Bozen in der Rittnerstraße mit dem Bau eines neuen Landhauses begonnen. Das Vorhaben ist nicht unumstritten. Die Unternehmer zweifelten die Zweckmäßigkeit des neuen Landhauses vehement an, den Großteil des Personals brauche es gar nicht, und der Landesapparat sei eh schon "aufgebläht". 11 Millionen Euro koste der Bau und 800.000 Euro würde das Land sparen, weil es keine Miete mehr an den Raiffeisenverband zahlen müsse - den Kostenaufwand für die neu einzustellenden Mitarbeiter nicht berücksichtigt.
Der Landeshauptmann rechtfertigt den Bau unter anderem so: "Das Personalmanagement der Landesverwaltung wird ein angemessenes Gebäude erhalten, ein einzigartiges Servicezentrum für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die der Schlüssel zum Erfolg unseres Landes sind, das viele gesamtstaatliche Ranglisten anführt" - wohlklingend und einzureihen unter die Statements der Landesregierung "Kommt, lasst uns die Lorbeeren und Federboas herausholen."
"Es kommt nicht auf die Umgebung an, in der ich arbeite, sondern auf die Produktivität", sagt der Landtagsabgeordnete Josef Unterholzner von der Fraktion Enzian. "Natürlich ist die öffentliche Verwaltung aufgebläht. Den einzelnen Mitarbeitern kann man allerdings nicht die Schuld geben am allgemeinen Müßiggang, denn der Fisch fängt immer am Kopf zu stinken an." Strategisches und unternehmerisches Denken habe sich in Führungsetagen immer noch nicht etabliert. Unterholzner schließt sich mit seiner Meinung Unternehmerpräsident Heiner Oberrauch an: 30 Prozent der öffentlichen Verwaltung müssten abgebaut werden - albern zu denken, dass die 150 Arbeitsplätze im neuen Landhausgebäude zu diesen 30 Prozent gehören könnten.
Frei werdende Stellen nicht mehr nachbesetzen oder nur wenn nötig, Kommissionen streichen oder zusammenlegen, und natürlich die Bürokratie insgesamt vereinfachen und abbauen, das rät Unterholzner. "Auch davon sind wir noch weit entfernt, im Gegenteil, der bürokratische Aufwand wird mit jedem Jahr mehr", sagt er. "Ich stehe seit jeher für eine vereinfachte intelligente Bürokratie und unternehmerisches Denken in der öffentlichen Verwaltung, aber die Umsetzung ist aufgrund vieler Widerstände sehr schwierig."
"Natürlich ist der ganze Apparat aufgeplustert", äußert sich Paul Köllensperger vom Team K. "Aber was das neue Landhaus betrifft, sehe ich den Skandal eher darin, dass man das Gebäude damals überteuert gekauft hat, in einer windigen Aktion, dann aber 11 (!) Jahre stehen lässt, und die Abteilung Personal, die dort hineinsollte, im Raiffeisenturm daneben belässt für 900.000 Euro Miete im Jahr! Da hat man noch einmal 10 Millionen weggeworfen. Verantwortungsvoller Umgang mit Geldern sieht anders aus. So gesehen gut, dass endlich gebaut wird."
Die ruhige Kugel indes wird von den "Landlern" hin- und hergeschoben, und der Bummelzug tuckert durch die Südtiroler Lande, mit einem Lokführer voran, der zu Mittag schon an seinen Feierabend denkt. Um einen wettbewerbsfähigen Alpen-Express daraus machen, wäre ein radikales Umdenken nötig, aber das scheint wohl in weitester Ferne nicht abzusehen.