Seilbahnunglück: Leitner wird Nebenkläger

"Keine Anfrage wegen Bremsanlage seit 30. April"

Der Sterzinger Seilbahnhersteller Leitner teilt in einer Medienaussendung mit, dass er sich als Nebenkläger im Gerichtsverfahren gegen die Verantwortlichen des Seilbahnbahnunglücks der Seilbahn Stresa-Alpino-Mottarone als Nebenkläger einlassen wird. Ein vom Gericht zugesprochener Schadensersatz würde den Angehörigen des Unglücks gespendet. Außerdem teilt Leitner mit, dass die Verantwortlichen der Seilbahn seit dem 30. April keine Anfrage bezüglich der Bremsanlage gestellt hätten. Wie von VOX NEWS Südtirol berichtet, war die Seilbahn am beliebten Ausflugsziel am Lago Maggiore nach einer coronabedingten Pause am 26. April wieder in Betrieb gegangen. Kurz darauf kam es zu Betriebsstörungen. Wenn seit dem 30. April bei Leitner keine weitere Wartungsanfrage bezüglich der Bremsanlage eingegangen ist, bedeutet dies, dass die verantwortlichen Seilbahnbetreiber in Stresa die vorhandenen Probleme der Seilbahnkabine mit der Bremsanlage mittels Manipulation und Außerbetriebsetzung der Notbremsfunktion seit längerem Zeitraum überbrückt haben. Mit tragischen Folgen: Am Pfingstsonntag, 23. Mai, fanden durch das absichtliche Abschalten der Bremsanlage 14 Menschen ihren Tod.

Im Bildausschnitt links der Vorstandsvorsitzende der Leitner AG Anton Seeber. Rechts: Die am Sonntag abgestürzte Kabine der Seilbahn Stresa-Mottarone.

Wie die Leitner AG in einer Medienaussendung mitteilt, wird sich der Sterzinger Seilbahnbauer im Gerichtsverfahren betreffend das tragische Seilbahnunglück des vergangenen Sonntags als Nebenklägerin einbringen. Ein eventueller Schadensersatz wird jedenfalls den Familien der Opfer gespendet, so die Leitner AG. "Die Manipulation der Sicherheitssysteme, die zum tragischen Tod von 14 Menschen geführt hat, ist eine schwerwiegende Straftat", so Anton Seeber, Vorstandsvorsitzender der Leitner AG. "Die Verwendung der sogenannten Klammer zur mechanischen Verriegelung der Tragseilbremsen ist ausschließlich bei ganz speziellen Wartungsarbeiten erlaubt und bei Personentransporten sowie im Normalbetrieb ausdrücklich verboten. Seit über 75 Jahren transportieren die Seilbahnen unseres Unternehmens täglich Millionen von Menschen auf der ganzen Welt", so Seeber, "dabei steht die Sicherheit immer an erster Stelle, und bei jedem unserer Einsätze und jeder unserer Anlagen. Statistiken belegen, dass Seilbahnen zu den sichersten Transportmitteln zählen. Um die Reputation unseres Unternehmens, unserer Mitarbeiter und der gesamten Branche zu wahren haben wir daher beschlossen, im Rahmen dieses Verfahrens uns als Nebenkläger einbringen. Ein eventueller zu erzielender Schadensersatz wird jedenfalls den Familien der Opfer dieser Tragödie zukommen."

Die umfangreiche Dokumentation über die Instandhaltungsarbeiten von Leitner an der Seilbahn Stresa-Mottarone, würde außerdem bestätigen, so die Leitner AG, dass die Arbeiten stets mit Sorgfalt und mit Bedacht auf die Sicherheit ausgeführt wurden. Die Leitner AG betont in diesem Zusammenhang, dass man zur Zusammenarbeit mit den Behörden bereit sei, um den Unfallhergang dieser Tragödie zu rekonstruieren und rasch aufzuklären. Die Leitner AG habe zudem sämtliche Anfragen des Betreibers der Bahn stets zeitnah bearbeitet. In Hinblick auf diverse Falschinformationen dazu folgende Ausführungen der Leitner AG:

"Am 30.04.2021 führte eine von Leitner beauftragte spezialisierte Firma (mit Ergebnismitteilung an Leitner am 03.05.2021) eine Überprüfung der Hydraulikzentrale der Fahrzeugbremsen durch. Diese Überprüfung ergab keine Auffälligkeiten. Im Zuge dessen wurden auch die Druckspeicher der Hydraulikzentrale der Tragseilbremsen geladen. Seitdem gab es keine weitere Anfrage diesbezüglich an die Leitner AG und es wurden dem Unternehmen auch keine weiteren Probleme mit dem Bremssystem bekannt gemacht. Wie rasch Leitner auf spontane Wartungseinsätze reagierte, zeigt auch die Serviceanfrage vom Betreiber am Samstag, 22. Mai 2021: An diesem Morgen hatte der Betreiber um einen Serviceeinsatz durch Leitner angefragt. Eine Abnutzung an einem Rollengummi einer Seilrolle auf einer Stütze wurde gemeldet. Dieser Einsatz, der nicht in Zusammenhang mit den Fahrbetriebsmitteln steht und nicht mit der Tragseilbremse zu tun hatte, bestand darin, eine der vielen Seilrollen der Stützen auszutauschen. Obwohl diese Anfrage nicht dringend war, wurde der Einsatz noch am selben Tag erledigt."

VOX News Südtirol / ts