Finale im Londoner Wembley-Stadion

Italien ist verdienter Fußball-Europameister

Italien ist zum zweiten Mal Fußball-Europameister. Das Team von Trainer Roberto Mancini bezwang Gastgeber England am Sonntag beim Finale der UEFA EURO 2020 im Londoner Wembley-Stadion. Vor 67.173 Zuschauern hatte Luke Shaw die Three Lions nach 116 Sekunden mit dem schnellsten Finaltor in der Geschichte von Europameisterschaften in Führung gebracht. Verteidiger Leonardo Bonucci (67.) glich aus, die Entscheidung zugunsten der Squadra Azzurra fiel dann mit 3:2 (1:1, 1:1, 0:1) im Elfmeterschießen.

Italien ist verdienter Gewinner der UEFA EURO 2020-Fußballeuropameisterschaft.

England muss nach Niederlage gegen Italien weiter auf Titel warten

Italien hat sein starkes Turnier mit dem zweiten EM-Triumph nach 1968 gekrönt und die Hoffnungen von Gastgeber England auf den ersten Titel seit 55 Jahren zerstört. Vor der spektakulären Wembley-Atmosphäre von 67.173 Zuschauern setzte sich die Mannschaft von Trainer Roberto Mancini am Sonntag in einem intensiven und hochspannenden Endspiel mit 3:2 im Elfmeterschießen durch. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden. Die Azzurri steckten den Schock des frühen Rückstandes durch Luke Shaw (2. Minute) weg und glichen zunächst durch Leonardo Bonucci aus (67.). Im Elfmeterschießen vergaben dann die Engländer Marcus Rashford, der Noch-Dortmunder Jadon Sancho und Bukayo Saka, bei Italien vergaben Jorginho und Andrea Belotti.

Italien blieb damit auch im 34. Spiel in Serie ungeschlagen und belohnte sich drei Jahre nach der verpassten WM 2018 für ein starkes Turnier. Die Three Lions dagegen müssen weiter auf ihren ersten Titel seit dem WM-Erfolg 1966 warten. Auch die frühe Führung und eine starke Leistung reichten dem Team von Trainer Gareth Southgate nicht zur Erlösung. Für den Coach war es nach der erfolglosen Heim-EM 1996 zugleich der nächste persönliche Wembley-Rückschlag: Vor 25 Jahren hatte Southgate im alten Londoner Stadion im EM-Halbfinale als Einziger seinen Elfmeter gegen Deutschland verschossen und den Titel-Traum der Engländer beendet.

Wie emotional aufgeladen die Stimmung war, demonstrierten schon die Szenen Stunden vor dem ersten Pfiff des niederländischen Schiedsrichters Björn Kuipers. Die meisten Fans feierten friedlich, aber nicht wenige benahmen sich auch daneben und versuchten, ohne Tickets in das Stadion zu gelangen. In der Innenstadt herrschte teilweise Ausnahmezustand, es kam auch zu Schlägereien und Gewalt. Die Lage im Stadion schien aber weitgehend unter Kontrolle, pünktlich um 21 Uhr begann der finale Akt der EM. Dass kurz vor Ende der regulären Spielzeit ein Flitzer auf den Platz gelangte, geht nur als Fußnote in die Geschichte dieses denkwürdigen Fußball-Abends ein.

Am Rande der Partie versetzten englische Fans die Londoner Innenstadt teils in einen Ausnahmezustand. Wie schon im Vorfeld vieler anderer EM-Spiele in London trugen sie fast alle keine Masken und hielten keinen Abstand zueinander. Einige Fans durchbrachen am Stadion die Sicherheitszäune und verschafften sich ohne Ticket Zugang zur Arena.

Southgate begann wie erwartet ohne BVB-Profi Jadon Sancho und etwas überraschend mit einer Dreierkette - wie bis dato nur beim 2:0-Erfolg im Achtelfinale gegen Deutschland. Und seine Elf begann furios. Keine zwei Minuten waren gespielt, ein kleiner nervöser Wackler von Harry Maguire vergessen, als Shaw den bislang besten Konter der Three Lions im ganzen Turnier veredelte. Über Kapitän Harry Kane landete der Ball beim einen Außenverteidiger Kieran Trippier, dessen Flanke der andere Außenverteidiger Shaw per sehenswertem Dropkick verwertete. Southgate ballte kurz die Finger zur Faust und klatschte anerkennend, vergrub dann aber wieder sofort beide Hände mit stoischem Gesichtsausdruck in den Hosentaschen.

Vor allem Southgates Systemumstellung erwies sich zunächst als genialer Kniff. Die Vorstöße von Shaw und Trippier über außen bekamen die Azzurri nicht unterbunden, weil deren Offensivkräfte Insigne und Federico Chiesa meistens vorne blieben. Allzu viel gelang ihnen dort nicht - bis zur 35. Minute. Chiesa probierte es aus der Distanz, sein Schuss auf dem regennassen Rasen ging aber knapp am Pfosten vorbei. Am früheren Dortmunder Ciro Immobile hingegen lief das Geschehen bis zu seiner Auswechslung in der 55. Minute weitgehend vorbei. Marco Verrattis Schuss in der Nachspielzeit der ersten Hälfte stellte Englands Torwart Jordan Pickford vor keinerlei Probleme.

Nach dem Wiederanpfiff stellte Mancini die Offensive um und wurde dafür belohnt. Die Partie blieb temporeich, rasant und voller packender Szenen. Insignes Freistoß ging drüber (51.), Chiesa scheiterte an Pickford (62.). Dann aber schlug der große Moment von Abwehr-Routinier Bonucci. Verrattis Kopfball parierte Pickford noch reaktionsschnell, ehe der 34-Jährige zum verdienten 1:1 abstaubte. Er ist damit der älteste Spieler, der je in einem EM-Finale getroffen hat. Im Alter von 34 Jahre und 71 Tagen löste er den früheren deutschen Nationalspieler Bernd Hölzenbein ab, der im EM-Finale 1976 gegen die Tschechoslowakei im Alter von 30 Jahren und 103 Tagen erfolgreich war - die DFB-Auswahl verlor im Elfmeterschießen. Ins Elfmeterschießen ging es diesmal auch - mit dem Happy End für Italien

Italiens Bonucci knackt Rekord von Eintracht-Legende.

Leonardo Bonucci hat am Sonntagabend als ältester Spieler in der Fußball-Geschichte ein Tor in einem EM-Finale erzielt und Bernd Hölzenbein, Legende von Eintracht Frankfurt, als Rekordhalter abgelöst. Der italienische Innenverteidiger traf gegen England im Londoner Wembleystadion in der 67. Minute zum 1:1-Ausgleich. Wie die Europäische Fußball-Union (UEFA) bestätigte, löste Bonucci mit seinen 34 Jahren und 71 Tagen Hölzenbein (30 Jahre, 103 Tage) als "Finaltor-Oldie" ab, der 1976 in der Nacht von Belgrad bei der deutschen Niederlage gegen die Tschechoslowakei zum zwischenzeitlichen 2:2 getroffen hatte. Italiens Kapitän Giorgio Chiellini (36) ist zudem der bislang älteste Mannschaftsführer in einem EM-Finale.

 

VOX News Südtirol / red