In dem am Freitag (9. September) veröffentlichten AFI-Zoom Nr. 67 analysiert das AFI | Arbeitsförderungsinstitut den Zusammenhang zwischen Einkommensniveau und Lebensalter der Steuerzahlenden und wirft einen Blick auf die Entwicklung der Einkommensunterschiede im Lebensverlauf. Informationsgrundlage bilden die Steuererklärungen, welche die Südtiroler im Jahr 2021 für das Steuerjahr 2020 eingereicht haben. Das AFI stellt die Analysen nach Altersklasse, Geschlecht und Steuerzahler-Typ aufgeschlüsselt bereit.
Es sei erwähnt, dass sich die Daten der Kurzstudie auf einen Zeitraum beziehen, in dem das Bruttoinlandsprodukt stark eingebrochen war (real -9,0 % (ASTAT, 2021)), sowie dass allgemein 2020 stark von der Covid-19-Pandemie und den diesbezüglich ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen geprägt war.
2021 wurden in Südtirol exakt 419.131 Einkommenserklärungen abgegeben. Die erklärte Brutto-Einkommenssumme beläuft sich auf insgesamt 10,4 Mrd. €, was einem Durchschnittswert von 24.766 € brutto im Jahr pro Steuerzahler entspricht. Aus den Auswertungen erschließt sich, dass das höchste Durchschnittseinkommen in den letzten Berufsjahren – genau genommen in der Altersklasse von 60 bis 64 Jahren – erzielt wird (im Schnitt sind es 32.311 €). Danach beginnt sich das Pro-Kopf-Einkommen der Südtiroler Steuerzahlenden wegen des Renteneintritts deutlich zu verringern.
Der Gini-Index misst den Grad der Gleichverteilung: der Wert 1 bezeichnet den Zustand der vollkommenen Ungleichverteilung, der Wert 0 hingegen jenen der perfekten Gleichverteilung. Die Analyse zeigt, dass der Index ab der Altersklasse von 30 bis 34 (Gini-Index: 0,376) mehr oder weniger kontinuierlich ansteigt und seinen Höchstwert in der Altersklasse von 65 bis 69 (Gini-Index: 0,466) erreicht. Mit fortschreitendem Alter und der differenzierten Entwicklung der Berufslaufbahnen nimmt somit auch die Ungleichheit zu. Die Altersgruppe mit der höchsten gemessenen Ungleichverteilung ist jene der 65- bis 69-Jährigen, weil viele der Steuerzahler in diesem Alter bereits im Ruhestand sind, während andere noch weiterarbeiten. Der Renteneintritt hat eine ausgleichende Wirkung auf die Umverteilung, weshalb sich die Altersklassen nach dem Renteneintrittsalter auch durch eine gleichmäßigere Verteilung des Einkommens auszeichnen.
Bei der Einkommensprogression sind Frauen im Vergleich zu Männern im gesamten Lebensverlauf benachteiligt. Die Schere öffnet sich bereits ab dem Alter von 30 und klafft immer weiter auseinander, bis sie in der Altersklasse von 65 bis 69 ihren Höhepunkt erreicht: Dort verdienen die Männer im Schnitt im Jahr 15.600 € brutto mehr als Frauen.
Bei den Arbeitnehmern steigen die Durchschnittseinkommen im Laufe des Lebens mäßig, aber stetig. Ab dem Alter von 55 nimmt die Gesamtzahl der Steuerzahler drastisch ab, das Durchschnittseinkommen steigt aber weiter. Offensichtlich bleiben einige Beschäftigte noch aus Arbeitseifer, auf persönlichen Gründen oder einfach nur finanziell bedingt im Erwerbsleben tätig.
Die Selbständigen zeichnen sich im Vergleich zu den Arbeitnehmern durch eine stärkere Einkommensprogression in den jüngeren Altersklassen aus. Ab der Altersgruppe von 45 bis 49 folgt eine gewisse „Plateaubildung“. Die Ungleichverteilung der Einkommen ist bei den Selbstständigen über den gesamten Lebenszyklus höher als bei den Arbeitnehmern und tendenziell in den Jahren vor dem Renteneintritt am höchsten.