Ein großer Kleinverleger in Meran

Hommage an Vanni Scheiwiller

Die Ausstellung “Make It New – Ezra Pound im Wirbelsturm der Moderne“ wurde am 6. Januar geschlossen, wird aber ein letztes Mal am Abend des 19. Januars 2023 für das Publikum geöffnet. Dank der Bereitschaft von Siegfried de Rachewiltz und Elfi Prinnegg wurde es nämlich ermöglicht, eine Finissage als „Hommage an Vanni Scheiwiller – Ein großer Kleinverleger in Meran“ zu veranstalten. Vanni Scheiwiller, von dem auch ein Teil der Ausstellung im Palais Mamming handelt, hatte nämlich eine enge, dauerhafte Beziehung zu Meran und der Brunnenburg, da er der Hauptdarsteller zahlreicher kultureller Veranstaltungen am Passerufer war.

Giovanni Scheiwiller and Vanni Scheiwiller

Vanni Scheiwiller wurde am 8. Februar 1934 in Mailand geboren. Sein Vater war der Buchhändler und Verleger Giovanni Scheiwiller, seine Mutter Artemia Wildt die Tochter des berühmten Bildhauers Adolfo Wildt. Die Familie väterlicherseits, die seit dem 19. Jh. in Mailand wohnte, stammte ursprünglich aus dem Kanton Sankt Gallen in der Schweiz. Giovanni war Direktor der Buchhandlung Hoepli und ab 1925 als Verleger tätig. Seine Bände wurden ab 1936 unter der Marke „All’Insegna del Pesce d’Oro“ (Im Zeichen des goldenen Fisches) herausgegeben, nach einem Mailänder Gasthaus in der Via Pattari benannt, das von den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde und in dem er sich mit Künstler- und SchriftstellerfreundInnen sowie anderen Intellektuellen traf. 1951 schlug Giovanni Scheiwiller seinem Sohn Vanni – damals noch ein Gymnasiast – vor, die Führung und Verantwortung für dieses Verlagshaus zu übernehmen. Es war der Beginn eines bedeutenden Kulturabenteuers, das Vanni Scheiwiller mit unerschöpflicher Hingabe und äußerster Sorgfalt, ohne Unterbrechungen, mit allen Mitteln, über die er verfügen konnte, bis zu seinem Tod im Jahr 1999 weiterführte. „All’Insegna del Pesce d’Oro“ blieb als Marke mit der Dichtung und Kunst verbunden: Die meist kleinformatigen Büchlein wurden sehr berühmt. Vanni Scheiwiller kümmerte sich nicht nur um seinen Verlag, sondern auch um Beratungen im Verlegerbereich und um Kunstrubriken für verschiedene Zeitschriften. 1977 gründete er einen zweiten Verlag namens „Libri Scheiwiller“, der dank Auftraggebern aus dem Bankwesen namhafte Bücherreihenveröffentlichte. Sein Haus in Mailand wurde zum Treffpunkt für KünstlerInnen, DichterInnen, Intellektuelle und SchriftstellerInnen verschiedener Generationen.

Vanni Scheiwiller gehörte auch zur vordersten Front der Intellektuellen, die sich für die Befreiung von Ezra Pound Ende der 1950er Jahre einsetzten und dadurch 1958 dessen Übersiedlung in die Brunnenburg zu seiner Tochter Mary ermöglichten. Vanni Scheiwiller gehört außerdem zu den Hauptfiguren zahlreicher Ausstellungen, die in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre und in den 1960er Jahren in Meran abgehalten wurden. Seine Ausgaben von „All’Insegna del Pesce d’Oro“ lieferten dafür zahlreiche Kataloge, die heute begehrte Sammlerobjekte darstellen und auch in unserer Ausstellung im Palais Mamming zu finden sind. Sogar eine der ersten Ausstellungen des Bildhauers Eduard Habicher haben wir Vanni Scheiwiller zu verdanken. Sein Werk, das nicht von ungefähr den Namen „Pesce d’Oro“ trägt, ist am Abend des 19. Januars noch einmal zu sehen, wenn wir von Siegfried de Rachewiltz und Elfi Prinnegg ihre wertvollen Erzählungen über die Bekanntschaft mit Vanni Scheiwiller zu hören bekommen: ein diskreter Akteur, der aber über viele Jahre aus dem kulturellen Leben Merans nicht wegzudenken ist.

VOX News Südtirol / fa