Jahrelange Recherchen und ein einzigartiger Fundus an bisher kaum bekannten Dokumenten und Briefen geben einen unmittelbaren und ungeschönten Einblick in die Alltagsgeschichte der deutschsprachigen Südtiroler der Zwischenkriegszeit und des Zweiten Weltkrieges. Im Mittelpunkt des Buches steht die Lebensgeschichte von Stefan Valentinotti aus Bozen, der wegen seiner Schriften gegen Hitler und Mussolini und für sein Manifest "Freistaat Südtirol" vom NS-Gerichtshof zum Tode durch die Guillotine im Zuchthaus Brandenburg-Görden verurteilt wurde.
Über die Geschichte des von Österreich abgetrennten und Italien zugeschanzten südlichen Teiles von Tirol liegt vieles noch im Dunkeln der Vergangenheit oder Verschwiegenheit. Hauptsächlich das, was in die Gegenwart hineinwirken könnte.
Günther Rauch, einer der besten Kenner der "schwarzen" und "braunen" Jahre, zeichnet anhand des Lebensweges der Geschwister Valentinotti aus Bozen die schweren Wunden nach, welche Krieg und Totalitarismus in Südtirol aufgerissen haben. Karl Valentinotti, gewesener Kaiserjäger, wurde als Handelsagent von den Schwarzhemden seit 1923 als "subversives pangermanistisches Element" von den italienischen Geheimdiensten ständig beschattet. Maria und Stefan Valentinotti
wurden 1944, weil sie Südtiroler waren, von unterschiedlicher Hand gequält und ermordet: Maria wurde von stalinistisch-kommunistischen Partisanen geschändet und in Zopodn erschossen. Ihr Bruder Stefan, ein Russland-Spätheimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg, überzeugter Hitler- und Mussolinigegner und leidenschaftlicher Befürworter eines "Feistaates Südtirol", erfuhr davon im NS-Zuchthaus von Brandenburg-Görden wenige Tage vor seiner Hinrichtung mit dem Fallbeil. Seine letzten Worte waren: "… ich hoffe, dass unser Tun und Schaffen durch so viele Jahre hindurch in unserer Heimat Südtirol für das Deutschtum nicht umsonst gewesen sind."
Günther Rauch
Jahrgang 1951, war langjähriger Vorsitzender des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes in Südtirol, Mitglied des Bundesvorstandes der Confederazione Generale Italiana del Lavoro (CGIL) in Rom und Mitarbeiter des Europäischen Gewerkschaftsbundes. Von 1993 bis 1997 war er Geschäftsführer der Fachgruppen und von 1998 bis 2003 Vizedirektor des Verbandes für Kaufleute und Dienstleister. Günther Rauch veröffentlichte Studien über die Handelswirtschaft und das Nahrungsmittelhandwerk sowie zahlreiche Forschungsarbeiten und Aufsätze über die Südtiroler Sozial- und Arbeiterbewegung. 2001 verfasste er die vielbeachtete Streitschrift "Einkauf auf der grünen Wiese. Gefahr für den Südtiroler Einzelhandel". Er ist Autor der Tirolensie Bozner Obstplatz, von zwei Büchern über Italiens vergessenes Konzentrationslager "Campo d’Isarco" in Blumau und das brillante Werk Vergessene Geschichte. Der Publizist lebt in Vilpian bei Terlan.
Die Buchvorstellung findet am 23. Oktober 2020 um 19 Uhr im Kultursaal St. Michael/Eppan statt. Aufgrund der Corona Regeln ist nur eine beschränkte Zulassung möglich. Eine Anmeldung zur Veranstaltung ist zwingend erforderlich. Es sprechen: Anton Fischnaller (Moderation), Athesia-Tappeiner Verlag; Maximilian Schmid, Schützenhauptmann von Eppan; der Bürgermeister von Eppan; Luis Walcher, derzeit Vizebürgermeister von Bozen; Dr. Luis Durnwalder, Altlandeshauptmann von Südtirol; PA Dr. Alfed Gusenbauer, Altbundeskanzler der Republik Österreich; Günther Rauch, Autor; Dr. Margareth Lun, Historikerin und Dr. Stephan Leitner, Programmleiter Athesia-Tappeiner Verlag.
Die öffentliche Begleitveranstaltung findet am 23. Oktober 2020 um 18 Uhr am Rathausplatz in Eppan statt. Landesüblicher Empfang des Altbundeskanzlers der Republik Österreich, PA Dr. Alfred Gusenbauer – in Begleitung von Dr. Luis Durnwalder, Landeshauptmann a. D. und den Vertretern der Gemeinde Eppan – durch den Schützenbezirk Bozen mit Major Lorenz Puff an der Spitze und der Bürgerkapelle
St. Michael/Eppan.