Geradezu explodierende Lebenshaltungs- und Wohnkosten, ungleiche Steuergesetzgebung, prekäre Arbeitsverhältnisse und Lohndumping führten dazu, dass ein immer größerer Teil der Bevölkerung von ihrer Hände Arbeit nicht mehr würdevoll leben könne. Die Politik der letzten Jahrzehnte habe es verschlafen, auf diese Herausforderungen zu reagieren und versucht, die gröbsten Ungleichheiten durch Subventionen und Beihilfen aufzufangen, anstatt die Ursachen dieser Ungleichheit wirkungsvoll zu bekämpfen.
Es fehlten – und das zeigt sich in der aktuellen Krise überdeutlich – Konzepte, um längere Zeiten von Verdienstausfällen zu kompensieren. Menschen, die Familien zu ernähren, Mieten- und Darlehnsraten zu bezahlen hätten, stünden folglich oft schutzlos da. Besonders betroffen davon seien derzeit Saisonangestellte, die wegen der Krise keine Anstellung finden und bisher Arbeitslosengeld bezogen; sie stünden plötzlich ohne finanzielle Absicherung da.
Die Bedingungen am Arbeitsmarkt hätten sich bereits vor der Pandemie grundlegend geändert. Heute seien 40 Jahre Dienstzeit mit derselben Tätigkeit und am selben Arbeitsplatz nicht mehr üblich. Durch die Corona-Krise hätte sich diese geänderten Bedingungen nochmals verstärkt. Daher brauche es Initiativen, welche die Umorientierung und Umschichtung erleichtern. Fortbildungen und Umschulungen auf dem zweiten Bildungsweg müssten intensiv gefördert werden, damit den Arbeitstätigen, ob angestellt oder selbstständig, eine Umorientierung erleichtert wird. Auch hier müsse Südtirol Menschen, die sich aus unterschiedlichsten Gründen beruflich umorientieren (müssen), Verdienstausfälle über einen längeren Zeitraum ausgleichen.
Die Rechte und Absicherungen, welche im letzten Jahrhundert von der Arbeiterschaft erstritten worden seien, gelte es natürlich zu verteidigen. "Doch wir müssen heute – und das nicht nur am 1 . Mai - dafür kämpfen, dass 'die da oben' wieder ihren fairen Beitrag zum Wohle der Gesellschaft leisten; dafür kämpfen, dass die Politik wieder die Interessen der Bevölkerung über jene der Lobbyisten stellt; dafür kämpfen, dass wieder jede/jeder mit einer Vollzeitarbeit würdevoll leben kann. Wir werden, und das nicht nur am 1. Mai, diesen Kampf führen müssen – für unsere Gesellschaft und unsere gemeinsame Zukunft", so die Grünen abschließend.