Feuernacht 1961

Grüne Fraktion: "Sechzig Jahre danach"

Sechzig Jahre seien seit der sogenannten "Feuernacht" vergangen und für die Nachgeborene stelle sich die Frage, ob es ein Datum des Feierns oder eher des Gedenkens ist, so Felix von Wohlgemuth, Co-Sprecher der Grünen, in einer Presseaussendung.

Sechzig Jahre seien seit der sogenannten "Feuernacht" vergangen und für die Nachgeborene stelle sich die Frage, ob es ein Datum des Feierns oder eher des Gedenkens ist, so Felix von Wohlgemuth, Co-Sprecher der Grünen

"Für mich persönlich ist es ein mahnender Gedenktag. Wie schnell hätte der von einigen eingeschlagene Weg ins totale Verderben führen können und welches Leid hat bereits diese Eskalation über viele Menschen in unserem Land gebracht; auf allen Seiten der damals noch starren ethnischen Grenzen", so Wohlgemuth.

"Es ist für uns, die Nachgeborenen, nicht einfach, die Taten der Menschen von vor 60 Jahren zu beurteilen. Sicher ist, dass damals aus Verzweiflung und mangelnder Perspektive für einige der Weg der Anschläge der einzig gangbare schien. Aber es gab sie auch bereits damals, die vernünftigen und weitsichtigen Menschen, die eben diesen Weg der Gewalt klar und offen abgelehnt haben", so der Co-Sprecher der Grünen Fraktion.

Zwar habe die Kriegsgeneration um Sepp Kerschbaumer den Schutz von Menschenleben zur obersten Maxime erklärt, doch - wie immer, wenn auf Gewalt als Lösung gesetzt wird - habe die Eskalation des Konfliktes bald den ersten Blutzoll gefordert: durch einen Staat, welcher demokratisch noch nicht gefestigt gewesen war und mit Gewalt und Folter reagierte, durch unbeabsichtigte Explosionen, welchen Unschuldige zum Opfer fielen und schließlich durch die Verblendeten, welche im Guerillakampf mordeten.

"Wir dürfen nicht vergessen – und auch das ist für mich eine Lehre aus dieser 'Feuernacht' – wohin das Scheitern des politischen Dialoges führen kann, nämlich zu Gewalt. Ebenso dürfen wir nicht vergessen, was mit der 'Feuernacht' erreicht werden sollte: Nicht die Autonomie, sondern eine gewaltsame Konfrontation zwischen den Sprachgruppen, eine Art Bürgerkrieg als Weg hin zur erhofften Selbstbestimmung. Es war ein falscher Weg", schlussfolgert Felix von Wohlgemuth. 

"Wir Südtiroler/innen - deutschsprachige, italienischsprachige, ladinischsprachige und natürlich auch die mehrsprachigen – haben es wohl nur glücklichen Fügungen und mutigen Menschen zu verdanken, dass unser Land nicht in einen blutigen Bürgerkrieg wie in Nordirland, dem Baskenland oder schlimmer noch, wie auf dem Balkan, abgerutscht ist. Diese Bürde ist uns, den Nachgeborenen erspart geblieben", meint der Co-Sprecher der Günen Fraktion.

Die historische Auseinandersetzung mit den damaligen Geschehnissen sei und bleibe wichtig für das Verständnis unserer eigenen Identität. Aber es wäre falsch, die damaligen Akteure auf einen geschichtlichen Altar zu stellen, um dann jegliche kritische Auseinandersetzung mit der damaligen Zeit als Hochverrat abzustempeln.

"Die Mütter und Väter unserer Autonomie, deutsche, italienische und ladische, haben damals zum Glück erkannt, dass sich die Probleme unseres Landes nur im Dialog und mit Vertrauen lösen lassen - nicht mit Sprengstoff und Blutvergießen", so der Grüne Co-Sprecher abschließend.

VOX News Südtirol / nb