Greta allein im Zug. Ein Fauxpas der Umweltaktivistin?

Seit Samstag geistert ein Bild von Greta Thunberg durchs Netz. Ein Twitter-Post zeigt, wie die 16-Jährige in einem angeblich völlig überfüllten ICE keinen Platz findet und auf dem Boden sitzt. Wahr ist aber, wie die Pressestelle der Deutschen Bahn AG ebenso auf Twitter mitteilt, dass die Umweltaktivistin jedoch zumindest zeitweise und einen Teil ihrer Reise in der ersten Klasse gefahren ist. VOX NEWS Südtirol hat die Faktenlage und den offensichtlichen PR-Fauxpas der Umweltaktivistin recherchiert. Greta Thunberg ist innerhalb eines Jahres von einem unbekannten Mädchen zu einer Weltberühmtheit geworden. Vor allem ist sie die Ikone einer ganzen Bewegung: Die Umweltaktivistin Greta Thunberg hat im Alter von gerade einmal 16 Jahren einen weltweiten Protestzug von Schülern ausgelöst. Jeden Freitag protestieren in rund 100 Ländern hunderttausende Jugendliche und junge Menschen für den Klimaschutz. Auch in Südtirol wurde in diesen Jahr schon fleißig demonstriert. [caption id="attachment_18156" align="aligncenter" width="704"] Greta Thunberg - Schulstreik fürs Klima[/caption] Der Aufruf der Klimaaktivisten ist inzwischen auch in der Politik angekommen. So will beispielsweise die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Europa bis 2050 zum ersten "klimaneutralen Kontinent" machen. Deshalb und insbesondere für ihre polarisierenden Auftritte vor den Vereinten Nationen oder beim Weltwirtschaftsforum in Davos ist die 16-Jährige für viele ein Vorbild, manche hatten sogar die Hoffnung, dass ihr der diesjährige Friedensnobelpreis verlieren wird. Daraus wurde bekanntlich nichts. Bekommen hat sie aber Ende September immerhin, mit drei anderen verdienten Preisträgern, den in Stockholm vergebenen "Right Livelihood Award", auch bekannt als "Alternativer Nobelpreis". Wird Greta von den einen verehrt wie ein Popstar, gibt es aber auch zahlreiche Menschen, die ihr Engagement nicht schätzen. Kritiker werfen ihr vor, dass es übertrieben sei, dass eine Jugendliche, die die komplizierten wissenschaftlichen Zusammenhänge des Klimawandels gar nicht durchdrungen haben könne, vom Papst empfangen wird und unter den Augen der Weltöffentlichkeit einflussreichen Politikern die Leviten lesen darf. Außerdem, so die Kritiker, werde Greta von der Fridays-for-Future-Bewegung instrumentalisiert und gelenkt. Auch ihren medienwirksamen Segel-Törn von Großbritannien zum UN-Klimagipfel nach New York halten Greta Thunbergs Kritiker für eine Promotion-Aktion und kontraproduktiv, da die Logistik für die Fahrt mehr Transatlantikflüge mit mehr CO2-Ausstoß nötig macht als normale Flüge in der Linienmaschine. Wie dem auch sei, mit einem der jüngsten Posts auf Twitter scheint sich die 2003 in Schweden als Tochter einer Opernsängerin und eines Schauspielers geborene Greta Thunberg selbst keinen all zu großen Gefallen gemacht haben. Was war passiert? Umweltaktivistin Greta Thunberg hat am Samstag ein Bild aus einem angeblich überfüllten ICE in den sozialen Medien gepostet. Auf dem Bild ist zu sehen, wie Greta Thunberg mit ihren Koffern auf dem Gang sitzt und aus dem Fenster sieht. Dem Bild fügt sie hinzu. "Unterwegs in überfüllten Zügen durch Deutschland" und ergänzte "Ich bin endlich auf dem Heimweg!" Schnell ging der Post viral - und direkt gab es massive Kritik für die Deutsche Bahn. Die Pressestelle des Konzern reagierte natürlich umgehend. Zuerst antwortete die Deutsche Bahn verhalten und schrieb: "Wir wünschen Greta eine gute Heimfahrt. Und arbeiten weiter hart an mehr Zügen, Verbindungen und Sitzplätzen." Wenig später meldete sich der Konzern via Twitter erneut zu Wort. "Liebe #Greta, danke, dass Du uns Eisenbahner im Kampf gegen den Klimawandel unterstützt! Wir haben uns gefreut, dass Du am Samstag mit uns im ICE 74 unterwegs warst. Und das mit 100 Prozent Ökostrom", schreibt die Pressestelle auf dem Kurznachrichtendienst. Und weiter: "Noch schöner wäre es gewesen, wenn Du zusätzlich auch berichtet hättest, wie freundlich und kompetent Du von unserem Team an Deinem Sitzplatz in der Ersten Klasse betreut worden bist." Einer weiteren Mitteilung der Bahn zufolge reiste Thunberg von Frankfurt nach Hamburg - zwischen Kassel und Hamburg auf einem Sitzplatz in der Ersten Klasse. Dies hätten Recherchen zum Reiseverlauf ergeben. Am Sonntagnachmittag reagierte Thunberg mit einem eigenen Tweet auf die Statements der Bahn. Ihr Zug von Basel aus sei ausgefallen, weshalb sie im Anschluss in zwei verschiedenen Zügen auf dem Boden gesessen habe, schrieb sie. Hinter Göttingen habe sie schließlich einen Sitzplatz erhalten. "Das ist natürlich kein Problem und ich habe niemals gesagt, dass es eines wäre." Sie konnte der Situation auch etwas Positives abgewinnen: "Überfüllte Züge sind ein großartiges Zeichen, weil das bedeutet, dass die Nachfrage nach Bahnreisen groß ist", twitterte sie. Der Faktencheck: Tatsache ist aber auch, dass Greta Thunberg die Strecke von Basel (Abfahrt um 10:53) bis Göttingen (Ankunft 15:38) ohne Sitzplatz im ICE verbringen musste. Erst ab Göttingen hatte sie bis Hamburg (Ankunft 17:35) dann einen reservierten Platz (sogar in erster Klasse). Greta Thunberg muss sich zu Recht Kritik gefallen lassen, ihre Außenkommunikation nicht "ganz vollständig" zu gestalten. Und die Deutsche Bahn darf Kritik einstecken, und zwar zur Frage, wieso schon wieder einmal eine Zugverbindung bei der Deutschen Bahn ausgefallen ist. Wenn es anders gewesen wäre, hätte Greta Thunberg ja von Beginn der Reise einen Sitzplatz gehabt.