Neue Technologien

Geisterautos und digitaler Arzt - wie sieht unsere Zukunft aus?

Wer sich jetzt vorstellt, dass rote freche "Autolen" in der Stadt kursieren, aber keiner fährt sie, wer vor sich humanoide Roboter sieht, die mir mehr oder weniger galant das Wasser reichen, wenn ich im Krankenhaus liege, der ist mit seiner Phantasie gar nicht weit von dem entfernt, was sich in den nächsten Jahren an technologischen Neuerungen in Europa durchsetzen wird, und auch wenn Südtirol diesbezüglich noch dahindöst, wird es aufwachen müssen und sich mit den zukünftigen technologischen Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen auseinandersetzen. Gerade in den nächsten Jahren werden neue Technologien einen Quantensprung machen, und ehe man sich`s versieht, ist man mittendrin in der Zukunft. Gut, wenigstens ansatzweise zu wissen, was uns erwarten wird.

Nur noch ein Katzensprung bis zum reellen Einsatz. In Deutschland sollen von 2022 an autonome Fahrzeuge auf Straßen rollen.

Von Karin Renee Egger

Autonomes Fahren ist bereits Realität: selbstfahrende Autos und Busse gibt es schon. Hochautomatisierte Autos wurden bereits auf die Straße entlassen. Auch völlig autonomes Fahren ist technisch bereits möglich und dürfte über kurz oder lang auch im öffentlichen Verkehr erlaubt sein. Wir gehen hochtechnologisierten Zeiten entgegen, ob in der Mobilität, im maschinellen Arbeitsbereich, in der Landwirtschaft oder in der Sanität. Laut Gartner-Institut, der Top-Researcher für Entwicklungen in der IT, war die Hyperautomatisierung bereits in diesem Jahr eine der wichtigsten strategischen Technologietrends. Zu verstehen ist darunter die Möglichkeit, Arbeitsschritte vollständig zu automatisieren. In aller Munde ist derzeit auch die "Künstliche Intelligenz", das Automatisieren intelligenten Verhaltens und des maschinellen Lernens. Wer zu Hause eine Alexa hat, weiß, welche Fortschritte das Mädchen in der letzten Zeit gemacht hat.

"Von 'echter' Künstlicher Intelligenz werden wir auch 2021 sicher noch ein paar Entwicklungsjahre entfernt sein", äußert sich Rüdiger Hoffmann, Geschäftsführer und Digitalisierungsspezialist bei der valantic-Tochter ERP Consulting gegenüber dem IT-Portal it-daily.net. "Viele Unternehmen setzen aber bereits auf Vorläufer der KI wie die Robotic Process Automation, um einfache derzeit noch manuelle Arbeitsabläufe auf Basis von Algorithmen und Regelwerken zu automatisieren", so Hoffmann weiters. Eine Sonderstellung kommt dabei dem Brain-Computer-Interface zu, der die Signale des menschlichen Gehirns erfasst, analysiert und übersetzt, um Maschinen zu steuern. Übersetzt heißt das: ich steuere einen Maschine mit meinen Gedanken. Roboterarme können damit laut it-daily.net präziser als je zuvor gesteuert werden und Patienten helfen, Einschränkungen im Sprechen oder in der Bewegung zu überwinden. Überflüssig zu sagen, dass die Anwendungsbereiche dieser beeindruckenden Technologie unsere Vorstellungsvermögen derzeit noch überschreiten.

Wenn nun der eine oder andere Südtiroler Halbschläfer denkt, ja, das ist aber woanders, nicht bei uns, dann ist es Zeit für ihn, in die Gänge zu kommen. Südtirol ist nicht das Mittelalter, sondern das Herz Europas. Paul Köllensperger vom Team K hat sich letzthin gerade mit diesem Thema befasst und kürzlich beim Landtag einen Beschlussantrag eingereicht, bei welchem es darum geht, ein Hearing des Landtags mit Experten aus der Zukunftsforschung zu organisieren, mit besonderem Fokus auf die neuen Technologien und die digitale Transformation - kurz gesagt, Experten ins Land zu holen, die Politik und Wirtschaft darüber informieren, was Südtirol technologisch bald schon blühen wird - damit eine gute Vorbereitung auf diese Neuerungen, die es mit hundert prozentiger Sicherheit geben wird, möglich ist. "Die Politik muss ihre Digitalkompetenzen aufrüsten", sagt Paul Köllensperger. "Wir müssen Vorkehrungen treffen und jetzt die Regeln dafür schreiben, sonst werden die neuen Technologien die Regeln für uns festsetzen und uns in der Hand haben." - eine gespenstische Vorstellung. Wird beispielsweise jetzt der Bau eines Krankenhauses geplant, müsste die zukünftige Technik bereits eingeplant werden. Die Straßen in den Städten würden ganz anders aussehen als jetzt und Freiräume entstehen, die neu verplant werden könnten. Automatisierungsprozesse würde es auch in Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung geben - momentan, da in dieser zum Teil nicht einmal das "Bassanini-Gesetz" vom Mai 1997 richtig angewandt wird, Sience Fiction…

Auch Unternehmen und Betriebe, ebenso die öffentliche Verwaltung müssten sich auf einen Riesenschritt in der Technologisierung gefasst machen. Paul Köllensperger sieht diese Tendenz mit Risiken behaftet, aber auch von einem positiven Standpunkt aus: "Einen Stempel aufdrücken kann auch eine Maschine. Es würden Arbeitskräfte frei werden, die wir dort einsetzen könnten, wo der Mensch unersetzbar ist." Dazu gehören z.B. Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, alle Arbeiten im zwischenmenschlichen Bereich, sogar Künstler würden wieder mehr Wertschätzung erfahren und könnten bezahlt werden.

Neben dem Sanitätsbereich - vom "autonomen Pflegewagen" bis zu "digitaler Pflegehilfe" im eigenen Zuhause - wird laut it-daily.net auch die Forschung und Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen durch neue KI-Algorithmen und höchste Rechenleistungen deutlich beschleunigt werden. Und - Südtiroler Landwirte aufgepasst: auch die Landwirtschaft wird "datenintelligent". Heue werden digitale Technologien der neuen Generation in der Landwirtschaft laut it-daily.net über den gesamten Produktionsprozess bis hin zum Einzelhandel eingesetzt. Neuartige Sensoren würden bei der Gewinnung von Echtzeitdaten aus der Landwirtschaft eingesetzt. Big-Data-Analysen und KI würden die Verarbeitung großer Mengen an landwirtschaftlichen Daten beschleunigen. Landwirte könnten Pflanzen überwachen, Präzisionszucht betreiben und Ressourcen nach Bedarf zuweisen. Darüber hinaus würden Technologien wie 5G, IoT und Blockchain genutzt, um den Transport von landwirtschaftlichen Produkten zu kontrollieren und zu verfolgen, um deren Sicherheit und zuverlässige Lieferung zu gewährleisten. Mit diesen digitalen Technologien wäre die Landwirtschaft etwas weniger stark von den natürlichen Gegebenheiten abhängig.

Die neuen Technologien sind nicht mehr hinter den Bergen bei den sieben Zwergen, sie haben bereits einen Fuß in unsere Stuben gesetzt. Untertauchen hilft nicht. Auseinandersetzung damit ist von der Politik und der Wirtschaft gefragt, aber auch von der Bevölkerung. Wenn wir uns mit dem Gespenst konfrontieren, macht es uns keine Angst mehr, und wir können unserer technologischen Zukunft positiv entgegen sehen.

VOX News Südtirol / Karin Renee Egger