Kampagne "Technikerinnen-Tour"

Frau Ingenieurin: Technische Berufe bei Frauen

91 Frauen sind Mitglied in der Ingenieurkammer Bozen und die Zahl wächst stetig. Silvia Santagati, Ratsmitglied der Ingnieurkammer Bozen: "Immer mehr Frauen wählen den Ingenieursberuf. Aber wir müssen weiter an der Gleichstellung der Geschlechter arbeiten." Wnet-networking women: "Quote soll auch in Expertengruppen steigen"

Frauen und Technik sind in den Köpfen der Öffentlichkeit oftmals noch Begriffe, die sich nicht vereinbaren lassen. Doch in Südtirol gibt es immer mehr Frauen, die sich für einen technischen Beruf entscheiden und sich durch Professionalität und fundiertes Know-how profilieren. Darunter befinden sich zahlreiche Berufe, die historisch bisher als Männerdomäne angesehen wurden. Nichtsdestotrotz erfreut sich das Land an immer mehr Architektinnen, Geometerinnen, Entwicklerinnen, Forscherinnen und natürlich auch Ingenieurinnen.

Ein Abbild dieser Entwicklung liefert unter anderem die Ingenieurkammer Bozen: Aktuell zählt die Kammer 91 eingeschriebene Ingenieurinnen bei 1.375 Mitgliedern, was einer Quote von 6,6 % entspricht. Und erst letztes Jahr haben sich wieder drei Frauen für eine Mitgliedschaft in der Kammer entschieden. Eine nach wie vor überschaubare Zahl, aber dennoch ein Wink mit dem Zaunpfahl, der aufzeigt, welche Richtung diese Entwicklung in Zukunft einschlagen wird und soll. Um diesen Prozess weiterhin voranzutreiben, gilt es jedoch zunächst, geschlechtsspezifische Stereotypen, die unser Gesellschaftsbild prägen, auszumerzen.

So sieht es auch Silvia Santagati, Ratsmitglied der Ingenieurkammer Bozen: "Wie aus einer Pressemitteilung des Nationalrats der Ingenieure CNI vom Februar 2020 hervorgeht, schreiben sich immer mehr Frauen in die Kammer ein. Momentan liegt die Frauenquote bei den Mitgliedern auf nationaler Ebene bei 15,7 %, etwas mehr als noch 2019. Nichtsdestotrotz liegt die Beschäftigungsquote bei männlichen Diplomingenieuren bei 83 %, bei Diplomingenieurinnen bei 74 %. Außerdem darf auch das Lohngefälle nicht außer Acht gelassen werden: Die sogenannte 'Gender Pay Gap' weist im Beruf und im wissenschaftlichen Bereich immer noch 29 % auf."

Von der Schule bis zur Politik

Dabei bedient man sich mehrerer Mittel, um die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren: Man bietet Nachrichten und Situationen mit weiblicher Beteiligung mehr Aufmerksamkeit und Visibilität. Außerdem erwartet man sich auch eine Reaktion der Politik, die Frauen aus verschiedenen Berufsgruppen öfters in Kommissionen berufen oder in Arbeitsgruppen integrieren soll. Und wie so oft spielt auch in diesem Fall die Bildung der Kleinsten eine gewichtige Rolle: In den Grund- und Mittelschulen müssten Geschichten rund um Frauen in technischen Berufen mehr Platz im Lehrplan finden, sodass Klischees im Keim erstickt werden. Zumal so ein Anreiz für Mädchen entsteht, eine technische Laufbahn unvoreingenommen einzuschlagen.  

Eine Tour durch die Welt der Unternehmerinnen

Um Frau in technischen Berufen an den Mann zu bringen, hat das Netzwerk wnet - networking women und der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen die Kampagne "Technikerinnen-Tour" lanciert. Im Zuge dieser Kampagne wird eine Tour durch Unternehmen, die von Frauen geführt werden, organisiert, um diese der Öffentlichkeit vorzustellen.  

Außerdem will man mit der Kampagne die Wichtigkeit der Eintragung ins Sachverständigenverzeichnis für die Kommissionen für Raum und Landschaft hervorheben. Denn im Anschluss an die Gemeinderatswahlen im Herbst werden aus diesem Verzeichnis die Mitglieder der Gemeindekommissionen ausgewählt. Damit soll ein höherer Anteil an Frauen in diesen Kommissionen gewährleistet werden.

"Diese Tour ist eine Bühne für Frauen in technischen Berufen und soll dazu dienen, Mädchen und junge Frauen für diese zu begeistern", unterstreicht Marlene Rinner, Mitglied in der Ingenieurkammer und Präsidentin von Wnet-networking women. "Außerdem ist eine höhere Beteiligung von Frauen in den Gemeindekommissionen ein wichtiges Signal. Ein Signal, um den öffentlichen Institutionen aufzuzeigen, wie wichtig eine höhere Frauenquote in Expertengruppen ist, die bis heute vornehmlich von Männern dominiert werden."

VOX News Südtirol / ja