Georg Gallmetzer

Flüchtlingsfrage: "Kinder, nicht in Kasernen unterbringen"

Laut Polen sind aus der Ukraine insgesamt 5 Millionen Schutzsuchende (insbesondere Frauen und Kinder) zu erwarten, welche aufgrund der durch Russland ausgelösten Kriegsereignisse in der Ukraine sich in die sichere Europäische Union retten. Bereits jetzt schon spricht die UNO von einer der größten Flüchtlingskrisen der Gegenwart. Bei einer so großen Flüchtlingswelle kann davon ausgegangen werden, dass Schutzsuchende aus der Ukraine auch nach Südtirol kommen werden. Welche Rolle kann Südtirol einnehmen? Welche Hilfe kann Südtirol für diese Geflüchteten anbieten? VOX NEWS Südtirol hat mit Georg Gallmetzer, dem Vorsitzenden der Arbeitsgruppe "Zukunft Landwirtschaft" gesprochen.

Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe "Zukunft Landwirtschaft", Georg Gallmetzer (rechts im Bild), spricht sich für eine Aufnahme von Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine aus und zwar durch jene landwirtschaftlichen Betriebe in Südtirol, welche "Urlaub auf dem Bauernhof" anbieten. Linkes Bild: Zivilisten flüchten über zerstörte Brücken aus den von russischen Streitkräften belagerten ukrainischen Städten.

VOX NEWS Südtirol: Herr Gallmetzer, welchen Beitrag können Ihrer Meinung nach in dieser außergewöhnlichen Situation die Südtirols Bauern und Landwirte leisten?

Georg Gallmetzer: Die Landwirtschaft in Südtirol kann viel leisten, denn viele Landwirte haben „Urlaub auf den Bauernhof“ mit mehreren Wohnungen. Viele Wohnungen stehen momentan leer und sind mit Küche und Waschraum ausgestattet.

VNS: Herr Gallmetzer, entsprechend Ihres Vorschlages, wenn angenommen jeder landwirtschaftliche Betrieb in Südtirol, welcher „Urlaub auf den Bauernhof“ anbietet, für die Dauer der Kriegs- und Krisenzeit in der Ukraine, ein Zimmer anbietet, was glauben sie, wie viele Geflüchtete bzw. Schutzsuchende aus der Ukraine könnten entsprechend allein über die landwirtschaftlichen Betriebe in Südtirol aufgenommen und untergebracht werden?

Georg Gallmetzer: Ich habe keine Zahlen vor mir liegen, wieviel „Urlaub auf den Bauernhof“ es in Südtirol gibt, aber ich denke man könnte einiges stemmen, wenn es notwendig ist.

VNS: Herr Gallmetzer, während der postjugoslawischen Kriege in den 1990er Jahren wurden die Flüchtlinge aus diesen Gebieten vom Regierungskommissariat in verschiedene leerstehende Kasernen untergebracht. Warum sollte es nicht diesmal auch so sein?

Georg Gallmetzer: Kleine Kinder, Jugendliche, sollte man nicht in Kasernen unterbringen. Viele sind traumatisiert. Der Urlaub auf den Bauernhof könnte den Kindern helfen den Schock leichter zu verarbeiten, da die Umgebung besser für sie ist als eine Militärkaserne. Wir brauchen keine neuen Internierungslager!

VNS: Herr Gallmetzer, abseits der tragischen Ereignisse in der Ukraine, der damit verbundenen humanitären Katastrophe, dem Leid der ukrainischen Zivilbevölkerung, welche Auswirkungen Ihrer Meinung nach werden die Kriegsereignisse auch für die Landwirtschaft in Südtirol haben? Welche Auswirkungen erwarten Sie?

Georg Gallmetzer: Dieser Krieg wird uns an die Grenzen bringen. Wir sehen es gerade an den Weizenpreisen. Die Politik kommt jetzt drauf wie wichtig die Europäische Landwirtschaft ist. Die Naivität vieler Politiker und NGOs, "sogenannte Spendenvereine", bringen uns mit ihrem Handeln in großer Gefahr. Wir sind nicht nur bei Gas und Erdöl abhängig sondern auch bei Lebensmitteln.  Landwirtschaft sollte nicht von Politik und von den NGOs benutzt werden um auf Stimmenfang zu gehen sondern sie sollte von Experten geleitet werden. Landwirtschaft ist nämlich systemrelevant und sollte deshalb so auch angesehen werden.

VNS: Vielen Dank fürs Gespräch

 

VOX NEWS Südtirol-Nachtrag:

Laut der Homepage "Roter Hahn - Urlaub auf dem Bauernhof in Südtirol" gibt es in Südtirol über 1.600 Bergbauernhöfe, Obstbauernhöfe sowie Weinbauernhöfe die "Urlaub am Bauernhof" anbieten.

VOX News Südtirol / red