Derzeit benötige das Verfahren der Direktzahlungen des Lohnausgleiches noch immer ca. 3 Monate. Laufende Kosten wie Miete, Lebensmittel etc. können aber nicht aufgeschoben werden. Arbeitnehmer/innen, die längere Zeit in Lohnausgleich seien, müssten mit starken Einkommenseinbußen rechnen. "Standards können so nicht gehalten werden. Das System der Lohnausgleichskassen ist nicht für langfristige Zeiträume ausgelegt und sollte so auch nicht angewandt werden. Da die Lebenshaltungskosten in Südtirol im italienweiten Vergleich mit Abstand am höchsten sind, sollte und kann die Provinz hier auch finanziell eingreifen und einen zusätzlichen Ausgleich für Einkommensverluste einrichten", meinen die Grünen.
Besonders gebeutelt sei der Tourismussektor. An ihm könne man die Grenzen der sozialen Absicherung ausmachen. Saisonarbeiter/innen, die aufgrund der Krise keine Anstellung finden und bisher Arbeitslosengeld bezögen, stünden jetzt ohne finanzielle Absicherung da. Es scheine sich zwar bereits eine Lösung in Rom anzubahnen, dennoch werde eine schnelle kurzfristige Lösung benötigt, anzudenken auch mit Ausgleichszahlungen des Landes. Mittelfristig seien stabile Unterstützungsmaßnahmen notwendig, damit die Saison Angestellten auch Planungssicherheit haben. Auch hier könne Südtirol eingreifen.
Anzustreben seien auf jeden Fall Ganzjahresverträge. "Momentan ist es üblich, dass nach einer Saison angereifte Restbestände an Ferien und Freistunden ausbezahlt werden und die Angestellten die Zeit bis zum nächsten Saisonbeginn mit Arbeitslosengeld überbrücken. Diese Leerzeiten werden also von allen Beitragszahler/innen abgedeckt, hier findet eine riesige Umschichtung an bezahlten Beiträgen zugunsten des Tourismussektors statt. Mittelfristig braucht es eine Umstrukturierung des Tourismussektors. Über Alternativen muss diskutiert werden. Anzudenken wäre beispielsweise eine eigene Kasse, ähnlich jener der Bauarbeiterkasse, die vom Tourismussektor getragen werden muss, damit die finanzielle Abdeckung der Leerzeiten nicht auf andere Sektoren übertragen und von denen finanziert werden. Das würde die anderen Sektoren entlasten und Druck aus dem derzeitigen Sozialsystem nehmen", so der Vorschlag der Grünen Fraktion.
Vorbeugend könne auch im Bereich der Entlassungen agiert werden. Im Moment sei ein Entlassungsstop für objektive Gründe aufrecht. Kündigungen, die trotzdem ausgesprochen würden, seien durch besondere Leistungen wie Abfindungszahlungen gedeckt. Auch nach der Krise und nach der Aufhebung des Entlassungsschutzes solle diese besonderen Leistungen für eine bestimmte Übergangszeit beibehalten werden. Um den Arbeitgeber/innen diese Kosten nicht zuzumuten, könne das Land diese Leistungen übernehmen und so die Kosten der Betriebe abfedern.
"Die Bedingungen am Arbeitsmarkt haben sich bereits vor der Pandemie grundlegend geändert. Heute sind 40 Jahre Dienstzeit beim selben Unternehmen nicht mehr üblich. Durch die Corona-Krise haben sich diese geänderten Bedingungen nochmals verstärkt. Daher braucht es Initiativen, welche die Umorientierung und Umschichtung erleichtern. Fortbildungen und Umschulungen auf dem zweiten Bildungsweg müssen intensiv gefördert werden, damit den Arbeitnehmer/innen eine Umorientierung erleichtert wird. Auch hier kann Südtirol Menschen, die sich aus unterschiedlichsten Gründen beruflich umorientieren (müssen), Verdienstausfälle über einen längeren Zeitraum ausgleichen", so die Grüne Fraktion weiter.
Das Homeoffice habe einen großen Aufschwung erfahren. In Teilen würde es auch nach der Krise beibehalten werden. Dafür seien klare Regelungen benötigt, sowohl für Unternehmen als auch für Arbeitnehmer/innen, unter anderem was die Übernahme von Kosten anbelangt. Doch auch auf lokaler Ebene müssten Akzente gesetzte werden. Homeoffice allein sei in vielen Haushalten nicht ideal, da die Räumlichkeiten zu knapp seien. "Anzudenken wären Coworking-Spaces, um dezentrales Arbeiten zu ermöglichen, hier sind vor allem die Gemeinden gefragt", sagen die Grünen.
Außerdem müsse der Ausbau des Glasfasernetzes schneller fortschreiten. Die Strategie, zuerst Handwerkerzonen anzubinden und erst dann den Rest, entspeche nicht mehr den durch die Coronakrise entstandenen Notwendigkeiten. Der Ausbauplan sei entsprechend anzupassen, denn auch private Haushalte benötigen das schnelle Internet, damit dezentralisiertes Arbeiten möglich ist.