"Katzelen" gehören seit jeher zum Südtiroler Bauernhof wie der Opferstock zum Kircheninterieur. Gerade in Zeiten neuen Nachwuchses huscht es auf den Höfen an allen Ecken und Enden, Groß und Klein, von Scheune zu Stall und Schlupfloch. So gesehen scheint es, als würden die Katzen zum Bauernhof dazugehören und dort versorgt werden, die Realität scheint jedoch oft eine andere zu sein. "Die Tiere sind weitgehend sich selbst überlassen und ihre Lebensumstände oft katastrophal", so die Tierschützer von Animals United e.V. VOX NEWS Südtirol hat sich bei einigen Bauern umgehört. "Ja, Mäuse jagen sollen die Katzen, das ihre Aufgabe. Füttert man sie zuviel oder lässt man sie sterilisieren, werden sie faul", so die Überzeugung vieler Südtiroler Bauern. Sollte eine Katze krank sein, so würde sich das ganz von allein regeln, wie von der Natur vorgesehen, und Geld ausgeben für eine Katze grenze an Absurdität, so unterm Strich die Aussagen. Unbegrenzte Fortpflanzung Ein nicht sterilisiertes Weibchen bekommt mindestens zweimal im Jahr Junge - mindestens zwei pro Wurf, aber oft mehr und bis zu sechs - ob sie will oder nicht. "Zu den gängigen Methoden, um dieser grenzenlosen Vermehrung Einhalt zu gebieten, gehört leider heute noch das Töten der Babykatzen, durch einen Schlag auf den Kopf oder Ertränken", so die Tierschützer von Animals United. Vom Kastrieren und Sterilisieren will man auch auf vielen Südtiroler Bauernhöfen scheinbar nicht viel wissen. Renate Gamper, Tierschützerin aus Tscherms, sagt: "Wenn man zu den Bauern etwas sagt, über die schlechte Haltung der Katzen, oder wegen des Sterilisieren-Lassens, weil es so viele sind, sagen sie meistens, um über jede Verantwortung drumrum zu kommen: die gehören nicht mir, sind nur zugelaufen." Und Sonja Meraner, Präsidentin des Tierschutzvereins "Südtiroler Tierparadies hilft" bringt es auf den Punkt: "Auf einem Bauernhof, der Gäste bewirtschaftet, werden die kleinen Kätzchen hergezeigt und die Kinder können damit spielen, sobald die Gäste wieder weg sind, werden sie getötet, das ist leider oft die traurige Wirklichkeit."
Sobald die Gäste wieder weg sind, werden die Kätzchen getötetSonja Meraner, Südtiroler Tierparadies hilft
Verletzungen und Krankheiten Werden Katzen nicht ausreichend gefüttert, sind sie Tag und Nacht auf Futtersuche und suchen die Felder und umliegenden Bauernhöfe ab. Die Tiere müssen sich kleine Jagdreviere teilen, da sind Revierkämpfe unausweichlich. Diese wiederum führen zu vielen Verletzungen, die unbehandelt oftmals nach qualvollen Wochen zum Tode führen. Katzenkrankheiten wie Katzenschnupfen, Durchfall, Hautausschläge oder Flöhe, Milben und Zecken erschweren den Tieren das Leben zusätzlich. Die meisten Bauernhofkatzen sind nicht geimpft und ein Gang zum Tierarzt wird oftmals als überflüssig erachtet. Nicht umsonst sind Katzen die Sorgenkinder der Südtiroler Tierschutzvereine. Sie plädieren dafür, die Sterilisation der Katzen verpflichtend zu machen und entsprechende Kontrollen durchzuführen. Landesrat Dr. Arnold Schuler sieht dieses Problem derzeit auch noch in der Verleugnung: "Und wenn der Bauer sagt, die Katzen gehören nicht ihm, wären einfach eines Tages bei ihm geblieben? Was machen wir dann? Wir können ihm nichts nachweisen." Es würde für jedes Problem eine Lösung geben, hatte irgend jemand einmal gesagt - so auch hier. Unter Südtirols Tierschutzvereinen macht man sich bereits Gedanken darüber, einen Vorschlag zur Überarbeitung der Tierschutzgesetze auszuarbeiten – mit Lösungsvorschlägen, im Hinblick auf ihre Realisierbarkeit inklusive entsprechender Kontrollen vor Ort und in der Hoffnung auf Schulers Mitarbeit.