Die Impfpflicht besteht in Italien seit 2017 und betrifft 10 Krankheiten: die Masern, Hirnhautentzündung, Tetanus, Kinderlähmung, Mumps, Keuchthusten und Feuchtblattern. Südtirols Impfgegner und die Initative Öko-Kinderrechte sehen darin einen Machtmissbrauch von Seiten der Politik. Besorgte Eltern würden schlichtweg erpresst. Keine Impfung – kein Kindergarten.
Ist es den Impfgegnern bisher teilweise gelungen, die Schlinge aus dem Kopf zu ziehen, wird es jetzt hart: die Landesregierung hat gestern beschlossen, all jenen Eltern, die ihre Kinder coronabedingt – oder auch nicht – noch nicht impfen lassen konnten, noch drei Wochen Zeit zu geben, dies nachzuholen. Dann aber wird’s ernst.
Andreas Pöder, Vertreter der Öko-Kinderrechte und Impfskeptiker, zeigt auf Facebook mit dem Finger auf die Kindergartendirektoren/innen. Er schiebt diesen die alleinige Verantwortung für die Umsetzung der Impfpflicht zu und nennt sie die die "freiwilligen Helfer des Unbildungslandesrates", denn, wie er schreibt: "Niemand hat das Recht zu gehorchen."
Abseits von derartigen Schuldzuweisungen ist es Tatsache, dass die Impfgegner in ihrem Widerstand beharrlich bleiben. Vor 10 Tagen waren Vertreter der Initiative "Öko-Kinderrechte Südtirol" an der großen Demonstration in Berlin beteiligt, wo es um den Protest gegen die Corona-Maßnahmen ging, um Selbstbestimmung, Freiheit und Menschenwürde. Von den deutschen Medien als "Demo der tausend Gesichter" bezeichnet, beteiligten sich daran einfache Familien, soziale Gruppierungen, Anhänger von Verschwörungstheorien, auch rechtsradikale Gruppen. Jeder hatte etwas zu sagen, auch die Vertreter der Öko-Kinderrechte Südtirol.
Wenn es um Corona geht, geht es früher oder später auch um eine Impfung, und in Italien wird bereits über eine Impflicht für Corona-Impfung diskutiert. Vize-Gesundheitsminister Pierpaolo Sileri ist dafür, Walter Ricciardi, Mitglied der WHO und Berater des italienischen Gesundheitsministeriums, noch nicht. Italiens und Südtirols Impfverweigerer sind ob solcher Diskussionen erst recht aufgebracht.
In kleinerem Rahmen wurde letzten Freitag in Bozen am Silvius Magnago Platz protestiert, gegen Kindergartenausschlüsse, für Freiheit, Menschenwürde und kindgerechte Schule. Die Impfverweigerer plädieren nach wie vor dafür, dass die Sorge über das eigene Kind die Eltern zu tragen hätten und damit auch allein darüber entscheiden könnten, ob sie ihr Kind impfen lassen wollen – im Hinblick darauf, dass nicht jede Impfung ohne gesundheitliche Folgen für das Kind bliebe und gerade im Falle einer Unverträglichkeit der Impfzwang sehr bedenklich und unmenschlich sei. Hat ein Kind die bisherigen Impfungen nur mit Folgen wie Fieber, Schmerzen usw. ertragen, müssten die Eltern es trotz dieser beängstigenden Konsequenzen erneut impfen lassen – eine Entscheidung, die betreffenden und verantwortungsvollen Eltern sicher nicht leicht fallen würde.