584 Personen hatten sich Mitte September der Initiative "Be A Reminder" angeschlossen und einen "Offenen Brief" gegen die vom Land Südtirol herausgegebenen und an den Grundschulen Südtirols in Comic-Form gestalteten und verteilten Broschüre "Conny und Covy" unterschrieben. Auf die Initiative und den "Offenen Brief" hatte sich Ulrich Stofner, Ressortdirektor für Innovation, Forschung, Kommunikation und Europa, zu Wort gemeldet. Er reagierte auf die Kritik an der von der Provinz Bozen veröffentlichten Broschüre "Conny und Covy". Eine Rückmeldung, die Initiative samt ihrer Unterstützer so nicht stehen lassen will und kann. Denn das Land ist der Aufforderung die kritisierte Broschüre aus dem Verkehr zu ziehen nicht nachgekommen und verteidigt die an Grundschüler zur Aufklärung über gegenseitige Schutzmaßnahmen zur Verhinderung einer Ansteckung mit dem Corona-Virus gerichtete Publikation. Die Initiative zeigt in ihrer Rückantwort an Ressortdirektor Stofner auf, dass Comics an sich als Methode zur Prävention durchaus geeignet seien, jedoch eben nicht die Broschüre "Conny und Covy". Die im Comic vermittelnden Inhalte würden "zusätzliche Gefährdungssituationen" schaffen und durch alle gängigen Evaluierungstools fallen. Außerdem erwarten sich Initiative und Unterstützer von Stofner als Führungskraft keine Floskeln und Rechtfertigungsversuche sondern, dass die konstruktive Kritik vom Land angenommen und die misslungene Präventionsmaßnahme entfernt und überarbeitet wird.
VOX NEWS Südtirol veröffentlicht die Rückantwort der Initiative "Be A Reminder" samt Unterstützer nachstehend vollinhaltlich im Wortlaut:
"Sehr geehrter Herr Stofner,
die Folgen von schlecht entwickelten und inhaltlich zweifelhaften Präventionsmaßnahmen, die zu Fehlinterpretation und opponierendem Verhalten führen, kosten Staat und damit uns alle als Steuerzahler/innen (neben den schlecht entwickelten Materialien selbst) jährlich hohe Summen.
Gerade weil der Schutz der Kinder und des Bildungspersonals überaus wichtig ist, sind Präventionskampagnen, die den aktuellen Prinzipien der HPP entsprechen, umso notwendiger. Mit inadäquatem Material hingegen werden - wie aus der Literatur hinreichend bekannt - zusätzliche Gefährdungssituationen geschaffen, was wohl kaum in unser aller Interesse sein dürfte.
Um das von Ihnen zitierte Beispiel mit der Flasche zu verwenden: Selbstverständlich soll kein Kind aus der Flasche eines anderen trinken, aber eine potentiell gefährdende Situation aufzulösen, indem das Kind angeschrien wird (und auf Ihrem Comic nur noch „Sternchen“ sieht vor Schreck) ist eine Präventionsstrategie, die uns letztlich alle gefährdet. Wie aus der zielgruppenorientierten Forschung bekannt ist, reagieren gerade Kinder auf paternalistischen Druck oft mit Opposition. Zudem gilt das im "Public Health"-Bereich verwendete "ethical grid" von Seedhouse zur Validierung jeglicher Präventionsmaßnahme selbstverständlich für alle Altersgruppen und auch für Kinder.
Es gibt vermutlich keine/n Expert/in in diesem Bereich, der/die diese Comics absegnet, (inhaltlich und nicht formal, denn Comics an sich sind als Methode durchaus geeignet): zum einen, weil sehr viele hiesige Expert/innen die Briefe von Forum Prävention und den Reminderz unterzeichnet haben, und zum anderen, weil dieser Comic inhaltlich durch alle gängigen Evaluierungstools fällt. Die Rechtfertigung, dass Ihnen durch "spontane Bekundungen" nicht namentlich genannter Experten mitgeteilt wurde, dass die "Werte der Kinder nicht gefährdet" würden, ist intransparent und verkennt die eigentliche Problematik, Reichweite und neurobiologische Wirkung redundant generierter Inhalte bei Kindern. Vor allem aber ist eine Broschüre, deren bestes Qualitätssiegel ist, dass sie "nicht gefährdet" (sofern von engagiertem Bildungspersonal abgepuffert), keine gelungene Präventionsmaßnahme und muss entfernt und überarbeitet werden. Damit nicht weitere Gelder verschleudert werden, können Sie - wie erwähnt - auf bereits validierte Instrumente und Materialien zurückgreifen.
Den Einsatz einer inter- oder transdisziplinären Arbeitsgruppe aus Expert/innen aus den Bereichen Gesundheit, Soziales/Familie und Bildung, wie es in der Gesundheitsförderung und Prävention üblich ist, würden wir für zukünftige Arbeiten sehr begrüßen. Gerne stehen wir hier für einen konstruktiven Austausch zur Verfügung.
Wir erwarten uns von einer Führungskraft, dass sie ihre und unsere Zeit nicht mit floskelhaftem Dialog und Rechtfertigungsversuchen vergeudet, sondern die konstruktive Kritik von zahlreichen namentlich angeführten Expert/innen annimmt und ihren Auftrag der Prävention in Zeiten wie diesen - wo selbige einen zentralen Stellenwert in ihrem täglichen Zusammensein einnimmt - verantwortungsvoll und nach gängigem Wissensstand umsetzt.
Mit den besten Grüßen,
Die Reminderz"
Über den nachfolgenden Link kann die Broschüre der Autonomen Provinz Bozen zur Aufklärung über die Sicherheitsmaßnahmen zum Coronavirus an Südtirols Schulen aufgerufen und heruntergeladen werden - Download im PDF-Format: hier
Der Rückantwort der Initiative "Be A Reminder" mit allen Namen der Unterzeichner an Ressortdirektor Ulrich Stofner, zum Download bereitgestellt, finden Sie unter "Zugehörige Dateien".